Bombige Wüstenhighlights und bei den Aussteigern von Slab City

Wir fahren durch trockene Wüstenlandschaft nach Osten Richtung El Centro. Dank einer Unmenge von Wasser, wird hier im großen Stil Heu produziert. Wir kaufen Öl und lassen für fünfzehn Dollar in einer mexikanisch geführten Werkstatt einen Ölwechsel machen. Da wir uns immer noch sehr nah an der Grenze befinden, patroulliert überall in der Wüste wo wir campieren die Border Patrol mit Gelände Fahrzeugen.

Von hier nehmen wir die Old Overland Stage Road unter die Räder, die uns in den westlich gelegenen Anza Borrego Desert State Park führen soll. Sie ist Teil der historischen Butterfield Overland Stage Route auf der Passagiere und Post zwischen St.Louis, Missouri und San Francisco transportiert wurden. Auf sandiger Piste fahren wir südlich eines ausgedehnten Militär Sperr Gebietes bis wir auch auf unserer Route vor Verbots Schildern stehen. Wir weichen etwas nördlich aus und umfahren die Schilder auf einem deutlich sichtbaren, befahrenen Track. Da hier aber zumindest früher Bomben gezündet wurden, ist es sicherlich eine gute Idee, auf den vorhandenen Spuren zu bleiben. Lange dauert es nicht und wir finden die entsprechenden Bomben Reste überall verstreut herum liegen. Die Strecke durch die Carrizo Badlands ist wunderschön und macht das etwas mulmige Gefühl wett. An der Grenze zum Park stehen wir vor einem mobilen Zaun den wir leicht beiseite räumen und wieder zurück stellen können, außerdem sind die Verbots Schilder von dieser Seite eindeutig, umso mehr freuen wir uns, diese herrliche Route gefahren zu sein. Das Blair Valley liegt auf tausend Metern und bietet tolle Camp Möglichkeiten, leider ist es in den folgenden Tagen so kalt und regnerisch, dass ich es nur in Daunenjacke aushalte, allerdings hat der Frühjahrs Regen alles aufblühen lassen und wir erfreuen uns an unzähligen in Blüte stehenden Kakteen in diesem wunderbaren Park. Karola und Hans haben nur wenige Tage nach uns die Grenze überquert und fahren nun bis zum Sankt Nimmerleins Tag immer kurz hinter uns her, wir schaffen es einfach nicht, auf einen gemeinsamen Nenner, bzw. ein Treffen.

Wir begeben uns östlich zur Salton Sea, einem großen See, der dank intensiver Landwirtschaft an seinen Ufern, Düngemittel Fabriken und Schlachtvieh Haltung völlig aus dem ökologischen Gleichgewicht gebracht ist, umso erstaunter sind wir, das sich hier immer noch viele Pelikane tummeln. John ist auf der Jagd nach irgendwelchen aufgegebenen Gebäuden die mit Graffitti besprüht sein sollen. Bei Niland auf der Ostseite, erreichen wir den bunt bemalten Salvation Mountain den Leonard Knight nach dem Motto „God is Love“ ab 1984 aus Lehm, Stroh und viel bunter Farbe gebaut hat, seit 2002 ist er offiziell als Kulturgut anerkannt.

Kurz dahinter beginnt das mehr oder weniger autonome Gebiet von Slab City, offiziell eine illegale Kommune inmitten der Wüste, wo Aussteiger, Arme, Alternative, Teilzeit und Vollzeit Camper, Künstler, schräge Vögel und Ausgestoßene in allen möglichen Behausungen leben. Runter gekommen aber längst nicht tot, vermüllt aber hart umkämpft ist es eine der letzten großen Inseln typischer kalifornischer Verschrobenheit, Individualität, Selbstbestimmung und Andersartigkeit die auf keinen Fall verschwinden sollte. Jeder ist willkommen, die Einwohner nett und aufgeschlossen. Kirche, Kino, gefrorenes Wasser, alles da was man braucht. Wir campen am Rande und nehmen abends einen merkwürdigen Geruch wahr. Ich denke, es kommt von den Düngemittel Fabriken rüber geweht, John meint, da hat jemand in der Nähe seine Meth Produktion an geschmissen, was immer das ist.

