Der Asphalt Richtung Hauptstadt Khartoum ist bestens, nur die unzaehligen Rinderkadaver am Strasserand sind unangenehm und wir sausen mit unseren fuer diese Strassenverhaeltnisse ueblichen 80 km/h dahin, bis wir genug haben und uns in die herrliche Wueste schlagen um wie ueblich, unsere paar Liter Suppe und Tee hinunter zu wuergen und schlaff auf den Klappstuehlen rumzuhaengen. Khartoum ist am naechsten Tag erreicht,wir erblicken den grossarteigen Nil und fahren zum Blue Nile Sailing Club, der inzwischen nicht mehr tiefer sinken kann, und treffen, wie kann es anders sein, auf den MAN von Reinhold und Katrina. Der Vormittag war bereits bestens mit Geldumtausch und vor allem mit der Suche nach dem “Aliens Registration Office” ausgefuellt, wo man sich nochmals registrieren muss. Ausserdem muss hier erledigt werden: Jordanien Visum, wollen die Saudis vorher im Pass, Syrien Visum und natuerlich Saudi Arabien Visum.
Jordanien geht flott, ich hab nichts anderes von einem meiner Lieblinglaender erwartet. Am naechsten Morgen reihen wir uns in die Schlange an der Saudi Botschaft ein, die meisten wollen im Gegensatz zu uns Unglaeubigen sicherlich nach Mekka, fuer jeden Moslem ein Muss mindestens einmal im Leben. Wir werden eingelassen und durchblicken das System des Stuehlerueckens nicht sofort, Martin meint zu diesem Zeitpunkt auch immer noch, den einzigen Unglaeubigen im Raum wird eine Sonderbehandlung zuteil und wir werden gleich ins Buero gerufen. Alle ueberholen uns beim “Stuehlchen wechsel dich” Spiel, daran erinnert mich  naemlich das Ganze, ein Spiel, welches wir auf Kindergeburtstagen gespielt haben.
In diesem Fall steht dann der naechste auf und geht zum Schalter und alle ruecken auf den naechsten Stuhl, ich lach mich schlapp!
Keine Sonderbehandlung, haben auch irgendwann die Muzungus kapiert, wir stehen vorm Schalter, zeigen unsere Paesse, natuerlich hat ausschliesslich der Ehemann das Wort , die Frau steht demuetig in ein Schwarzes Kopftuch gehuellt daneben, bringt unser Anliegen vor und dann, Ueberraschung! Der Saudi antwortet in fast perfektem Deutsch, “ich weiss genau was Ihr wollt”, huch? Ich habe 5 Jahre in Berlin gelebt, bin mit Deutscher verheiratet und gehe, sobald ich kann, zurueck nach Berlin!! Na, da schau her, Sachen gibts!?
Habt ihr Heiratsurkunde? Ja! Autopapiere? Ja! O.k. Ich kann hier nix machen, ihr muesst ueber einen Agenten (wusste ich natuerlich schon), hier die Nummer, ist ganz nah, aeh, wir haben aber kein Handy, o.k , ich ruf an. 10 Minuten spaeter steht der Agent vor der Tuer, schleppt uns in sein Buero, macht die Papiere fertig ( seine ganzen Brueder wohnen in Berlin, er als aeltester muss hier fuer die Eltern sorgen und kann nicht nach Berlin, was ihm sichtlich stinkt), o.k., wir machen Druck, morgen um Zehn alles fertig, Inschalah!!! (so, Alah will)
Natuerlich ist nix fertig und das wusste er auch. Die Agenten kommen erst um 15 Uhr rein und kriegen die Visa, wir hocken fast den ganzen Tag in seinem Buero, typisch arabisch, Versprechungen und nichts dahinter.
