Südgeorgien

Die große Hauptinsel Südgeorgiens, ist ca. 160 Kilometer lang, bis zu 30 Kilometer breit, zum großen Teil von Gletschern und Schnee bedeckt und sehr gebirgig, mit elf Bergen über 2000 Metern. Südgeorgien ist wegen seines Tierreichtums als die Serengeti der Antarktis bekannt, sowie für seine landschaftliche Schönheit und Unberührtheit und war deshalb noch vor dem eisigen Kontinent selbst, als die Nummer Eins der zu besuchenden Ziele auf meiner Liste.

Trotz tief hängender Wolken, gibt es die ersten spektakulären Ausblicke nach zwei Tagen durch ruhige See.

Es geht gleich sehr historisch los. Wir landen in der kleinen Bucht von Cape Rosa an. Hier betrat der wohl berühmteste Antarktis Reisende, nämlich Sir Ernest Shackleton im Jahr 1916 nach einer unvorstellbaren Fahrt mit einigen seiner Männer von Elephant Island kommend das erste Mal wieder Land. 17 Tage haben sie sich in einem kleinen offenen Boot hierher durchgekämpft. Das sie es schafften, war wohl zu einem großen Teil dem Navigations Künstler Frank Worsley zu verdanken. Pelzrobben und See Elefanten haben die kleine Bucht in Beschlag genommen, doch wir können zur am Fels angebrachten Plakette dringen, die an die Landung erinnert.

Schon vor 20 Jahren habe ich ein Buch gelesen über diese unglaubliche Leistung, die ihn so berühmt trotz gescheiterter Expedition gemacht hat. Sein Schiff wurde vom Eis zermalmt, die Eroberung des Südpols war damit gestorben, doch er rettete in einer beispiellosen Aktion alle seine Männer. Das Buch las sich wie ein Krimi und ich konnte mir damals nicht vorstellen, einmal zu den abgelegenen Schauplätzen dieses Dramas vorzudringen. Nicht zu fassen, nun auf Shackletons Spuren zu wandeln und noch dazu diese Bucht anlaufen zu können, denn dies ist fast nie aufgrund des garstigen Wetters möglich.

Wir befinden uns auf der extrem dem Wetter ausgesetzten Südseite der Insel, und was wir als nächstes zu sehen bekommen, ist überirdisch schön. Die King Haakon Bay, an deren Eingang Cape Rosa liegt. Der Wellengang ist zu stark für eine Anlandung und wir bestaunen dieses unberührte Juwel vom Schiff aus.

Am nächsten Tag sind wir im Norden der Insel und unsere erste Landung erfolgt in der Right Whale Bay. Der Strand ist vollgepackt mit arktischen Pelzrobben, einigen See Elefanten und Königspinguinen in rauen Mengen, wir sind sprachlos.

So ein paar Einblicke in verschiedene (Tier) Paradiese dieser Welt waren mir ja schon vergönnt im Leben. Galapagos, Okavango Delta und Denali Nationalpark zählen dazu. Dort hatte ich das Gefühl, der Mensch hat seine zerstörerische Hand noch nicht ausgestreckt bzw. es hat sich wieder regeneriert. Keine Spur vom allgegenwärtigen Raubtier Mensch, hier geht alles noch seinen ursprünglichen Gang. Dies war nicht immer so, Walfänger haben in und um Südgeorgien ihr blutiges Werk ausufernd verrichtet, trotz dieser abgelegenen Lage.

Am Nachmittag geht es nach Salisbury Plain, die zweitgrößte Königspinguin Kolonie der Welt und somit auch von Südgeorgien. Auf 250 Tausend Paare wird sie geschätzt. Diese Pinguin Art ist laut unserem kanadischen Experten und Biologen aktuell nicht gefährdet und stabil, welch gute Nachricht! Ansonsten einfach nur OHNE WORTE!

Tags darauf geht es nach Fortuna Bay. Soviel Landschaft und Tierwelt sind jetzt schon bereits nur noch schwer zu verkraften.

An der Einfahrt der Bucht nach Stromness, liegt die ehemalige Walfangstation Leith Harbour.

Der Mensch hat reichlich gewütet auf Südgeorgien. Die Walfangstationen waren eine gut organisierte Tötungsmaschinerie. Hauptsächlich ging es um den Blubber, die weiße Fettschicht unter der Haut, die für Glyzerin und somit für die Herstellung von Kosmetika aber auch für Brennstoff benötigt wurde.

Die Tiere, hauptsächlich Pelzrobben, haben sich alles zurück erobert. Wir müssen wegen Einsturz und Asbest Gefahr Abstand von den Gebäuden in Stromness halten und mit Stock bewaffnet, gibt es mal wieder einen Spalierlauf durch Unmengen von Robben, die sich öfter mal recht angriffslustig zeigen.

Stromness diente zwischen 1913 und 1931 als Walfangstation, danach noch bis 1961 als Schiffsreparaturwerft. Für Shackleton gab es hier 1916 die Erlösung, er erreichte die Station nach einem langen Marsch durchs Landesinnere und somit auch Hilfe seine übrigen Männer zu retten, die unter widrigsten Bedingungen auf Elephant Island ausharrten.

Wir dürfen grundsätzlich nur mit den zur Verfügung gestellten Stiefeln an Land und die Hygienevorschriften sind zu Recht extrem streng. Jedes Steinchen und Hälmchen muss aus Profil und Kleidung entfernt sein, um nichts einzuschleppen.

Ankunft in Grytviken, die Walschlachterei, welche am längsten in Betrieb war, nämlich satte 62 Jahre! Über 53700 Wale wurden hier verarbeitet. Im Sommer gibt es ein paar engagierte Bewohner, hauptsächlich aus England, dies ist auch britisches Übersee Territorium, die sich um die anlandenden Touristen kümmern. Es gibt eine Post mit schönen Briefmarken, man kann ein Stück Land adoptieren und somit schützen und die renovierte Kirche besichtigen. Nicht zuletzt hat Sir Ernest Shackleton auf dem kleinen Friedhof auf dem Hügel seine letzte Ruhestätte gefunden. Neben der allgegenwärtigen Tierwelt, gibt es auch sonst eine Menge zu sehen, die Zeit ist wie immer zu kurz.

Die See Elefanten Männchen sind riesig und nochmal größer als die, die ich in Argentinien sah.

Geburt knapp verpasst und auch einen sehr Hellen gibt es zu sehen.

Am Nachmittag laufen wir die St.Andrews Bay an, wo sich die größte Königspinguin Kolonie befindet, mit sage und schreibe 500 Tausend Brutpaaren. Die Bucht ist sehr ausgesetzt und offen, leider ist zuviel Wellengang zum Anlanden. Es ist ja nicht so, dass wir nicht genügend zu sehen bekommen hätten und allein der Anblick von weitem ist ja schon was. Alles ist so voll gepackt, dass es wohl so ohnehin besser ist.

Wir werden nun zwei Tage auf See verbringen. Für diese Strecke hat Shackleton mit seinen Männern im offenen Boot rudernd 17 Tage benötigt. Bald werden wir mit eigenen Augen sehen, an welch unwirklichen Ort er seine 22 Männer zurücklassen mußte.

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