Utah Highlight-mit dem Packraft auf dem Green River

Bevor wir die Grenze zum Bundesstaat Colorado überschreiten, schauen wir uns das Hovenweep National Monument an. Hier gibt es noch recht gut erhaltene Pueblo Ruinen, wo nomadische Paleo Indianer das Land durchstreiften, bevor sie sich um das Jahr 1100 bis 1200 hier und anderswo niederließen um Getreide anzubauen und Handel mit Stämmen in Mexico zu treiben.

Cortez, Colorado, bietet nach langer Zeit mal wieder exzellente Einkaufsmöglichkeiten und in der Nähe den bekannten Mesa Verde National Park, wobei die meisten Zugänge zu interessanten Ruinen in dieser Jahreszeit noch geschlossen sind. Außerhalb finden wir einen etwas gruseligen Platz, vermutlich ein ehemaliges Farm Gelände, wo alle möglichen Skelette verschiedener Tiere rum liegen. Damit nicht genug, findet John einen so gut erhaltenen Elch Kopf, dass dieser unbedingt mit muss und am Reserverad angebracht wird.

Nicht weit entfernt, in Mancos, der Alpacka Packraft Schmiede, holen wir unsere vorbestellten Boote ab.

Spricht man von Packrafts, meint man normalerweise die hochwertigen Boote von Alpacka. Praktisch unverwüstlich und extrem leicht aus hochfestem, speziellem Nylon gefertigt. Noch sind Packrafts eine Nische die jedoch immer mehr Anhänger findet. Die Boote selbst wiegen zweieinhalb Kilogramm, sind sehr klein verpackbar und in Minutenschnelle mit Hilfe eines Nylon Beutels in dem man Luft einfängt um diese dann ins Boot zu pressen, aufgepumpt, was sie für Wildnis Trips, vor allem auch zu Fuß und damit im Rucksack zu tragen prädestiniert. Damit öffnen sich für Wildnis Wanderer die zum Beispiel Flüsse überqueren müssen völlig neue Möglichkeiten. Sie sind außerdem sehr stabil und kipp sicher mit einer Zuladung bis zweihundert Kilogramm und es werden damit ernsthafte Expeditionen und Wildwasser Befahrungen durchgeführt. Es gibt komplette Spritzdecken wie bei Kajaks dazu und somit ist man völlig wasserdicht verpackt. Als Wiege des modernen Packrafts gilt, nicht weiter verwunderlich, das wilde Alaska.

Wir gönnen uns noch ein in fünf Teile zerlegbares, leichtes Luxuspaddel dazu und schon sind wir zurück auf dem Weg nach Utah.

Moab, der Treffpunkt für alle Offroader inklusive meiner speziellen Quad Freunde, Kletterer, Biker und Wander Zentrale hat die Bettenanzahl auch etwas gesteigert, ist aber immer noch ein sehr überschaubarer Ort mit einem gut sortierten Supermarkt und Outdoor Shop. Einen Schock erleben wir allerdings, wie sich die Campingverhältnisse in den letzten zwanzig Jahren verändert haben. In der Annahme, immer noch problemlos an der Potash Road übernachten zu können, sehen wir hier und in der gesamten Umgebung, wie negativ sich alles entwickelt, wenn die Massen einfallen. Inklusive Moab selbst, ist es nicht mehr möglich, in der Umgebung frei zu Campen, alles sind nun Bezahl Plätze. Wir finden trotzdem Lösungen und das übrige Utah ist dafür das Wildcampingparadies schlechthin.

Moabs Umgebung hat mal eben schlappe zweitausend Natur Steinbrücken zu bieten, wobei sich die Masse der Touristen in den ein paar Kilometer nördlich gelegenen Arches National Park begibt, der jede Menge davon zu bieten hat. Da wir beide den Park gut kennen, statten wir ihm nur für einen Tag einen Besuch ab, wobei John eine tolle Stelle mit Felsritzungen kennt, die selten besucht wird.

Südwestlich von Moab liegt der riesige, grandiose Canyonlands Nationalpark, durch den sich zwei Flüsse ziehen, im Osten der Colorado, im Westen der Green River.

Wir haben ein Auge auf den Green River geworfen und benötigen einige Tage für die Recherche und Planung unseres Trips. Zwischenzeitlich machen wir uns mit unseren Packrafts vertraut und paddeln ein paar Stunden auf dem Colorado. Das klappt alles ziemlich gut, wobei ein unbeladenes Boot natürlich nicht mit einem beladenen vergleichbar ist. Hauptsache ist jedoch erst mal, das ich mich darin wohl fühle, es ziemlich gut steuern kann und es recht kipp sicher ist.

Ein paar Tage später haben wir die Logistik auf der Reihe und einen Privattransport zum Einsatzpunkt am Crystal Geysir organisiert.

Zunächst fahren wir den Wagen in den Canyonlands Nationalpark zum Elephant Hill Parkplatz um ihn dort für die nächsten zehn Tage abzustellen. Zuvor haben wir uns das dafür benötigte Permit sowie das für die Flussbefahrung innerhalb des Nationalparks in Moab besorgt, 30,- Dollar für den Fluss plus 20,- Dollar pro Person. Hier hat man sich zu unserem Erstaunen auch schon auf Packrafter eingestellt und für diese die Regeln erleichtert, indem die Mitführ Pflicht für ein zweites Paddel und Schwimmweste entfällt.

