Zehn Minuten vom Eingang des Zion National Park entfernt, finden wir einen herrlichen Platz auf einem Plateau, den wir auch die nächsten Tage nutzen werden.
Ich möchte noch einmal den Angels Landing Trail laufen, der mir durch seine gigantische Aussicht in Erinnerung geblieben ist.
Zuerst latschen wir auf dem Emerald Pools Trail, bevor es einige hundert Meter bergan geht, ziemlich weit oben, bevor die Warnschilder über die Absturzgefahr auf dem sehr schmalen, teils beidseitig mehrere hundert Meter senkrecht abfallenden mit Stahlseilen gesicherten Trail hinweisen, klärt uns ein extrem engagierter Ranger darüber auf, dass hier auch wieder einige Kondore nisten.
An dieses letzte Teilstück habe ich merkwürdigerweise keine Erinnerung, dafür umso mehr an die Aussicht am Schluss, ein Engels Landeplatz eben.
Wir sind so ins schwitzen gekommen, das wir uns in den eiskalten Bach in tieferen Lagen stürzen, aber nur eine halbe Minute.
Die folgenden Tage sind ausgefüllt mit Wanderungen, hier gibt es nur eine Richtung, bergauf.
Über den Zion Mount Carmel Highway geht es in Haarnadelkurven und durch einen Tunnel aus dem Park hinaus, was nicht heißt, das es hier weniger schön ist. Über ein windiges Hochplateau nähern wir uns Kanab, wo es stürmt, regnet und kalt ist. Wir sind angenehm überrascht über den gut sortierten Supermarkt und setzen unseren Weg in Richtung Page auf der 89 fort und betreten damit das riesige, leere, grandiose Gebiet des Grand Staircase Escalante National Monument, wo wir uns viele Wochen aufhalten wollen, um diesen Abenteuerspielplatz besser kennen zu lernen. Das ganze Gebiet zwischen dem Highway 15 im Westen und dem Highway 70 im Norden ist weitestgehend menschenleere, nur mit wenigen kleinen Versorgungsmöglichkeiten versehene rote Traumlandschaft in der man Jahre verbringen könnte.
Wir wollen zum Paria Movie Set, ich habe aber in Anbetracht der schweren Regenwolken große Bedenken, die Piste zu fahren. Schilder weisen ausdrücklich darauf hin, dass die Pisten bei Regen nicht mehr befahrbar sind, auch mit Allrad. Das glaube ich sofort, so wie die beschaffen sind, ist das dann die gleiche Schmiere wie ich sie schon auf afrikanischen Pisten erlebte, da geht nichts mehr.
John will mir nicht glauben aber ich weiß wovon ich rede, wir drehen um.
In Big Water erfahren wir auf der Ranger Station, wie das mit der Verlosung der Permits für „The Wave“, einem der bekanntesten Naturwunder der Gegend läuft.
Zu unserem Ärger müssen wir feststellen, das die Verlosung der Plätze ausschließlich in Kanab stattfindet, außer man macht bei der Internet Lotterie mit, was voraussetzt, dass man das Datum des Besuches bereits fünf Monate im Vorraus weiß. Dies ganze Theater resultiert daraus, dass die Wave heutzutage in jedem Reiseführer propagiert wird und deshalb Jedermann da hin will, nichts desto Trotz, ist es den Aufwand sicherlich wert, handelt es sich doch um ein außergewöhnliches, in Form einer Welle geformtes Naturwunder.
Wir wollen erst mal ein Stückchen die Cottonwood Road nach Norden fahren, das Gewitter scheint abgezogen und zuerst fährt es sich auch problemlos. Doch dann treffen wir auf die berüchtigte Schmierseife auf der der Wagen sofort ins rutschen kommt. Zum Glück geht es nirgends abwärts aber steuerbar ist Wally nicht mehr wirklich und die Reifen Profile sitzen sofort komplett zu.
Wir stellen den Motor ab und laufen ein wenig Schlittschuh auf der aalglatten Piste. Eineinhalb Stunden später ist es etwas abgetrocknet und ich fahre langsam retour.
Page verfügt mittlerweile über einen Walmart und ist somit die beste Versorgungsstation in einem großen Umkreis.
Wir fahren zur bekannten Horseshoe Bend, wo man hoch oben eine fantastische Aussicht über eine große Flussschleife des Colorado hat. Schräg gegenüber finden wir an einer sandigen Piste eine tolle Übernachtungsmöglichkeit die wir noch mehrfach nutzen werden.
Wir fahren über den Glen Canyon Damm auf der nun trockenen Piste zum nicht mehr vorhandenen Praia Movie Set und begeben uns danach in Richtung Kanab um an der Lotterie für „The Wave“ teilzunehmen.
