Als wir auf die Piste oben an der Grenze zu Tanzania nach Sueden abbbogen, hatten wir eigentlich gedacht, die letzte “Abzockstation “ bereits hinter uns zu haben, doch nach 10 Minuten Fahrt taucht schon wieder eine Sperre auf. Wir haben keine Lust auf den letzten Druecker noch Geld loszuwerden, zudem wir gar keine Kwachas mehr haben. Die Schranke steht offen, wir nutzen den guenstigen Moment und ich gebe Gas. Als ich auf Hoehe der Schranke bin, sehe ich aus dem Augenwinkel einen wild wedelnden Menschen auf mich zu rennen, zu spaet, Wally braust in einer grossen Staubfahne davon.
Wir fahren die naechsten Stunden quasi direkt auf der Grenze zwischen Zambia und Malawi, schoene Landschaft und idylische Doerfer bestimmen das Bild, die Piste ist zum Glueck trocken und wir kommen gut voran. Nachmittags stehen wir vor einer einsamen Schranke des Zambischen Grenzpostens und muessen den diensthabenen Polizisten, obwohl er in seinen Gummilatschen und Fussballshirt nicht wie einer aussieht, ersteinmal in einer der Buden auftreiben. Er oeffnet uns die Schranke, ich mache Martin darauf aufmerksam, das wir keine Ausreisestempel haben, er meint jedoch wir sollten nicht dran ruehren, naja, dann eben nicht.
Sechs Kilometer weiter begruesst uns der malawische Posten , alle in adretter Uniform, und heisst uns herzlich willkommen. Es stellt sich jedoch schnell raus, dass wir ohne Ausreisestempel keine Einreisestempel bekommen. Also auf selbem Wege zurueck. Wir stoebern den Bullen erneut auf aber er ist nicht zustaendig, der Immigrationsbeamte weile im Grenzkaff wo wir grad herkommen. Grosses Problem, wir werden in die Bude gefuehrt wo die Paesse gestempelt werden und siehe da, es liegen sogar offen einige Stempel rum. Wir zeigen drauf, jaja aber er darf nicht, klappt das Handy auf und faengt an zu telefonieren . Der Verdacht liegt nahe, das sich der gute Mann doch irgendwo in der Naehe aufhaelt, vielleicht im Busch bei seiner Zweit oder Drittfrau? Nach ausgiebigem Telefonat windet er sich weiter, doch wir bestehen drauf und knallen die Stempel um ein Haar selbst in Pass und Carnet (Zolldokument fuers Auto).
Die Malawis sind nun auch happy und wir bekommen das zweite Mal auf dem gesamten Trip eine voellig KOSTENFREIE Einreise. Wenn das nicht schonmal Vorschusslorbeeren gibt (das andere Land ist Suedafrika)
Im Grenzort stehen wir mal wieder ziemlich schockiert vor den Preisen im kleinen Supermarkt und muessen uns nun entgueltig davon verabschieden Weihnachten und Silvester in Saus und Braus verleben zu koennen.
Am naechsten Morgen fahren wir  weiter auf der einsamen Piste gen Sueden durch die Berge, auch hier Afrika pur, wir fallen mal wieder auf wie die bunten Hunde und immer oefter bekommen wir ein erstauntes aber nicht agressives “Muzungu” (Weisser) hinterher gerufen, es wird mal wieder viel gewunken, auch die Malawies sind ein herzliches Volk. Am Nachmittag erreichen wir das Nyika Plateau im gleichnamigen Nationalpark. Im stroemenden Regen schrauben wir uns bis auf 2300 Meter, wo wir einen Campingplatz mit nettem Ausblick und verschieden Gazellenarten vorfinden. Prompt sind wir an diesem 24.12 angekommen, hoert es auf zu regnen, wir holen die langen Hosen raus und bereiten unseren Rotkohl mit Bratkartoffeln auf dem Feuer zu. 2 Flaschen meines geliebten suedafrikanischen Rose` , leider durch die ewige schuettelei auf schlechten Pisten schon leicht gekippt, gehen heute und am 25.12 drauf. Die letzte Flasche ist eiserne Reserve fuer den 31.12. Am 26. Verlassen wir den schoenen Park und begeben uns zu einer alten Missionsstation in den Bergen, wo ein englischer Missionar mal wieder seine Visionen voll ausgelebt hat. Schlecht gelebt hat er in dem milden Bergklima hoch ueber dem See wirklich nicht.
