Suques, Ruta 40, La Quiaca, Humahuaca, Purmamarca, Cachi, Cafayate

Die Ruta 40 glänzt bereits am Anfang mit toller Landschaft, fehlenden Oberleitungen, vielen Vicunas und Nandus am Weg. Die Piste ist nicht schlecht und wir bewegen uns konstant auf 4000 Metern. Der Himmel zeigt im Norden teilweise ein tiefes Schwarz und ab und an regnet es ein wenig. Ein paar Trockenflüsse führen Wasser, doch kein Problem für Wally, diese zu durchqueren. Wir fahren ziemlich weit heute und ich denke, wir könnten ja noch durch den Canyon und uns dann auf der anderen Seite einen Platz suchen. Ein Schild unten im Canyon klärt darüber auf, dass wir uns nun 11 Kilometer lang durch das Flussbett dieses Canyons bewegen und somit dürfte das der Längste sein, den ich jemals mit dem Auto gequert habe. Die Piste ist rau und wir kommen nur langsam voran, es war eindeutig zu spät hier noch reinzufahren. Nachdem wir die Hälfte der Strecke gemeistert haben, nähern wir uns einer nicht einsehbaren Kurve und plötzlich kommt uns Wasser entgegen gelaufen. Ein steter Strom der nicht langsam ist und mir einen gewaltigen Schrecken versetzt. Die Canyonwände sind steil, es gibt keinen Weg hinaus um dem Wasser zu entkommen von dem man nicht weiß, wieviel noch nachkommt, ich bekomme Herzrasen und drehe Wally in Sekunden Richtung Ausgangsposition um. Diesmal deutlich schneller und ohne Rücksicht auf die schlechte Piste, holpern wir unter Gestöhne meiner Mutter zurück Richtung Canyonausgang, nicht ohne, das ich ständig im Rückspiegel nach der herannahenden Flut Ausschau halte. Wir wären nicht die Ersten, die irgendwo in einem Canyon von Wassermassen mitgerissen würden, ein Szenario, welches mir auch als Wanderer manchmal nur allzu bewusst war. 

Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichen wir den Canyonausgang und nichts wie raus auf höheres Terrain.   

Gleich oben parke ich völlig erschöpft von diesem unerwarteten Adrenalinschub den Wagen, Bierchen raus und schon ist es bereits dunkel. Christel versichert mir, dass sie unter gar keinen Umständen nochmal in diesen Canyon rein fährt, na super, da müßten wir alles wieder retour fahren.

Nach einem guten Schlaf sind wir am Morgen am zusammenpacken, das Canyonproblem ist noch nicht ganz geklärt, von oben sieht man aber, was ich mir schon gedacht hatte, das Wasser ist irgendwo versickert und nichts mehr nachgekommen über Nacht. Dann kommt ein LKW mit Arbeitern die wir gestern schon im Canyon sahen und sie sind völlig überrascht, uns nun hier zu sehen. Ich erkläre warum und sie meinen, kein Problem, was ich mir selbst schon dachte. Mutter stimmt zu und erneut geht es runter und diesmal ohne Überraschung durch diesen tollen Abschnitt der Ruta 40, den wir so schnell nicht vergessen werden.

Im nahen Süd Bolivien herrscht kleine Regenzeit, und da scheint einiges runterzukommen. Es folgen weitere Flussdurchquerungen und hier und da schmierige Abschnitte. Bei tagelangem Dauerregen würde ich das sicher nicht mehr befahren wollen.

Wir erreichen die Grenzstadt La Quiaca, wo ich an der Tankstelle die Zwei mit VW Bus aus Colorado treffe, mit denen ich in Antigua, Guatemala, zusammengestanden habe, die Welt ist oft so klein.

Die Tanke gibt nur Sprit gegen Bares, also weiter bis Humahuaca, wo wir uns einen Campingplatz mit heißer Dusche gönnen und ich feststellen muss, dass sich nun auch die zweite Gasdruckfeder verabschiedet hat und es somit unmöglich geworden ist, das Dach noch vollständig hochzubekommen.

