Wir finden ein Gaestehaus an der Kueste in Lindi, wo wir im Innenhof stehen koennen aber sowas ist immer mit unruhigen Naechten verbunden, entweder es droehnen irgendwo Fernseher und Radio aus einem Zimmer oder Gaeste und Besitzer treiben einen mit naechtlichem Gequatsche in den Wahnsinn. Gern wuerden wir irgendwo fuer ein paar Tage ein nettes Plaetzchen am Strand auftun und dort verweilen, doch hier im Sueden ist es nicht anders als im Norden, die schoene Kueste ist recht unzugaenglich und nur ueber die ein oder andere Stichstrasse erreichbar, wir nehmen so eine und finden dort auch den anvisierten Campingplatz, der Strand ist sehr schoen doch leider stellt sich heraus, dass fast den ganzen Tag ein ohrenbetaeubender Generator droehnt, ausserdem stellen wir fest, dass es hier die gefuerchteten Malariamuecken in hoher Zahl gibt, eine Frage der Zeit bis einen die Richtige erwischt, nichts wie weg!
So landen wir schneller als erwartet suedlich von Dar es Salaam. Hier finden wir ein netten Platz am Strand und begeben uns am naechsten Tag ins Geweuehl um einen Visaversuch bei der sudanesischen Botschaft zu starten , der leider ganz schnell fehlschlaegt. Wir schlendern durch die 3 Millionen Stadt, die sich recht symphatisch und entspannt praesentiert und lassen beim hinausfahren endlich mal wieder den Wagen gruendlich waschen. Wir moechten nochmal ein paar Tage in die schoenen Usambara Mountains, doch die Strecke von Dar es Salaam kommend entpuppt sich als eine der gefaehrlichsten die wir bisher in Afrika gefahren sind. Kurvig und bergig und durch rasende allzeit ueberholende Minibusse und Lkws extrem nervige Strecke. Das viel passiert sieht man an den zahlreichen im Graben liegenden Trucks. Hinzu kommen scheinbar voellig wahllos aufgestellte 50 km/h Beschraenkungen plus die allzeit und oft ohne Vorwarnung quer ueber der Strasse verlaufenden Beton “Bumper”, die jedes Auto, vor allem die Stossdaempfer auf Dauer fertig machen. In einem Ort werde ich mal wieder raus gewunken, man haelt mir eine von diesen Geschwindigkeitspistolen vor die Nase und behauptet ich waere mit 62 km/h in das Kaff rein gefahren. Ich streite alles ab und weigere mich was zu zahlen, als Martin anfaengt zu schimpfen, sie wuerden gezielt versuchen Touristen abzuzocken, wird mir mulmig, doch nach eingehender Diskussion koenen wir weiterfahren, hihi. Wir sind froh als wir endlich in die Berge abbiegen koennen und verbringen einige erholsame Tage im kuehlen Bergklima.
Auf der Fahrt nach Arusha bleibt uns der Blick auf den hoechsten Berg Afrikas leider verwehrt, er huellt sich in Wolken, doch unser Berg, der Mt. Meru zeigt sich, nicht zu fassen, das es schon ein Jahr her ist, dass wir auf seinem Gipfel standen. Nochmal ein kurzes anhalten weil mal wieder ein Weisskittel meint er habe doch Anspruch auf ein nettes Geschenk von den reichen Muzungus und schon sind wir in Arusha. Hier suchen wir mal wieder nach einer Moeglichkeit die Tuer richten zu lassen, ausserdem waere auch noch eine neue Rueckscheibe faellig die ich in Namibia selbst demoliert habe, seitdem ist hinten eine aus Plastik drin. Wir werden nicht fuendig und geben entnervt auf, doch als wir am Nachmittag auf den Camping fahren faellt es uns wieder ein, die haben hier eine Werkstatt. Die naechsten 3 Tage wird Wally am Heck wieder auf Vordermann gebracht, unter den Argusaugen von Martin wird gespachtelt, lackiert und poliert was das Zeug haelt, fuer unglaubliche 27,- Euro pro Tag, wir ueberlegen, ob wir die Blattfedern vergolden lassen, haha. Sie machen einen guten Job aber man sollte sie nicht zu lang dabei allein lassen. Zufrieden verlassen wir Arusha auf altbekannten Pfaden. Ueber Schotterpisten begeben wir uns erst West, dann Nordwaerts und erreichen nach ein paar Tagen die Grenze zu Rwanda.