Egal, um 16 Uhr ist es soweit, er drueckt Martin seinen Pass in die Hand, der starrt mit versteinerter Mine drauf und reicht ihn mir wortlos rueber, haeh? Die Passseite ist mit einem Bild und Namen, der definitiv nicht Martin lautet zugeklebt! Wuerde ich nicht sitzen, waere ich jetzt in einem Ohnmachtsanfall auf den Boden geknallt. Das darf doch alles nicht wahr sein, die haben das Visum von einem anderen reingeklebt. Der verhinderte Berliner kriegt natuerlich ordentlich sein Fett weg. Naja, mein Pass ist aber in Ordnung.
Martin beordert den Elternbetreuer am naechsten morgen halb Zehn an die Botschaft, eine Stunde spaeter haben sie einen neuen, korrekten Aufkleber drin, Puh, uns faellt ein Stein vom Herzen, drei Tage haben wir Zeit, um die tausend Kilometer durch einen der reichsten und Frauenfeindlichsten Staaten dieser Welt ins gelobte Hashemite Kingdom of Jordan zurueck zu legen, Inshalah!
Karthoum ist nicht grad so der Hit aber auch nich unsymphatisch, einen vernuenftigen Camping gibt es nicht, die Alternative zum B.N.S.C. liegt ausserhalb, ist laut, extrem staubig, heiss und voller Menschen. In Lybien geht die Post ab, Fluechlinge treffen ein und nicht zu knapp, wir verziehen uns zusammen mit der franzoesisch/englischen Iveco Mannschaft ins hinterletzte Eck, der grosse Platz ist nachts uebersaeht mit Fluechtlingen die dort naechtigen und morgens uebersaeht mit Muell. Die Globetrotter nehmens gelassen und gehen weiterhin ihren Geschaeften nach. Jean Claude versucht an Bargeld zu kommen( ganz Khartoum hat keinen Automaten wo eine der gaengigen Karten funktioniert und Jean Claude hat kaum noch Dollars oder Euros)) Claudia und Martin besorgen das letzte Visum dieser Reise bei den Syrern.
 Nachdem wir Freitags noch am Tanz der Derwische, ein wildes Getanze der Glaeubigen vor einer riesigen Moschee teilnehmen koennen, geht es nach ueber einer Woche endlich in Richtung Port Sudan am Roten Meer, dort geht unsere Faehre nach Jiddah in Saudi, wann, wissen wir nicht, konnten keine genaueren Infos in Erfahrung bringen.
Die sudanesische Wueste ist mal wieder eine Wucht und auch die Pyramiden mitten drin, die wir noch besichigen. Viel zu schnell landen wir in Suakim, dem Hafen suedlich von Port Sudan, dort soll die Faehre ablegen.
Das tut sie ueberraschend schnell. Kaum haben wir das Kaff betreten, kommt schon jemand angebraust und meint wir sollten uns beeilen, die Faehre lege in wenigen Stunden ab. Wir folgen ihm in sein Buero, sind skeptisch, doch es stimmt, schnell schuetten wir noch den letzten Rest Rum in den Graben und druecken unserem Ticketverkaeufer die leere Flasche zur Entsorgung in die Hand, 2 Stunden spaeter sitzen wir nach einem kleinen Nervenkrieg um die Ausreisestempel auf dem Kahn, der dann allerdings erst einige Stunden spaeter als versprochen die Anker lichtet.
Mich packt Wehmut, nach ueber einem Jahr auf dem schwarzen Kontinent ist dies der Abschied. Unvergesslich und fuer immer eingebrannt sind die zahlreichen Erlebnisse. Afrika in dieser Intensitaet erlebt haben zu duerfen ist ein Geschenk. Kein bisschen bin ich es leid, ich koennte gleich wieder umkehren, eine mehr, die dem Afrikavirus zum Opfer gefallen ist.
Die Kabine im Keller des Dampfers ist aktzeptabel, wir legen uns um 21 Uhr aufs Ohr und als wir am naechsten Morgen an Deck steigen, sind schon die Hafenanlagen mit den gigantischen Kraenen von Jiddah in Sicht.