Am folgenden Tag bummeln wir durch diese abgefahrene Gemeinde und kommen mit vielen Bewohnern ins Gespräch, wir sind fasziniert, Revoluzzer und im Herzen immer noch Hippie John, würde am liebsten gleich her ziehen. Mark aus Oregon verbringt hier regelmäßig den Winter und sein grandioses Bus/Boot Teil in das er uns einlädt, fährt auch noch selbstständig von Oregon hier her. Innen gleicht es einem kuriosen Museum, absolut cool. Wir schauen bei East Jesus vorbei, hier hat sich eine Gruppe von Künstlern und Öko Freaks ein bemerkenswertes Stück Unabhängigkeit geschaffen. Wir werden von einer blau haarigen netten Bewohnerin, gekleidet in einen Art buntem Plüsch Schlafanzug empfangen und herum geführt. Auf dem Gelände haben sich ein paar Künstler ausgetobt, man hat ein beeindruckendes Solar System installiert und ein sehr effektives Kompost Toiletten System entwickelt. Auch hier ist man offen und sucht immer irgendwie Unterstützung. Jesus East ist bereits so bekannt, dass am Wochenende schon mal eine ganze Busladung zur Besichtigung anrollt. John ist mir dankbar, ihn hier her geführt zu haben zumal auch Chris Mc Cantless hier einst Zeit verbracht hat.

Wir begeben uns ins etwas nördlich gelegene, aus der Wüste gestampfte und von golfenden Rentnern so geliebte Palm Springs. Hier soll ein Seitenauspuff angebaut werden. Es klappt zwar zwei Tage später aber John ist nicht zufrieden und das zu Recht wie sich noch raus stellen wird.

Im Ort merkt man nicht viel von dem sturmartigen Wind der uns jede Nacht draußen bei den Windrädern erwartet, extrem unangenehm.

Wir finden eine abgelegene Piste die in den Joshua Tree National Park führt, fahren im Norden wieder heraus und auf der Salt Evarporator Road, eine abgelegene Piste, ins Mojave National Preserve, wo wir ein wenig die Route 66 befahren um dann für die nächsten fünf Tage eine weitere historische Route, die Mojave Road, unter die Räder nehmen. 

Wir begegnen nur wenigen Fahrzeugen und genießen diesen schönen Track durch das Mojave Preserve. Highlights sind die Mojave Mailbox, die Frosch Kollektion in der Nähe, die Lava Röhre in die man hinab steigen kann mit tollem Lichteinfall, unser altbekanntes Camp an der erstarrten Lava, der Soda Lake, Afton Canyon und die blühenden Joshua Trees.

Nördlich von Barstow stoßen wir auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz auf den schönen Canyon des Rainbow Basin.

Von dort nehmen wir ein paar Tage später die 58 um dann bei Kramer Junction auf die 395 abzubiegen. Hier hat sich aufgrund des Regens ein herrliches Blumenmeer ausgedehnt. Wir fahren über eine Piste zu den Pinnacles dann nach Trona und zu den Darwin Falls. Hier verlassen wir Death Valley National Park für kurze Zeit und machen Camp in einer Art Canyon. Nachts hören wir Huf Getrappel und dann geht die Post ab. Wilde Eselhengste buhlen offensichtlich um die Gunst ihrer Stuten und wir stehen mittendrin und hören uns stundenlang das Gequietsche und Geschrei der Langohren an. Es ist stockdunkel, so dass wir leider überhaupt nichts sehen. Über Darwin, ein altes Minen Kaff, wo noch ein paar schrullige Bewohner die Stellung halten, geht es auf die Cerro Gordo Road hoch hinauf auf 2400 Meter, hier kann man eine noch gut erhaltene in privater Hand befindliche Mine besichtigen. Wir kurven auf der anderen Seite die nun deutlich schlechter werdende Piste wieder abwärts als uns plötzlich Opa und Oma mit ihrem Wagen den schmalen Weg versperren. Er versucht verzweifelt über einen kleinen Buckel zu kommen was mit dem niedrigen Auto ohne Allrad nicht gelingt. Irgendwann sind sie zu der Einsicht gelangt, dass sie es nicht schaffen, sind umgedreht und nun das. Wir finden keinen Punkt um überhaupt etwas an ihrem Wagen zu befestigen um sie darüber zu ziehen, moderner Schrott. Wir schaufeln ein wenig, nichts, das Sandblech fliegt gleich hinten wieder raus und der neue Wagen ist innerhalb einer halben Stunde um zwei Jahre gealtert. Dann kommt von hinten eine ganze Gruppe Jeep Fahrer und die haben damit den schwarzen Peter. Ein paar Mann an den Wagen, kräftig schieben und Gas geben, raus ist er. Die alten Leute sind sichtlich erleichtert, zumal sie nun die ganze Truppe im Rücken haben. Die Piste wird tatsächlich noch ein wenig anspruchsvoll bis wir die Banham Mines Road erreichen, wieder aufwärts holpern, um am Ende natürlich wieder eine alte Mine vorzufinden und einen Platz mit fantastischer Aussicht auf 2400 Metern der genauso gut im Yosemite Valley sein könnte, Death Valley überrascht immer wieder. Über die Saline Valley und mir bereits bekannte wunderbare Hunter Valley Road gelangen wir zur Teakettle Junction und dann weiter zu „The Race Track“ wo sich auf wundersame Weise Steine wie von Geisterhand über einen ausgetrockneten See bewegen. Beobachtet hat das noch niemand aber mittlerweile hat man anhand Langzeit Video Installation heraus gefunden, dass eine Kombination aus starkem Wind und Eis das sich hier im Winter bilden kann, zur Steine Wanderung führt. Auf weiterem Wege verabschiedet sich dann auch leider der neue Auspuff den John mühsam notdürftig befestigt. Wir gelangen zum Ubehebe Krater wo wegen Frühjahrs Ferien einiges los ist. Über Furnace Creek und Bad Water verlassen wir Death Valley.