Wir sind frueh am naechsten Morgen, da wir an einen Tag hier durchfahren wollen, Martin moechte sich nicht laenger aufhalten, da er es schon kennt und das kleine Land extrem dicht besiedelt ist. Rwanda ueberrascht uns mit einer sehr schnellen und lockeren Einreise, die, welch Ueberraschung, voellig kostenfrei ist. Als wir die Grenze verlassen meint Martin, er waer sich nicht sicher auf welcher Seite die hier fahren, es koenne eventuell auch rechts sein. Ich fahre vorsichtshalber langsam und als uns in einer Kurve ein wild hupender Bus auf der linken bzw. deren rechten entgegen kommt, reisse ich das Steuer rum und befinde mich nach einem Jahr ganz ueberraschend wieder mal auf der “ richtigen “ Seite. Die Rwander, wie kann es anders sein, auch sie praesentieren sich als offenes, freundliches Voelckchen und es wird mal wieder viel gewunken. Nachdem was diese Menschen hinter sich haben durchaus keine Selbstverstaendlichkeit. Der ein oder andere mag sich noch an die Schlagzeilen Mitte der Neunziger erinnern, als hier die eine der beiden Volksgruppen die andere regelrecht abschlachtete. 1994 brachten Hutus, die dominierende Volksgruppe, innerhalb von 100 Tagen 1 Millionen Tutsis um. Die Deutschen, die mal Kolonialmacht waren und spaeter die Belgier begannen schon damit den Hutus des Vorzug zu geben, spaeter fand eine gezielte Volksverhetzung ueber die Medien statt bis offen dazu aufgerufen wurde allen Tutsis den Garaus zu machen. Nachbarn brachten Nachbarn um, viele fluechteten in Kirchen und rannten so direkt in ihr Unglueck, da die “Hausherren” sie verrieten. Ein Genozid sondergleichen von dem man heute als Ueberlandreisender nichts mehr spuert, eine ausgesprochen positiv gestimmte Bevoelkerung die ausserdem wesentlich agiler scheint als der Durchschnittsafrikaner schaut in eine hoffentlich gute Zukunft. Die koennen sie haben, das Land ist ausgesprochen fruchtbar, wunderbar gruen, alles was man in die Erde steckt gedeiht, genug Regen gibt es auch. Wir fahren durch die Hauptstadt Kigali und sind ueberrascht wie modern es hier ist, unzaehlige moderne neue Buerogebaeude und Hotels zieren die Stadt. Man sieht, hier wurde massenhaft Geld vom Ausland rein gepumpt, schlechtes Gewissen in den schwaerzesten Zeiten des Landes einfach weggeschaut zu haben?!
Kurz vor der Grenze tauchen einige der Vulkane des Parc National des Volcans auf, beeindruckend, hier und gegenueber in Uganda kann man die Mountain Gorillas besuchen. Auch ist dies die ehemalige Wirkungsstaette von Dian Fossey, die hier weit oben im Dschungel 13 Jahre diese Tiere studiert und einen endlosen Kampf gegen Behoerden und Wilderer gefuehrt hat bis sie 1985 von eben diesen ermordet wurde. Heute erkennt man den Wert der Gorillas, zumindest aus wirtschaftlicher Sicht, die Touristen stoemen in Massen und zahlen 500 US Dollar um sie zu sehen und genau das sichert ihr Ueberleben.
Der Beamte an der Grenze staunt nicht schlecht “keine einzige Nacht habt ihr in unserem Land verbracht”? Wir haben keine Zeit, luegen wir aber wir kommen wieder. Und das ist die Wahrheit.

 

Ausreise Tanzania, Ein und Ausreise Rwanda und Einreise Uganda, nicht schlecht fuer einen Tag! Auf den paar Kilometern zum ugandischen Grenzkaff Kisoro gibt es jede Menge froehliches Gewinke und lachende Muzungu rufende Menschen, ich bin beeindruckt, das topt bisher alles,  selten habe ich mich sofort so willkommen gefuehlt . Der Campingplatz ist gar nicht mal so schlecht, leider gibt es nur eine Geldmaschine im Kaff, es ist Anfang des Monats und es steht eine ewig lange Schlange davor und Geld spucken tut das Ding im Moment auch nicht . Martin geht um 20 Uhr nochmal hin und es klappt, schwein gehabt. Es ist regnerisch und kuehl, wir sind hier hoch und begeben uns am naechsten Morgen noch hoeher, naemlich auf 2500 Meter an den Rand des Vulkannationalparks den wir schon von Rwandaseite