Mono Lake, winterliches Yosemite Valley, San Francisco, Kings Canyon, Mojave National Preserve, Viva Las Vegas

Bald erreiche ich den Mono Lake, einen alkalischen, besonders salzhaltigen Natronsee auf fast zweitausend Metern Höhe. Das Kaff am See, Lee Vining, hat sich in all den Jahren kaum verändert. Passend zum besten Abendlicht, bin ich an der South Tufa Area, Kalktuff Gebilde, die durch die Absenkung des Wasserspiegels sichtbar wurden, was wiederum durch zu viel Wasserableitung aus dem Einzugsgebiet des Sees hervorgerufen wird. Das Wasser wird über eine über fünfhundert Kilometer lange Wasserleitung nach Los Angeles transportiert.

Ich finde einen tollen Platz mit Blick auf den See, um zehn kommt ein Wagen ohne Licht, den ich nur wahrnehme, weil eine Tür klappt, so was habe ich gar nicht gern, sehe aber, dass es sich jemand im Innern gemütlich macht, also Entwarnung.

Mein Nachbar scheint am Morgen darauf zu warten, das ich abfahre, vermutlich ist er der Besitzer der komischen großen Säcke, die in der Nähe aufgestapelt sind, wir winken uns freundlich zu und wech...

Ich fahre ein Stück den selben Weg zurück, da der hier abzweigende Tioga Pass über die Sierra jetzt, Anfang Dezember, gesperrt ist, Schnee hat es allerdings so gut wie gar nicht. Statt dessen überquere ich das Rückgrat Kaliforniens ein Stück nördlich davon über den nur hundert Meter tiefer, und damit immer noch knapp dreitausend Meter hoch gelegenen Sonora Pass von Ost nach West.

Wally schleicht zwar im Schneckentempo rauf, was ausnahmsweise nicht am fehlenden durchtreten des Gaspedals liegt, schlägt sich aber trotzdem, dank neuer Einstellung in Vancouver, zufriedenstellend auf dieser Höhe.

Die Sierra Nevada ist der höchste und längste Gebirgszug der USA, mit 640 Kilometern Länge und 80 bis 130 Kilometern Breite und hat den höchsten Berg außerhalb Alaskas, den Mt. Whitney, mit 4421 Metern zu bieten. Ohne diesen herrlichen Gebirgszug wäre Kalifornien weitestgehend eine Wüste, zudem handelt es sich um die größte weglose Wildnis außerhalb Alaskas.

Selbst auf dreitausend Metern gibt es noch herrliche, große Nadelbaumwälder und die Sonne hat eine derartige Kraft, dass ich etwas tiefer stundenlang in der Sonne sitzen kann.

Mein nächstes Ziel ist der in der zentralen Sierra gelegene Yosemite National Park, der sich dank seiner spektakulären Felsen äußerster Beliebtheit erfreut. Zum Glück haben wir Winter und die Scharen halten sich in Grenzen. Der Campingplatz im Park ist fast leer, wogegen im Sommer ohne Reservierung kein drauf kommen ist. Auch wenn es keine Duschen gibt, finde ich zwanzig Dollar pro Nacht immer noch fair.

Ich möchte einige Tage bleiben und stelle mein Zelt auf dem „Walk in“ Camp auf. Das kostet fünf Dollar pro Nacht. Ob ich es jeden Abend ins Zelt schaffe, sei dahin gestellt.

Die Klos sind wegen dem Frost beheizt und auch Wasser gibt es. Das enge Tal lässt im Winter nur wenige Stunden die Sonne hinein und vierzehn Stunden Dunkelheit und Kälte machen das Campingleben recht speziell, trotzdem bevorzuge ich diese Jahreszeit ohne Massenandrang.

Ich laufe unter anderem zu den Upper Yosemite Falls, die praktisch nicht vorhanden sind, hier vom Tal aus gibt es nur eine Richtung, nämlich bergauf. Am dritten Tag regnet es, später schneit es, nachts friert es heftig. Mein Gang am Morgen zum über dem Taleingang thronenden Wahrzeichen „El Capitan“ ist eisig. Am nächsten Tag bekomme ich das Zelt kaum abgebaut, es ist am Boden fest gefroren.

 

Meine Lieblingsstadt liegt dreihundert Kilometer entfernt, San Francisco ist immer einen Abstecher wert. Ich miete das billigste Bett in meiner Stamm Herberge im Fort Mason Youth Hostel. ruhiges Parken gibt es vor der Tür gratis dazu, man ist in zehn Minuten an der Fishermens Wharf und die Herberge hat mittlerweile definitiv ein hervorragendes Management, so dass es sich einige Zeit aushalten lässt, ich gehe nur zum Schlafen ins Auto.

Die Stars am Fishermens Wharf sind immer noch die Sea Lions, die sich auf den extra bereit gestellten Pontons an Pier 39 breit machen, wo man Stunden damit zubringen kann, ihren ausgelassenen, urkomischen Spielen zuzuschauen.