Es werden zehn Plätze vergeben und zwanzig Leute sind anwesend, die Chancen stehen also nicht so schlecht, aber es klappt nicht. Stattdessen besorgen wir uns ein Permit für eine abgelegene Ecke des Vermillon Cliff National Monument, welches im angrenzenden nördlichen Arizona liegt.
Die Ecke in die wir möchten, ist relativ abgelegen und nur über sandige, ruppige Pisten mit Allrad zu erreichen. Warum man dafür ein Permit benötigt, leuchtet uns erst ein, als wir am nächsten Tag in dieser fantastischen Landschaft, die zum Glück noch recht unbekannt ist, umher wandeln. Massen von Menschen wären hier unverträglich und würden vieles schnell zerstören. Profi Fotografen halten sich normalerweise mit Angaben von genauen Orten vornehm zurück und das ist auch gut so.
Wir verbringen den ganzen Tag hier und campen ein zweites Mal am Trailhead, nachts gibt es leichte Minus Grade.
Wir begeben uns nach White Pocket, welches außerhalb der Permit Zone liegt und somit auch von einigen Leuten angefahren wird, auch hierher kommt man nur mit Allrad. Die vornehmlich in Weiß gehaltene Landschaft begeistert wieder.
Wir begeben uns ein zweites Mal nach Kanab, doch mittlerweile ist die Anzahl der Anwärter explodiert und somit gucken wir wieder in die Röhre. Macht nichts, es gibt unendlich viel anderes zu entdecken.
Wir übernachten einige Male auf dem kostenfreien an der Grenze Utha/Arizona gelegenen Stateline Campground und erkunden die Umgebung zu Fuß. Unter anderem quetschen wir uns durch den Buckskin Gulch, welcher als der längste Slot Canyon der Welt gilt, nämlich satte zwanzig Kilometer lang. Wir werden allerdings nach ein paar Kilometern durch Wasser gestoppt, welches wir zuerst noch durchwaten, es ist jedoch eiskalt, so dass wir irgendwann umdrehen müssen.
Wir schauen uns das Ganze am nächsten Tag von oben auf einer Querfeldein Wanderung an. Irgendwann stoßen wir auf einen Seiten Canyon des Buckskin und John verschwindet darin.
Lange Zeit höre ich nichts, dann ein Rufen das er Hilfe braucht und allein nicht raus kommt. Ich muss erst mal Steine schleppen um den ersten Absatz sicher für den Rückweg zu machen und finde ihn ein Stück weiter zwei Meter tiefer, wo er im berühmten Treibsand steht und vor komplett glatten Wänden an denen selbst er als erfahrener Kletterer scheitert. Das Seil liegt heute im Wagen, das aber zum letzten Mal, und ich gehe zurück, um am einzigen herum liegenden toten Baum einen passenden Ast zu finden an dem er sich hoch ziehen kann. Diese Erfahrung wird er so schnell nicht vergessen, allein hätte das schief gehen können.
Abseits der Hauptroute nach Page, streifen wir tagelang mit Hilfe des GPS querfeldein durch fantastische Landschaften und besuchen abgelegene Hoodoos in weißer Landschaft, toll.
Nach befüllen des Kühlschranks in Page, begeben wir uns nun Nordwärts auf der Cottonwood Canyon Road, diesmal völlig trocken und gut befahrbar. Hier verbringen wir einige Tage und müssen uns in Anbetracht der unendlichen Möglichkeiten immer wieder schwer entscheiden, welche Gegend wir besuchen. Die Fahrräder sind mittlerweile aufs Dach geschnallt und verpackt, da wir sie hier in absehbarer Zeit nicht brauchen werden. An dieser Straße erleben wir viel Sonne aber auch viel Wind. Die Gosvenor Arch ist riesig und toll anzusehen, wir streifen durch weitere Slot Canyons, immer wieder faszinierend und fotografisch interessant.
Der Hacksberry Canyon stellt die erste Herausforderung für mich dar, gibt es hier doch am Einstieg eine drei Meter hohe Stufe, einen „Drop off“ zu überwinden. John seilt mich an und dann mache ich die ersten Klettererfahrungen, nicht einfach, die Angst zu überwinden aber es klappt ganz gut. Der Canyon selbst ist ein Traum und am Ende können wir problemlos hinaus klettern und am Canyonrand zum Wagen zurück laufen.
Wir nähern uns Bryce Canyon Nationalpark und damit unvermeidbar der Kälte, Bryce liegt auf 2500 Metern und ist Mitte März nicht gerade die Sommerfrische. Dafür scheint herrlich die Sonne und die Minus zehn Grad nachts sind ja eh kein Problem.