Der Malawisee, der grosse Schatz des kleinen Landes Malawi breitet sich wunderschoen unter uns aus, wir duerfen direkt neben der ehemaligen Mission campieren und begeben uns am naechsten Morgen hinunter an den riesigen See, einer der groessten in ganz Afrika. Wir suchen einen schoenen Platz mit Strand am See um ein paar Tage abhaengen zu koennen und werden, nachdem wir saemtliche Plaetze in der Umgebung abgeklappert haben auch fuendig. Zum Glueck, denn der Tag stand unter keinem guten Stern, tappt Martin doch voll in eine der beruechtigten Radarfallen. Nein, wir haben beide kein 50 km/h Schild gesehen, verdaechtig ist jedoch, dass 2 Pkw hinter einem extrem langsamen Lkw her schleichen und nicht ueberholen. Das tun wir dann und prompt haben sie uns. Es gibt kein lamentieren, sie sind mit hochmoderenem Geraet ausgestattet und Martin darf sich den Vorgang auf Video ansehen. Wir verbuchen die 25,- Euro unter dem Posten ’’aergerliche Nebenausgaben” Sehr schoen direkt am weissen Strand koennen wir ohne Hintergrundmusik aus irgendeiner angrenzenden Bar unser Camp aufschlagen, an den penetranten Vergaerungsgeruch der verwesenden Mangos gewoehnen wir uns sicher auch noch. Das dies der beste Platz weit und breit ist, erfahren wir von Gerd und Inge aus Muenchen, die kennen sich hier aus und gurken seit Jahrzehnten mit ihrem alten Toyota jedes Jahr ein paar Monate im suedlichen Afrika rum, auch die 2 jungen Bayern mit VW Bus gesellen sich noch dazu und es werden mal wieder reichlich Autoprobleme diskutiert.
Nach Silvester verlassen wir als letzte den Platz und stellen auch die naechsten Tage fest: es war der Beste. Es nutzt alles nichts, wir muessen nach Blantyre unten im Sueden und den dortigen grossen Supermarkt aufzusuchen, immer nur Mangos, Tomaten und Eier ist auf Dauer doch etwas einseitig, viel mehr gibt das Angebot der Strasse momentan nicht her. Vor allem jedoch brauchen wir das Mozambique Visum. Dies erhalten wir sehr schnell. Wegen der verbeulten Hintertuer (Martin hat in Zambia einen Baum geknutscht) kommen wir hier nicht klar, auch ist die Praesenz der Bullen in diesem Kaff mal wieder zu viel des Guten. Wir hatten schon unterwegs genug Posten die sich ein Weihnachtspraesent erhofften. Also auf nach Mozambique, mal sehen wie es so mit unserem nicht vorhandenen Portugiesisch klappt.

 

 

Auch dieser Grenzposten ist abgelegen und hat kaum Grenzverkehr doch die Abfertigung ist aeusserst efizient und korrekt. Wir sind bewusst ziemlich weit im Nordwesten eingereist um die von den Suedafrikanern bevorzugten Ziele weiter im Sueden zu umgehen. Wir wollen wie immer das urspruengliche, von Touristen noch nicht vereinnahmte Land sehen und da stellt sich unsere Wahl als Goldrichtig raus.
Die naechsten 2 Tage fahren wir durch eine Traumlandschaft, Touristenfrei und urspruenglich, die unter Insidern als eine der schoensten im ganzen suedlichen Afrika gilt, da stimmen wir ohne Vorbehalte zu. Ueber mehrere hundert Kilometer durchfahren wir auf dieser abgelegenen Piste Doerfer umgeben von Granitkegeln und spitzen Felsnadeln die tatsaechlich ihresgleichen suchen, einfach fantastisch. Natuerlich gibt es keine Campingplaetze oder Hotels und gegen Abend geraten wir in echte Not wohin. Natuerlich koennen wir in jedem Dorf nach vorherigem fragen stehen, doch wir haben keine Lust den Doerflern Kino zu bieten und mit dem Dorfchef mit Haenden und Fuessen zu lamentieren. Kurz bevor die Dunkelheit ueber uns kommt, finden wir dann doch noch einen kleinen Platz ausserhalb des Dorfes. Am Morgen haben wir auch gleich ein paar Schaulustige angezogen aber auch dieses Volk ist freundlich und eher zurueckhaltend und ueberhaupt, irgendwann gewoehnt
 man sich an fast alles.
Nach dieser grandiosen Fahrt landen wir auf einem recht netten Campingplatz wo wir ein paar Belgier treffen die grad da her kommen wo wir hinwollen und die uns bereitwillig ihre GPS Daten fuer die besten Spots zur Verfuegung stellen. Heutzutage tauscht man keine komplizierten Wegbeschreibungen mehr aus, ein paar Buchstaben und Zahlen, fertig.