Ich nehme meine Unterlegklötze und gemeinsam stemmen wir, bis ich die drunter habe, zusätzlich noch je einen Wanderstock zur Sicherung, wenn das Dach auf mich fällt, na dann gute Nacht. Ich passe gerade so in den Zwischenraum, da hoffen wir mal, das es in den kommenden Wochen nirgendwo wirklich heiß wird.

Der Markt hier ist sehr schön und wir machen fette Beute und freuen uns besonders über einen riesen Sack frischer dicker Bohnen. Die Tanke im Kaff nimmt Kreditkarte aber nicht ohne, dass wir uns vorher in eine lange Schlange einreihen müssen, Standard hier in Nord Argentinien wie wir irgendwann feststellen.

Durch tolle rote Canyonlandschaft geht es weiter süd bis Purmamarca, welches offenbar sehr beliebt bei backpackendem Jungvolk ist. Ich schau mir mal den Campingplatz an und werde sofort von meinem Fluchtinstinkt überwältigt, nichts für uns mit den ganzen Zelten. Also keinen frühen Feierabend, wir nehmen, nun von der anderen Seite kommend, erneut die 52 Richtung Paso de Jama. Die Strecke windet sich sehr spektakulär hinauf, man muss nur aufpassen, nicht von einem der weit in den Kurven ausholenden LKW von der Straße gefegt zu werden. Auf der anderen Seite finde ich eine Piste, die zu einem Aushub führt, der perfekte Platz für diese Nacht.

Erneut landen wir am bereits bekannten, freundlichen Hotel, machen schnell Wifi und biegen auf die hier nach Süden abzweigende Piste der Ruta 40 ab. Schöne Landschaft, fast kein Autoverkehr, ein paar wenige, winzige Dörfer prägen auch diesen Abschnitt.

Wir haben irgendwo in der Pampa übernachtet und grad als Mutter den Joghurt gleichmäßig im Auto verteilt, halten zwei Bullen auf schicken Motorrädern und die Weinflasche liegt auch noch unterm Auto, naja. Woher, wohin, ob wir über den Pass wollen, alles klar und weg sind sie wieder.

Spektakulär geht es hinauf zum 4895 Meter hohen Abra del Acay und genauso schön wieder hinunter. Wir fahren bis Cachi, eine echt tolle Strecke, und mieten uns für zwei Tage auf dem Camping Municipal ein, die oft überraschend gut für wenig Geld sind. Tolles Sommerwetter und ein netter Ort versüßen uns den Aufenthalt und frisch erholt geht es weiter.

Der Autoverkehr nimmt etwas zu, es ist ziemlich warm und in der Halbwüste wird Landwirtschaft betrieben soweit dies möglich ist. Wir übernachten in einem kleinen Wüstenkaff auf dem spottbilligen Gemeinde Camping und verziehen uns in den Schatten. Die bekannte Weingegend um Cafayate ist nett aber auch Touristenhochburg. Als ich den Campingplatz sehe, schüttelt es mich nur, denn da stapeln sie sich quasi, noch schnell ein paar Flaschen von dem köstlichen Weißwein gekauft und nichts wie weg.

Mittlerweile zurück auf Asphalt, steuern wir einen der wenigen Plätze an, wo es Camping und Wifi zusammen gibt. Da Wochenende ist und der Platz wegen des Pools gern von den Einheimischen frequentiert wird, ist entsprechend was los, die Beschallung darf natürlich keinesfalls fehlen und auf den Tischen türmt sich tonnenweise Fleisch bereit für den Grill, das mir beim Anblick fast schlecht wird.

Gerade, nachdem wir endlich mal wieder den Vorrat aufgestockt haben, rauschen wir in eine dieser merkwürdigen und irgendwie sinnlosen Früchtekontrollen die immer mal wieder auftauchen. Im Gang stapeln sich die Bananen, zum Glück gibt sich der nette Mensch mit meiner verneinenden Auskunft nichts derartiges dabei zu haben zufrieden.

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