Am US Grenzübergang in Lynden geht es extrem flott und wenig später stehen wir mit einem riesen Eis in der Hand welches so gerade noch auf das riesen indische Büffet das wir in Vancouver genossen passt, im durch holländische Auswanderer geprägten, extrem nach Gülle riechenden Städtchen. Heute beehren wir mal mangels besserer Möglichkeiten die Kirche und stellen uns auf deren großzügig angelegten Parkplatz für die Nacht, wo auch keiner was dagegen zu haben scheint.
Am Morgen geht es nach Bellingham, wo Wally die vorbestellten neuen Schlappen montiert bekommt.
Wir fahren nach Osten Richtung Cascades National Park und finden in den Bergen auf neunhundert Metern einen tollen Platz, der ruhigste seit langem.
Im National Park ist gutes Wetter, bei Diablo gibt es einen schönen freien Platz am See, die anderen Campingplätze werden Ende September geschlossen, man darf aber auf dem Parkplatz stehen was uns gerade Recht ist. Wir unternehmen eine schöne Wanderung zum Fourth of July Pass durch herrlichen Regenwald.
Die schöne Fahrt durch die Cascades bringt uns ins Western Städtchen Whintrop und weiter auf Pisten im National Forest Richtung Colville. Hier, östlich der Cascades ist es mit der Üppigkeit vorbei. Trockene Landschaft geprägt durch Landwirtschaft und Pferdezucht bestimmen das Bild.
Wir erreichen das Haus von Bob und Susan in Idaho, entstauben mein Fahrrad, bekommen viele leckere Dinge vorgesetzt und John bastelt einen Tag lang am Wagen, was nun endlich zum Austausch des Zahnriemens führt, sowie einer Halterung für den neuen Highlift an der Front Stoßstange, da John meint, zukünftig nicht ohne einen solchen leben zu können. Über Couer d`Alene geht es zurück nach Washington. Von Spokane begeben wir uns auf den Highway 90 und bei Moses Lake finden wir einen tollen Platz in Wüstenlandschaft mit nächtlichem Coyoten Konzert. Der Staat Washington präsentiert sich hier in einem mir völlig unbekannten Landschafts Bild.
Über Yakima, wo es sehr warm ist, nähern wir uns den kühlen Bergen des Mt. Rainer National Park und fahren direkt auf zweitausend Meter zur Sunrise Day Lodge. Die Lodge ist geschlossen und wir übernachten bei Vollmond auf dem Parkplatz und genießen morgens den tollen Sonnenaufgang mit Blick auf den Schnee bedeckten Mt. Rainier, der mit seinen 4392 Metern ein immer noch aktiver Vulkan ist der jederzeit wieder ausbrechen kann.
Den nächsten Tag verbringen wir dort oben mit einer tollen Rundwanderung und herrlichem Blick auf die Bergwelt und den dominierenden Mt. Rainer. Weitere Tage genießen wir den Regenwald und machen eine Wanderung vom Paradise Inn in Richtung Camp Muir, eines der Base Camps für die Besteigung des Vulkans. Immer höher steigen wir auf dem Gletscher, der Berg scheint zum Greifen nahe, fast hätten wir das Base Camp erreicht, der Abstieg durch die herbstlich geprägte, sonnige Bergwelt ist eine Klasse für sich. Das Wetter meint es gut, da ist sogar noch ein Bad im kalten vom Gletscher gespeisten See drin.
Wir fahren weiter zum Mt. St. Helens, der 1980 ausbrach, wobei es die ganze Kuppe absprengte und über 50 Menschen die sich in der Umgebung aufhielten in den Tod riss, es ist stürmisch hier oben,
die Landschaft ist karg und wird immer noch von toten herum liegenden Bäumen geprägt. Über ein Geflecht von Forest Pisten, welches ohne Navi schwer zu durchschauen wäre, gelangen wir nach Bend in Oregon und finden etwas außerhalb sehr gute Camp Möglichkeiten im National Forest. Wir beschließen ein wenig zu bleiben und uns um das ein oder andere kleine Problem von Wally zu kümmern als John eine schlechte Nachricht von Zuhause erhält. Noch am gleichen Tag fahre ich ihn nach Portland zum Flughafen und schon sitzt er im nächsten Flieger nach Vermont.
Ich begebe mich langsam Richtung Küste, wo die Vegetation üppiger wird aber auch wieder regelmäßig mit Regen zu rechnen ist. Über viele Nebenstraßen gelange ich zum Crater Lake National Park der über zweitausend Meter hoch ist. Die Landschaft ist von einer dünnen Schneedecke überzogen aber es ist herrlich sonnig und recht mild. Der See ist vulkanischen Ursprungs und mit sechshundert Metern der tiefste der USA und mit den ihn umgebenen Steilwänden und seiner tief blauen Farbe äußerst attraktiv.