Doch ersteinmal schauen wir uns die Insel Iha de Mozambique an, ein von den Portugiesen schon im 15. Jahrhundert errichteter Aussenposten mit Fort, wo einige heisse Verteidigungsschlachten stattfanden. Die ganze Insel, die inzwischen zum Unesco Weltkulturerbe erklaert wurde, strahlt diesen ganz besonderen Charme den alte Kolonialorte im Verfallsstadium oft haben aus. Leider ist der Verfall hier schon sehr weit fortgeschritten und wenn sie sich nicht ranhalten, auch bald nichts mehr zu retten, dabei hat diese Insel die man ueber eine 3 km lange einspurige Bruecke erreicht ein ganz hohes Touristenpotential hier im ohnehin so abgelegenen Norden. Mozambique ist noch nicht sehr lange wieder auf “rechtem Weg”, wie die meisten Afrikanischen Laender hat auch dieses symphatische Land mit einer dunklen , blutigen Vergangenheit zu kaempfen und es wird noch lang dauern bis sich wieder eine voll funktionierende Infrastruktur gebildet hat.
Die Portugiesen haben hier schon frueh ihre Finger im Spiel gehabt, sie waren jedoch nicht daran interessiert in das Land zu investieren, sie wollten nur eins, ausbeuten. Dies taten sie reichlich und ungeniert, Versklavung, Zwangsarbeit, das einfache Volk traf es wie immer am haertesten. Doch wie die Geschichte lehrt, mussten selbst die militantesten weissen Herrscher, sogar die in Suedafrika einmal die Unterdrueckung aufgeben. Die Portugiesen flohen und der junge Staat wandte sich dem Sozialismus zu. Dies passte den weissen Machthabern in Suedafrika garnicht und sie finanzierten eine unglaublich brutal vorgehende Terrorgruppe, die auch von den Europaern unterstuetzt wurde. Das Volk wurde ueber Jahrzehnete drangsaliert, ermordet, gepluendert, eine Millionen sind dabei draufgegangen, ein Trauma aber natuerlich nichts ungewoehnliches auf diesem Kontinent. Seit Mitte der Neunziger herrscht Frieden und man befindet sich nach dem was wir beurteilen koennen auf einem guten Weg, wir wuenschen ihnen, dass es so bleibt!
Ausgiebig, diesem besonderen Charme der Insel und deren Bewohner erlegen, schlendern wir 2 Tage  ueber die Insel. In diesem Land und besonders auf dieser Insel stellen wir ausserdem ein erstaunliches Phaenomaen fest, die Bevoelkerung, vor allem die Kinder lassen sich extrem gern fotografieren und zwar ohne die Hand aufzuhalten, sie haben anscheinend einfach ihren Spass dran,eher ungwoehnlich fuer Afrika. Umso mehr macht es Freude durch die Gassen zu spazieren und sich unters Volk zu mischen.
Wir wollen noch ein paar nette Strandtage an der ewig langen Kueste verbringen, doch stellt sich dies nicht als ganz so einfach raus, so ganz der Hit sind die Plaetze nicht, ausserdem ist es zu dieser Jahreszeit extrem schwuel-heiss und uns rennt nachts wenn der Wind eingeschlafen ist die Bruehe nur so runter. Tagsueber blaest ein meist sehr kraftiger Suedostmonsun vom Meer her und das Wasser ist nicht ganz so einladend weil es viel Unrat mitbringt. Egal, wir wussten das und sind eh nicht so die Strandmenschen. Der letzte Tipp ist der beste, in einem abgelegenen Dorf ganz hinten auf der Landzunge, finden wir einen sehr schoenen Platz und bekommen frischen Tintenfisch serviert. Als uns das Bier ausgeht, ziehen wir ab und machen uns auf zur Grenze nach Tanzania. Der letzte Abend im Busch ist durch diverses fliegendes Ungeziefer recht unangenehm. Ueber Nacht hat es kraeftig geregnet und die Piste praesentiert sich glitschig am fruehen Morgen. Ich komme zum zweiten Mal in den Genuss auf einer extrem unangehnemen Lateritpiste dahin zu rutschen, auf dem schmierigen Lehm gibt es fuer den schweren Wagen kein halten mehr, es ist, als wenn man auf Glatteis bergab rutscht, ein Albtraum. Zum Glueck ist es nur ein kurzes Stueck und nachdem die kleinste Untersetzung plus Differentialsperren eingelegt sind, kann ich das abrutschen in den Graben vermeiden. Wally sieht allerdings aus wie grad der Jauchegrube entstiegen aber was solls, ist ja nicht das erste Mal.
Seit wenigen Monaten erst ist es moeglich von Mosambique nach Tanzania ueber den Grenzfluss der die beiden Laender hier trennt zu fahren, der nagelneuen Bruecke, Bauzeit 5 Jahre sei Dank.Vorher ging es nur per unzuverlaessiger Faehre. Wir ueberqueren die lange mit kuenstlichen Stosszaehnen flankierte Bruecke in der Mitte vom Nowhere und sind zurueck in Tanzania……