Unser Transport bringt uns zum Einsatzpunkt, wo wir am Nachmittag starten können. Der Green fließt träge dahin und wir paddeln uns ein wenig ein, bevor wir drei Stunden später das Camp auf einer Insel aufschlagen wo wir einen gemütlichen Abend verbringen.

In den nächsten Tagen wird die Landschaft immer schöner, wir sehen frei lebende Rindviecher, einige alte Behausungen, massenhaft Canada Gänse, Wasservögel, Graureiher, ein paar Biber und paddeln so täglich sieben Stunden dahin. Es wird immer wärmer bis zu Spitzenwerten von dreißig Grad, nachts fällt das Thermometer bis nahe dem Gefrierpunkt.

Am fünften Tag überqueren wir die Grenze zum Canyonlands Nationalpark, die Landschaft steigert sich ins Monumentale, wir paddeln mitten durch das grandiose Herz dieses fantastischen Parks.

Nachmittags frischt der Wind regelmäßig auf und drischt vor allem in den Kurven immer wieder mit starken Böen auf uns ein. Dies ist mit dem Packraft extrem unangenehm und nicht ungefährlich, ist doch der Rucksack oben auf dem Boot festgeschnallt und somit ein idealer Windfänger der uns mehrfach fast zum kentern bringt.

Ansonsten genießen wir die Szenerie in vollen Zügen, treffen ab und an auf andere Kanuten oder die ein oder andere geführte Gruppe mit großen Rafts, die sich auch weiter unten die Stromschnellen runter stürzen werden.

Die Perspektiven vom Fluss sind immer wieder unglaublich, die Tage abwechslungsreich und spannend, jede Kurve bietet neue Überraschungen. Meist finden wir gute Plätze zum Campen über dem Fluss, Sandbänke sind nicht erste Wahl, da durch den Wind ständig Sand umher wirbelt.

Einen Abend müssen wir aufgrund der Windböen vorzeitig Camp machen, ich schnalle den Rucksack ab, drehe mich um und schon fliegt das Boot davon, ich stürze hinterher und bekomme es zu packen, rutsche jedoch im all gegenwärtigen Schlamm aus und bin diese Pampe in der man ewig steht langsam leid.

Das Wasser ist schmutzig braun, wir füllen abends die Falt Schüssel, so dass sich der Sand über Nacht setzen kann, trinkbar machen wir es mit dem Steri Pen, der mit Hilfe von UV Licht funktioniert und die neueste Innovation auf dem Outdoormarkt in Sachen Trinkwasser darstellt. Das Ding ist so groß wie zwei Feuerzeuge, ein paar Mal durchs Wasser gerührt und alle Bakterien sollen eliminiert sein und es scheint zu funktionieren, wir überleben das Wasser ohne Probleme.

An einem der letzten Tage zieht ein dickes Gewitter auf, da wir in Utah noch nie Regen hatten, habe ich auch großzügig auf die Mitnahme meiner Regenhose verzichtet. Wir schaffen es noch, ein Camp zu finden und das Zelt halbwegs aufzubauen, dann bricht der Regensturm los. John hockt drinnen, ich sitze draußen, da sich das Zeltgestänge beängstigend biegt und halte dagegen, mit der anderen Hand klammere ich mich an die Boote die noch nicht gesichert sind. Der Sturm zieht ab und ich atme auf. Der nächste Tag wird strahlend schön, ein netter Typ von einem großen Raft schenkt uns mehrere Dosen Bier, auch sonst wird uns öfters was zum Essen offeriert, irgendwie scheinen wir mit unseren kleinen Booten bedürftig auszusehen.

Unser River Guide Buch war eine lohnende Investition, zeigt es uns doch den Fluss und dessen Geschichte im Detail.

Am achten Tag erreichen wir „The Confluence“, der Colorado kommt von links und beide Flüsse vereinigen sich.

Hier herrscht eine andere Gangart. Der noch braunere Colorado fließt in einer viel schnelleren Geschwindigkeit dahin und führt jede Menge Treibholz mit, vermutlich durch das Gewitter aus den Seitencanyons gespült.

Nun heißt es aufpassen, dass wir den letzten Ausstieg vor den unzähligen Stromschnellen nicht verpassen. Nach weiteren zwei Stunden auf dem Colorado erreichen wir die Sandbank von Spanish Bottom und hören schon das Getöse des ersten Wildwassers.

Wir schlagen unser Camp auf der Sandbank auf und genießen den letzten friedlichen Abend am Fluss.

Nach hundertachtzig Kilometern haben sich unsere Packrafts bestens bewährt und uns eine unvergessliche Zeit auf diesem tollen Fluss beschert. Einzig bei starkem Wind ist Vorsicht geboten aber das gilt beispielsweise auch für Kanus.