Ich latsche die ganze Stadt ab, zehn Kilometer pro Tag sind da locker drin. Ich laufe zur Golden Gate und habe das erste Mal einen ganz ungewöhnlichen Blick auf eine der wohl meist fotografiertesten Brücken der Welt, nämlich direkt von unten. Das alte Fort Point, ein National Historic Site, welches man kostenlos besichtigen kann, befindet sich direkt darunter.

Ich kurve an der Küste Richtung Pacifica, biege dann ins Landesinnere ab nach Fresno und finde kurz vorm Eingang zum Sequoia National Park auf einem verschneiten Parkplatz eine gute Übernachtungsmöglichkeit. Am Morgen geht es direkt zu General Grant, einem der größten Riesenmammutbäume der Erde. Bis zu neunzig Metern Höhe, Durchmesser achtzehn Meter, praktisch komplett Feuerresistent, „Meisterstücke der Natur“ (John Muir). Die Strecke in den Kings Canyon ist gesperrt wegen Schnee und Eis, ich fahre weiter auf geschlossener Schneedecke zu General Sherman, was Volumen angeht, kann ihm kein anderer Baum der Welt das Wasser reichen. Ich stehe stramm und salutiere vor diesen Giganten. Genug Eis, Schnee und Kälte. Hinunter nach Yucca Valley wird es immer wärmer. Durch die mehr oder weniger attraktive, hier und da von Sonnenanbetern, Aussteigern und Ausgestoßenen besiedelte Halbwüste, geht es Richtung Joshua Tree National Park. Der Park selbst ist äußerst beliebt bei Kletterern aus Los Angeles und Umgebung, verfügt über tolle Felslandschaft,diverse Campingplätze für zehn Dollar und hat vor allem eins zu bieten, Sonne satt. Ich bewege mich die ersten drei Tage nicht von der Stelle und aale mich ausführlich darin, im Windschatten ist es gerade recht, auch wenn die Tage kurz sind. Abends gibt es tolle Sonnenuntergänge, hier und in der Umgebung finde ich mein vorläufiges Winterquartier.

Pünktlich zu Weihnachten trifft John, meine Neufundland Bekanntschaft mit dem Fahrrad ein. Es gibt Heilbutt und Folienkartoffeln vom Grill. Wir klettern in den Felsen der Umgebung rum und genießen die Sonne. Ziehen weiter ins Mojave National Preserve, hier gibt es einige der höchsten Sanddünen des Landes, die Kelso Dunes, viel Platz und viele gute Campspots. Ich laufe die gesamte lange Kette direkt auf dem Kamm ab, verbringe tolle Tage inklusive Silvester in ruhiger Umgebung, John fährt mit dem Fahrrad weiter. Später laufen wir den höchsten Vulkan Kegel der Umgebung rauf, tolle Plätze zwischen der konzentriertesten Ansammlung von Joshua Trees oder der erstarrten Lava.

Uns geht es, unabhängig voneinander, so gut wie nie zuvor, wir befinden uns sozusagen auf dem Mount Everest unserer Wünsche und Träume. Wir sind extreme Individualisten die in kein Schema passen und ihren Status keinesfalls gefährden wollen aber es gibt keine Bedenken.

Ich bereite mich Mental auf die Dinge, die da im Januar kommen vor, John radelt weiter durch Kalifornien, bevor wir im Februar den Weg mit Wally und zwei Fahrrädern gemeinsam fortsetzen

Ende der Achtziger, Claudia und Christel auf einem ihrer ersten Amerika Trips. Kalifornien und Las Vegas, Nevada, stehen ganz oben auf der Wunschliste. Wir buchen uns ins Harrahs, Las Vegas ein und besuchen selbstverständlich die Show der Stars von Vegas, Siegfried und Roy. Wir stehen früh an und sind mit die Ersten, die eingelassen werden, der Anweiser will uns irgendwo weit weg der Bühne in eine Ecke setzen. Da hat er wohl nicht mit meiner Mutter gerechnet, der Saal ist schließlich leer und wir wollen ganz nach vorn, der Anweiser verliert die Nerven und die Diskussion, wir sitzen Zentimeter entfernt von den Beiden und ihren Tigern, später realisieren wir, das ein Scheinchen oder zwei, die Sache abgekürzt hätten. Siegfried hält mir plötzlich das Mikrofon vor die Nase und fragt wo ich her komme, ich sage „Hamburg“ , wo ich tatsächlich wohne, meine Mutter regt sich tierisch auf, das ich nicht meinen Heimatort genannt habe. Unsere Sitznachbarn sind angeheitert und einer zieht dem Tiger am Schwanz, unvergesslich. Auch wenn ich sie heute nicht mehr besuchen würde und es in den Neunzigern noch ein zweites Mal tat, die Shows waren fantastisch und unbegreiflich.

Während weiteren Besuchen sahen wir Legenden wie Jerry Lewis und Sammy Davis Jr. zusammen auf der Bühne, des weiteren viele fantastische Unbekannte in Hotels, die heute längst abgerissen sind.