kennen. Wir ueberlegen einen Vulkan zu besteigen  aber das Wetter ist zu unsicher, dafuer das wir dann oben im Nebel stehen, ist es zu teuer.Der naechste Morgen praesentiert sich dann doch im strahlenden Sonnenschein und wir kurven durch die Berge Nordwaerts, schrauben uns in die Hoehe und geniessen fantastische Blicke auf 4 der insgesamt 7 Vulkane. Winston Churchill bezeichnetete Uganda als “the Pearl of Africa” bei einem Besuch 1907, da ist was dran. Es geht wieder abwaerts zu einem riesigen See, dem Lake Bunyoni an dem wir mal weder ein paar Tage entspannen wollen. Wir finden einen schoenen Campingplatz direkt am See und treffen auf 2 Motorradpaerchen die auf dem Weg suedwaerts sind. Die 2 Slowaken haben mit schweren Motorraedern zu kaempfen, die 2 Bayern haben ein Sabbatjahr, als Lehrer nicht das Problem. Ein paar Tage spaeter geht es weiter auf sich bergan windender, schmaler Schotterpiste, die uns durch den Bwindi Impenetrable Nationalpark fuehrt. In diesem Park lebt die andere Haelfte der noch existierenden Mountain Gorillas, etwa 330 Stueck, der Park ist einen Steinwurf entfernt von der Grenze des Kongo und war 1999 in den Schlagzeilen als 8 Touristen beim Gorillatrecking von Rebellen aus dem nahen Kongo ermordet wurden. Das dieser Park mir in unvergesslicher Erinnerung bleiben wird, ahne ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Wir biegen ab nach Buhoma, die Gorilatreckingzentrale, ein kleines Kaff in dem sich taeglich bis zu 25 Touristen aus aller Welt auf die Jagd mit der Kamera zu den letzten ihrer Art begeben. Deshalb sind wir jedoch nicht hier, sondern ausschliesslich deshalb, weil wir wissen, das es ein guter Uebernachtungsstop auf dem Weg nach Norden ist. Wir stolpern ueber Gerdi, den bayrischen Motorradfahrer, seine besser Haelfte Siggi ist heute auf Tour, sie hat das Permit fuer 440 US anstelle der obligatorischen 500 gekriegt, da mehrere Kanadier aus diversen Gruenden nicht teilnehmen konnten. Als wir zum Auto gehen, kommt die Dame des Community Campingplatzes auf mich zu und bietet mir ein Permit fuer morgen an, fuer 450 Dollar, ich lehne ab und sage ihr das es mir nicht so wichtig waere und ich auch nicht diese Menge Geld bereit bin auszugeben. Sie senkt den Preis, doch mit mir ist offensichtlich kein Geschaeft zu machen. Was ich denn ausgeben wuerde? Auf keinen Fall mehr als 300, oh je, ja dann, das geht natuerlich nicht. Martin war hier vor 15 Jahren und hat 100 Dollar bezahlt. Es ist im Gespraech auf 750 zu erhoehen!
Wir sitzen abends mit den Bayern zusammen und Siggi erzahlt begeistert von ihrem Gorillaerlebnis, die Dame mit den kanadischen Tickets laesst sich nicht mehr blicken.
Am naechsten Morgen sind wir frueh wie immer aus dem Bett, meine Hoffnung schwindet “billig” an einem Gorillaerlebnis teilnehmen zu koennen. Martin beruhigt mich, sie wird kommen!
Um 8 soll das ganze starten, wir hoeren wie die Teilnehmer angekarrt werden, um halb 8 erscheint sie. Sie koenne mir nun den sensationellen Preis von 350 anbieten, NO, 320 sei ihr letztes Gebot, NO, sie windet sich, o.k. 300, ich muss sofort zum registrieren, wie ich das denn machen soll, habe noch nicht mal die Wanderschuhe draussen und brauche 15 Minuten, o.k. sie macht es, schnappt sich meinen Pass und die Dollars. 10 Minuten spaeter, sie kommt zurueck und meint es waere jemand aufgetaucht der wuerde 350 zahlen, wie der wohl ploetzlich vom Himmel gefallen ist, wo hier eh kaum Individuelle auftauchen und dann noch 5 Minuten vorher! Wir werden wuetend , jetzt reichts, dann soll sie sich ihr Ticket sonst wohin stecken, sie haut ab und ward nicht mehr gesehen, um viertel nach 8 holt mich ein Typ ab und ich geselle mich zu den 23 erwartungsvollen, den Ausfuehrungen des Oberrangers lauschenden Touristen, himmel, was fuer ein Morgen. Wir werden in 3 Gruppen aufgeteilt, die zu drei verschiedenen Gorillagruppen gehen.