Einige Tage später erreiche ich Kalifornien, fahre die sehr schöne Strecke entlang des Klamath River und genieße mal wieder die Üppigkeit des Regenwaldes mit seinen tollen Redwood Bäumen. Wenig später schlage ich bei Ulrike auf und verliebe mich sofort in ihren neuen Hund, der das große Los gezogen hat und vom Tierheim im Paradies gelandet ist. Diesmal reiten wir mit ein paar Freundinnen von Ulrike durch den Redwood Wald, herrlich. Ehe ich mich versehe, ist schon wieder eine ganze Woche um. Bepackt mit leckeren Äpfeln aus dem Öko Garten verlasse ich die kleine Farm und lande ein kleines Stück weiter südlich im hübschen Ferndale von wo ich mich weiter entlang der Küste in Richtung Süden bewege. Schöne, wilde Küstenabschnitte prägen hier das Bild und wild campieren ist auch kein Problem. Ich schaue nochmal für zwei Tage in San Francisco vorbei, am Seelöwen Pier herrscht gähnende Leere. Jahreszeitlich bedingt halten sie sich an den Stränden auf um ihre Jungen auf zu ziehen, nur ein paar Junggesellen halten die Stellung. Nördlich von Hearst Castle treffe ich auf eine See Elefanten Kolonie. Man kann die Tiere sehr nah beobachten, leider liegen sie meist nur faul da, um sich von ihrem anstrengenden und gefährlichen Leben im Meer zu erholen. Diese Tiere waren im neunzehnten Jahrhundert fast ausgerottet worden, eine letzte kleine Gruppe von fünfzig Tieren fand man in Mexiko. Seit 1990 kommen sie wieder zum Strand von Piedras Blancas und mittlerweile ist die Zahl auf beachtliche zwanzig tausend Tiere gestiegen. Je nach Jahreszeit halten sich hier mehr oder weniger von ihnen auf, zur Zeit sind es viele hundert.
Von hier an hat der eingefleischte Wildcamper ein echtes Problem noch irgendwo an der dicht bebauten Küste ein Plätzchen zu finden, zumal es grundsätzlich verboten ist im Wagen zu schlafen. Ein permanent rum fahrender Aufpasser jagt mich aus den Dünen, keine Ahnung, wie der mich da gefunden hat. Ich versuche es bei Wal Mart, offiziell verboten, um 24 Uhr klopft es, ich muss weg. Der nette Mensch der Sicherheitsfirma empfiehlt mir einen Truck Stop etwas weiter südlich, wo ich auch unterkomme. Die schön gelegenen State Parks verlangen für einen Platz 35,- Dollar pro Nacht, aus Prinzip unakzeptabel.
Ich kaufe in Santa Maria ein und begebe mich Richtung Osten in die Wüste, um die nächsten vier Wochen nochmal ausführlich Death Valley und Umgebung zu erkunden. Wie immer verbringe ich viel Zeit abseits der Hauptrouten und fahre tolle Pisten auf bis zu 2000 Metern Höhe wo sogar noch etwas Schnee liegt. Über Ubehebe Crater und Scottys Castle noch einmal in die wärmere Ebene um Furnace Creek, das zur Zeit anscheinend Treffpunkt sämtlicher Rentner mit ihren Riesen Kisten ist, so das man kaum noch an einen Wasserhahn kommt.
Die Strecke durch den Titus Canyon ist wunderbar und vorbei an unzähligen aufgegebenen Minen Schächten von denen es in der kalifornischen Wüste hunderte gibt, bewege ich mich auf der bisher schlechtesten Waschbrett Piste der gesamten Reise in Richtung Eureka Dunes, die im wesentlich weniger besuchten Norden des Parks aus der Landschaft ragen und mit zweihundert Metern die höchsten Kaliforniens, vielleicht sogar ganz Nordamerikas sind.
Im Mojave National Preserve ist es kalt und ungemütlich, es regnet sogar ein wenig, so weit drückt das schlechte Wetter an der Küste die Wolken ins Landesinnere. Über das aus der Wüste gestampfte, von reichen Golf Schläger schwingenden Rentnern geprägte Palm Springs begebe ich mich in den Anza Borrego State Park weit im Süden. Das von Bergen umgebene kleine Borrego Springs mit seinen überall in der Wüste aufgestellten Tier Plastiken gefällt mir sofort und somit habe ich kein Problem, hier noch den Rest der Zeit bis zu Johns Ankunft in San Diego zu verbringen.
In der sich weit ausdehnenden Stadt erkunde ich ein wenig die Küste, die natürlich komplett zu gebaut ist. Am Pier ist der Flugzeugträger USS Midway fester Bestandteil als Touristen Attraktion und kann besichtigt werden. Zufällig gerate ich in einen kuriosen vorweihnachtlichen Hunde Verkleidungs Wettbewerb.
Johns Flieger landet pünktlich und einen Tag später machen wir uns auf, um die mexikanische Grenze zu überschreiten.