Zugegeben, wir sind Hardcore Vegas Fans. Diese Stadt ist einmalig, unbegreiflich, abartig und aus Sicht des Umweltschützers der Super GAU schlechthin.

Ein paar Fakten: 150 Tausend Zimmer, 16 der 20 größten Hotels der Welt ( das Venetian ist das Größte mit über 7000!! Zimmern), ca. 40 Millionen Touristen jährlich, hauptsächlich aus dem eigenen Land und in Anbetracht von zwei Wochen Urlaub für den durchschnittlichen Ami, so was wie das Disney World für Erwachsene. Die meisten Kasinos der Welt, Heiratshauptstadt, 120 Tausend Trauungen pro Jahr. Hier kann man mit einem Glas Hochprozentigem über die Straße latschen und in den Kasinos paffen bis man umkippt ohne verhaftet zu werden. Leichte Mädchen werden per Visitenkarte an jeder Ecke offeriert obwohl Prostitution immer noch illegal ist. Spärlich bekleidete mehr oder weniger schöne Damen stehen zum Fotoshooting auf der Straße bereit, für den normal sterblichen Amerikaner quasi unfassbar.

Höchste Elvis Imitatoren Dichte der Welt, sie sind überall.

Der Las Vegas Boulevard (The Strip) ist sechs lange Meilen und für den, der sich drauf einlässt, sicherlich mehr als einen Gang rauf und runter wert.

Christel verpasst den Flieger in Amsterdam und kommt fast mit einem Tag Verspätung an, ich lasse mich derweil im von ihr gebuchten Harrahs am Herzen des Strips nieder und blicke Angesicht der extrem ruhigen und Natur nahen Monate nicht ohne Sorge auf die folgenden sechs Tage in „The Sin City“ (Die sündige Stadt)

Dinge außerhalb des Hotelzimmers zu besprechen erweisen sich als unmöglich. Die Beschallung, egal wo man steht, sitzt oder diniert ist unglaublich.

Eine Show muss sein. Celine ist nicht unsere Sache, Copperfield kann ich nicht ausstehen und Cirque de Soleil hat grad Pause. Wir erstehen über die überall am Srip verteilten „Half Price Tix“ Verkaufsstellen ein etwas vergünstigtes Ticket für „The Million Dollar Show“ im eigenen Hotel und sind recht begeistert. Die Künstler sind echt gut und es gibt viele alte Songs mit einer Story drumherum.

Bei den „Free Shows“ werden nach wie vor der Vulkanausbruch am Mirage Hotel und die tanzenden Wasser Fontänen am Belagio nicht getoppt.

Das Büffet, eine Vegas Institution, ist nicht tot zu kriegen und jedes Hotel das auf sich hält, bietet quasi rund um die Uhr eines an. Am Strip jedoch, gibt es die wirklich preiswerten längst nicht mehr. Preiswert heißt nicht gleich gut aber für uns, die eh nicht mehr als einen Teller runter kriegen, reicht so was ja.

Die Fremont Street, das alte Downtown Vegas, schafft da Abhilfe. Hier gibt es immer noch eine gute Lightshow zu jeder vollen Stunde, den größten Goldnugget im fast gleichnamigen Hotel und für dreizehn Dollar ein hervorragendes Büffet im The Station Hotel.

Wir kehren Vegas nach fast einer Woche nicht ungern den Rücken, soviel High Speed Fahrstuhl fahren will auch erst mal verdaut sein, und begeben uns Richtung dem See, ohne den diese Stadt schon längst auf dem Trockenen säße, Lake Mead.

Wir übernachten auf dem Campground „Las Vegas Bay“ für zehn Dollar innerhalb der Lake Mead Recreation Area. Der Eintritt ist genau wie zum Red Rock Canyon durch den National Park Pass abgedeckt. Wir besuchen den einen Steinwurf entfernten wunderschönen Valley of Fire State Park, indem schon viele Filme gedreht wurden. Am Abend kehren wir zum Lake Mead zurück und verbinden die tolle Aussicht mit einer kostenfreien Übernachtung oberhalb des Sees, mildes Klima und Coyoten Gesang inklusive.

Auch am Hoover Damm hat sich was verändert. Mal davon abgesehen, dass sich der Wasserspiegel aufgrund der ausufernden Resort Bauten, die sich mittlerweile bis an die Recreation Area ran gearbeitet haben, immer weiter absenkt, und die ohnehin spärliche Regenmenge fast ganz auszubleiben droht, hat man eine riesen Autobahnbrücke oben drüber gebaut, weil der ganze Verkehr natürlich nicht mehr, wie in früheren Zeiten, über den Damm fließen kann. Bei den für uns neuen, lachhaften Sicherheitskontrollen sind wir natürlich dabei, bevor wir über den Damm rollen, den Wagen parken, alles nochmal ablaufen, in alten Erinnerungen schwelgen, inklusive der Besichtigung der Mega Turbinen unten drunter vor vielen Jahren.

Der Parkplatz befindet sich schon auf Arizona Seite. Die Uhr muss umgestellt werden, und wir freuen uns auf ein paar Wochen in einem der spektakulärsten Staaten des Landes.