Zu meinem Erstaunen marschieren wir nicht hier los, sondern muessen noch 40 Minuten Auto fahren, um dann durch Farmland in den Regenwald vorzudringen, so geht es am schnellsten. Zum Glueck darf ich im Auto von ganz netten Franzosen mitfahren, deren Fahrer offensichtlich fuer die naechste Rally Paris-Dakkar uebt, gut das ich normalerweise Herr bzw. Dame ueber mein eigenes Gefaehrt bin! Nun muessen wir noch auf den Kleinbuss der Kanadier warten und sind insgesamt 7 Leute plus unser Fuehrer plus Traeger fuer die Tagesrucksaecke der Kanadier plus vorne und hinten ein Bewacher mit fetter Knarre. Um 9 Uhr starten wir, nach einer Stunde erreichen wir den Busch des Nationalparks und stolpern vorwaerts ueber schmale Pfade, bergauf, bergab, an Schlingpflanzen haengen bleibend und schwitzend durch den Regenwald. Gut das es trocken ist, sonst wuerden wahrscheinlich jede Menge Blutegel auf uns lauern. Gegen halb eins muessen wir unsere Rucksaecke ablegen und zu unserer Ueberraschung gesellt sich noch einer von der Presse dazu. Nicht irgendeiner, sondern der Fotograf eines der besten Magazine der Welt, bekannt fuer seine Topbilder und Reportagen, das amerikanische National Geographic Magazin, jedem ambitionierten Hobbyfotografen natuerlich ein Begriff. Nun geht es querfeldein, Ranger mit Machete den Weg frei schlagend vorne weg, wir hinterher stolpernd, da, wir bemerken ganz frische Hinterlassenschaften der Gorillas, man kann es spueren, sie sind ganz nah. Unser Fuehrer hat auf dem Weg immer ueber Walkie Talkie mit jemandem geredet der die Tiere ueberwacht, nicht zuletzt zu ihrem Schutz, dadurch weiss er ganz genau wo wir hin muessen. Dann sehen wir sie, eine grosse Gruppe bestehend aus vielen Muettern mit kleinen und halbwuechsigen Babys, junge Halbstarke und natuerlich der Star, ein gigantischer Silberruecken der dahockt und uns einfach ignoriert. Wir schleichen knipsend durch die Gegend, koenen auch reden, duerfen nicht mehr als 7 Meter heran, sind aber locker bis auf 5 Meter dem Silberruecken auf die Pelle gerueckt, den stoert das ueberhaupt nicht, jeden Tag dasselbe Spektakel, dann richtet er sich auf, wow, was fuer ein Anblick, sein Ruecken leuchtet silbern, so gigantisch und doch so friedlich, wie diese verfluchte menschliche Rasse sich an so etwas vergreifen und einfach abknallen kann fuer ein paar Happen Fleisch, in diesen Momenten noch unvorstellbarer als sowieso schon. Der Silberruecken lehnt sich laessig an einen Baum und pflegt Kontakte mit seinem Nachwuchs, was fuer ein Privileg hier anwesend zu sein!
Wir duerfen natuerlich nicht blitzen, ich kaempfe mit der Kamera um ueberhaupt ein paar brauchbare Bilder zu schiessen, denn der Busch ist dunkel und ueberall ist Gestruepp im Weg, im nachhinein haette ich besser ein Video gedreht, was solls, Bilder sollten hier zweitrangig sein. Die Bande zieht weiter, wir folgen, der Silberruecken verzieht sich, fuer ihn ist die heutige Show beendet und fuer uns auch bald, nach einer Stunde ist Schluss,wir ziehen uns ueber andere Pfade zurueck, hocken uns in den Busch und machen Mittag. Unser Starfotograf drueckt uns allen seine Karte in die Hand und moechte unsere Adressen, falls er Einverstaendniss braucht ein Bild zu veroeffentlichen, wo einer der Affenjaeger drauf ist, eher unwahrscheinlich bei 20 tausend Bildern, obwohl, von mir hat er ein sehr schoenes geschossen mit seinen wahnsinns Kameras fuer die er 2 Traeger braucht. Um 16 Uhr 30 bin ich zurueck im Camp, Martin hat gekocht, ein unvergesslicher Tag neigt sich dem Ende zu, nachts traeume ich von unserer friedlichen Verwandtschaft, die es nicht noetig hat sich gegenseitig niederzumetzeln aber leider auf einem Kontinent und in einer Welt lebt, die aus Geld und Machtgier niemals zur Ruhe kommen wird.
Auch  die ugandische Bevoelkerung hat in dieser Hinsicht unvorstellbares mitgemacht. Obwohl sie nie richtig kolonialisiert wurden, machten sie doch unglaubliches durch unter der Terrorherrschaft von Idi Amin, dem Schlaechter von Ostafrika.
Unsere weitere Route fuehrt uns nach Norden, dann nach Osten zur kenianischen Grenze, bald finden hier Wahlen statt, dann ist es besser raus zu sein.
An einem sonnigen Nachmittag verlassen wir mit einem weinenden Auge dieses fantastische, gruene, spektakulaere Land, wir haben uns extrem wohlgefuehlt, was man nur tut, wenn einen die Bevoelkerung so willkommen heisst. Ein weiteres Highlight auf dem schwarzen Kontinent, diese Perle Afrikas!