Wir verbringen herrliche Tage in diesem fantastischen Park, laufen alles ab und finden außerhalb einen super Platz zum übernachten.
Weiter geht es nach Escalante, einem kleinen Kaff im Norden des Grand Staircase Escalante National Monument.
Mittlerweile Slot Canyon süchtig, begeben wir uns auf die Egypt Road , die von der Hole in the Rock Road abzweigt und wo man mal wieder mit hochbeinigem Allradfahrzeug klar im Vorteil ist. Am nächsten Tag laufen wir mit Hilfe des GPS zum Neon Canyon, der uns wieder mal begeistert.
Am Abend stoßen wir einmal mehr auf Ex Präsident Bill Clinton an, der diesem riesigen, einsamen Gebiet, welches von der Glen Canyon National Recreation Area, dem Vermillon Cliffs National Monument und dem Dixie National Forest umgeben ist, kurz vor Ende seiner Amtszeit trotz großer Widerstände den National Monument Status verliehen hat.
Der nächste Slot ist für Anfänger ohne Klettererfahrung eigentlich gar nicht geeignet aber gucken kann man ja mal.
Zunächst stehen wir vor einem glatten fünf Meter Steilhang und ich muss an die Leine. Da es hier glatt ohne Kletterei runter geht, ist es nicht das Problem. Dann kommt ein enger Slot wo man sich oben drüber hangeln muss, und danach abwärts, über tiefe eiskalte Wasserlöcher, wobei ich dann irgendwann abrutsche und halb drin liege. Weiter geht es bis wir an eine viele Meter tiefe Rinne mit unergründlichem nicht zu überwindenden Wasserloch gelangen. John erkundet das ganze und beschließt, dass ich als erste runter soll. Die Rinne ist viel zu steil für mich, ich komme ins rutschen und kann mich gerade noch vor dem Wasser mit beiden Beinen an der Gegenwand abstützen und schwebe nun mit dem Hintern über diesem tiefen, großen Loch mit rundherum glatten, hohen Wänden. Für mich ist nun Schluss mit lustig, ich will hier raus. Die Seil Bergeaktion dauert eine halbe Stunde und ist alles andere als einfach, zum Glück, und nicht immer selbstverständlich, können wir auch wieder den selben Weg hinaus klettern.
Am nächsten Tag geht es gleich weiter mit vier sehr beliebten Slots, wobei Spooky und Brimstone extremst eng werden, definitiv nichts für Klaustrophobiker und gut genährte. Natürlich wählen wir mal wieder die schwierigen Ein und Ausstiege, allerdings nur, weil wir die Alternativen nicht kennen. Beim ersten gibt es mehrere hohe Absätze und auch Terry steht etwas ratlos davor. Mit Johns Hilfe schafft er es und ich werde die letzte hohe Stufe von beiden wie ein Kartoffelsack hoch gezogen. Am anderen Ende stehen Leute die im Gegensatz zu uns, völlig sauber aussehen, es gibt also einen leichten Hintereinstieg. Während wir noch fotografieren, kommt Terry zurück und meint, es gäbe draußen einen Notfall und da John ja Kletterer und ausgebildeter Sanitäter ist, hier der Mann der Stunde.
Draußen steht Helen am unteren Ende einer sechs Meter ziemlich schrägen Wand und kann nicht mehr auftreten, zugestehen muss man der ehemaligen Tierärztin, das sie vernünftige Schuhe trägt, aber auch einige Pfunde zu viel rum schleppt und dadurch unbeweglich ist. Sie muss nun retour die Wand hoch, also angeschnallt ans Seil, John sichert von oben, drei Mann stützen von unten, geschafft. Den Rest des Tages darf sie mit ihren Helfern damit zubringen, hier raus zurück zum Wagen zu humpeln.
Nach einem tollen neuneinhalb Stunden Tag haben wir alles erkundet und uns ein Bier verdient.
An der Hole in the Rock Road könnte man noch viel Zeit verbringen, nach vier Wochen im Grand Staircase begeben wir uns Richtung Osten auf den wunderschönen Burr Trail, der dann in den Capitol Reef National Park übergeht und über abgelegene Nebenpisten erreichen wir die 95 die sich süd/ostwärts schlängelt und nicht umsonst ein Scenic Byway ist. Tolle Aussichten auf den Colorado River, mit so niedrigem Wasserstand, das die Bootsrampe weit entfernt vom Ufer ungenutzt bleibt und rote Landschaft mit dem frischen Grün der Bäume.
Wir laufen das Natural Bridges National Monument ab, drei große Brücken, wobei Sipapu Bridge die zweitgrößte Natursteinbrücke der Welt ist.
Weiter geht es Richtung Blanding, dann auf Nebenpisten durch Indianer Reservate mit Ziel Mancos, Colorado.