Bradleys Muffler Service in Pahrump hat grad Zeit den Auspuff zu machen, er erinnert sich an den Wagen, ich war schon mal da, und diesmal sieht das Ergebnis deutlich besser aus. In einem der zwei Kasinos gibt es zwei für eins mexikanisches Büffet, wir zahlen zusammen 9,- Dollar inklusive so viele Margaritas wie man saufen kann. Pahrump ist eines meiner Lieblings Käffer, klein und übersichtlich, Top Camping Möglichkeiten, auch der Zahnarzt und eine andere Werkstatt die vernünftig Ölwechsel machen kennen mich schon, allerdings weigert man sich diesmal an der Tankstelle hartnäckig, die europäisch suspekte ohne extra Ventil ausgestattete Gasflasche aufzufüllen, dann eben nicht, wir gehen heute eh wieder ins Kasino, Roast Büffet zwei für eins, inklusive Getränke versteht sich und auch Nicht Fleisch Esser kommen auf ihre Kosten.

In Las Vegas gibt es ein bißchen was zu erledigen, es ist bereits sehr warm hier Ende März. Wir gehen auf den mir bekannten Las Vegas Bay Campground für 10,- Dollar die Nacht und bekommen schließlich eine Absage vom mühselig gefundenen Schweißer, er hat keine Zeit für Kleinkram. Der Ersatzradhalter wäre mal wieder fällig. Einen Abend latschen wir nochmal über den Strip und dann nichts wie weg. Wir drehen eine schöne Runde über das Nevada High Desert, hier ist es zu kalt. Über Ash Springs und den Aliens Highway geht es zu alten Minen mit gut erhaltenen Gebäuden und massenhaft offen rum liegenden Sprengstoff auf fast 2000 Metern, hier geht es nachts an die null Grad. Wir fahren über das Mojave Preserve und Palm Springs langsam nach Los Angeles wo mein Fahrrad in die Fahrrad Werkstatt und Wally zu TLC kommt um neue Blattfeder Pakete verpasst zu bekommen. Der Termin steht seit sechs Wochen, wir haben mehrfach darauf hingewiesen, dass wir in dem Wagen leben und ihn nicht tagelang abgeben können, davon will der Kundenbetreuer nichts gewusst haben, jetzt gibt es richtig Ärger bis sich die Chefetage einschaltet, schlichtet, uns für eine Nacht ein Hotel besorgt und sämtliche Öle für umme wechselt. Wir bekommen außerdem noch eine Führung durch den Laden, der tolle Landcruiser Fj 40 und Broncos unter dem Label ICON in Handarbeit herstellt, ab zweihundert tausend Dollar aufwärts sind sie zu haben, alles nach Kundenwunsch, jedes Teil ein Unikat. Nachdem Wally wieder richtig toll da steht, verlassen wir das Moloch Los Angeles und machen einen Sprung zurück nach Nevada um an unserem Lieblingsplatz am Lake Mead etwas abzuhängen bevor es wieder einmal ins geliebte Utah geht.