Zwei Wege führen nun hier raus, Kanuten müssen die Jetboot Variante wählen um ihre Boote und sich zurück in die Zivilisation zu bringen. Mal vom saftigen Preis abgesehen, ist dies einfach nicht unser Stil, von den stillen, friedlichen Tagen auf ein rasendes lautes Boot umzusteigen das uns zurück nach Moab katapultiert.

Am Morgen schrumpfen wir unsere Boote auf ein kleines Paket zusammen, nehmen die Paddel auseinander, verstauen alles im Rucksack und entfernen uns bergauf mit immer wieder tollen Aussichten zurück zum Fluss.

Die Rucksäcke sind gemein schwer und nachdem wir die größte Höhendifferenz am Mittag hinter uns gebracht haben, folgen wir einem sandigen Flussbett, welches, wie wir zu spät realisieren, die falsche Wahl ist. Nach Diskussion und zu Rate ziehen des Kompass entscheidet John in einen Seiten Canyon abzubiegen was mir gar nicht behagt, weiß man nie, ob man am Ende auch wieder raus steigen kann. Was nun folgt, ist stundenlange harte Kletterei über große Felsbrocken mit der Aussicht, eventuell alles wieder zurück laufen zu müssen.

Tatsächlich stehen wir am Ende vor einer senkrechten Felswand, schaffen es aber ein Stück davor raus zu klettern. Völlig orientierungslos und mit einem halben Liter sandig/braunen Colorado Wassers stolpern wir weiter über das Plateau, John immer mit Kompass vorne weg. Die Aussichten hier oben sind atemberaubend und ich sehe mich gezwungen, trotz unangenehmer Lage, Fotos zu machen. Weit unter uns sichten wir etwas, das wie eine Piste aussieht und tatsächlich ist es eine, wie wir zwanzig Minuten später erleichtert feststellen, gerettet. Wir folgen ihr und erleben eine fantastische Abendstimmung in einer Gegend, die ansonsten nur für leichte, hochbeinige Allrad Fahrzeuge zugänglich ist.

Kurz vor Sonnenuntergang erreichen wir einen Campingplatz der aus fünf Plätzen besteht und einen grandiosen Blick auf die Needles bietet. Wir werden von Jeep Fahrern die wir um Wasser bitten darüber aufgeklärt, dass man an einer Lotterie teilnehmen muss um einen dieser Plätze zu ergattern.

Wir schlagen uns ein Stück weiter in die Büsche und kochen unsere letzten Nudeln mit frischem, klaren, sauberen Wasser.

Die letzten sechs Kilometer am nächsten Tag bieten einen interessanten Blick auf die teils haarige immer wieder mit großen Felsstufen und engen Kurven versehene Piste, natürlich machbar für einen Landcruiser aber nicht im beladenen Zustand.

In Moab ist die Jeep Safari, eines der größten Events für Jeep Fahrer, auch wir lassen uns das nicht ganz entgehen. Wir können uns aber mal wieder über mangelndes Interesse rund um den Landcruiser nicht beschweren. Am Info Center im Wagen sitzen und Computer Arbeit machen ist nicht möglich, weil dauernd jemand was wissen will.

Wir wollen Utah auch nach zwei erlebnisreichen Monaten nicht den Rücken kehren aber leider muss ich Ende des Monats das Land verlassen und so fahren wir flott nach Norden in die Mormonen Hauptstadt Salt Lake City. Hier brauchen wir zwei Tage um sämtliche Outdoorshops zu entern und die Ausrüstung zu ergänzen. Die Kirsch und Apfelbäume stehen in voller Blüte und ins Capitol kann man ohne die geringsten Sicherheitsmaßnahmen einfach rein latschen und sich umsehen. Im Obergeschoss hat man einen Überblick geschaffen über sämtliche Filme die in Utah gedreht wurden, viele Hundert natürlich. Zu meinem Entzücken entdecke ich die original Laufschuhe und Kappe aus meinem Lieblingsstreifen „Forrest Gump“, einige der Laufszenen wurden in Utah gedreht.

Nördlich von Salt Lake fahren wir in einen State Park, wo uns der Mensch an der Kasse ein freies Ticket in die Hand drückt, wieso? Weil das Auto so geil ist.

Wir erreichen Idaho und fahren über einen 2100 Meter Pass mit Sicht auf den höchsten Berg des Staates, Mt.Borah, 3700 Meter hoch. Regen und Schnee wechseln sich ab, ungemütlich und viel zu kalt für uns.

Die 93 führt uns hinein nach Montana wo wir einen tollen freien Campingplatz im Wald finden.

Über Missoula geht es zurück nach Idaho. Sandpoint, zwei Stunden von der kanadischen Grenze entfernt ist unser Ziel, dort wohnt Johns Onkel, wo wir herzlich aufgenommen werden und ein Zimmer bekommen, draußen regnet es ununterbrochen.

Wir nutzen die Zeit um den Wagen in der Scheune auszuräumen und die Fahrräder einzulagern, in der Annahme, das wir diese im hohen Norden nicht nutzen werden. Ein Fehler, wie sich noch heraus stellen wird.

Ende April reisen wir nach British Columbia ein und ein langer, schöner Weg durch das riesige West Kanada liegt vor uns.