Ich schmeisse mich in meinen bis zu den Fuessen reichenden Kittel den ich in Khartoum fuer 7 Euro erstanden habe, schwarzes Kopftuch auf und ab geht es zur Einreise. Die geht erstaunlich schnell, doch dann heisst es warten und Geduld und nochmals Geduld. Das Auto, das sowohl auf die Faehre als auch wieder runter vom Hafenpersonal gefahren wird, kommt und kommt nicht. Wir versuchen derweil die noetigen Papiere zusammenzubringen, was sich als nervig rausstellt. Als wir im Buero des Zolls sitzen, kommt ein Saudi rein, der offensichtlich sehr bevorzugt behandelt wird. Er erzaehlt uns, das er grad aus dem Sudan kommt, wo er sich jedes Jahr 2 Monate aufhaelt um Voegel abzuknallen, das waer sein Hobby, in seiner Heimat ginge das ja nicht mehr, weil alles leer geschossen sei! Gut , das wir heute morgen nichts gegessen haben! Kurze Zeit spaeter hat er sein Auto und ist weg, wir haben noch 3 Stunden warten vor uns.
Dann ist es endlich soweit, wir stuerzen uns in den Verkehr von Jiddah, unser GPS ist kaum noch was wert, weil wir ab hier keine brauchbaren Karten mehr drauf haben, also heisst es wieder die eigenen Sinne fuer die Orientierung schaerfen. Es klappt alles ganz gut und bald sausen wir uebers platte Wuestenland in Richtung Norden. Irgendwann am Abend kehren wir in ein Einkaufszentrum ein und begutachten den wirklich hervorragend bestueckten Supermarkt und auch die Auswahl an Fastfood ist bestens. Die Frauen laufen natuerlich alle tief verhuellt wie Schwarze Kraehen durch die Gegend, doch sehe ich einige Asiatinen ohne Kopftuch und beschliesse nun zumindest im Auto das rutschige Ding auch nicht mehr aufzusetzen was auch kein Problem darstellt. Die Saudis selbst arbeiten nicht, das erledigen Gastarbeiter aus Aegypten, Bangladesch und Sudan, ob es eine wirkliche Unterschicht gibt die eventuell auch mal was tun muessen, wuerde mich mal interessieren. Es ist durchaus nicht so, dass nur Luxuslimousinen rumfahren aber vielleicht sind das ja nur die Autos der Gastarbeiter. Zu kurz ist der Blick in dieses fremde doch durchaus nicht unsymphatische Land, das dem Westen und seinen ganzen Verfuehrungen doch sehr zugetan ist, wie man an den Fastfoodketten und gigantischen Einkaufszentren sieht. Die Jugend ist definitiv dabei die Regeln zu lockern , das westliche Leben, da wollen sie ein Stueck von abhaben. Die Frauen schauen allerdings vor allem in Saudi weiter in die Roehre.
Der Stop an der Tankstelle jedoch ist der Hoehepunkt, wir fuellen 200 Liter Diesel ein und zahlen unglaubliche 20 Euro dafuer, der Liter Diesel kostet 5 Cent!!
Die letzten 200 km bis zur jordanischen Grenze sind fantastisch und erinnern an den bergigen Sinai, der ja auch nicht allzu weit weg ist. Nach  2 Tagen Fahrt und einer Nacht am Rande einer Tankstelle naehern wir uns Aquaba am roten Meer, der Kreis schliesst sich. Mit randvollen Tanks ueberqueren wir in null komma nix die Grenze und werden gleich vom Geldwechsler den wir aufsuchen muessen, weil wir sonst die Autopflichtversicherung nicht bezahlen koennen, zum Tee eingeladen.
Die Jordanier moegen die Deutschen, genau wie alle anderen, womit haben wir das bloss verdient?

In Aquaba auf dem Camping gibt es Wireless, Aussicht aufs Meer und Bier, was will man mehr?!
Da wir mal wieder ein kleines Autoproblem haben, bleiben wir laenger als gedacht. Am naechsten Tag laeuft Bert aus Oesterreich mit seinem Unimog ein. Ein Geschenk des Himmels wie sich bald rausstellt. Der passionierte Tueftler widmet sich geschlagene eineinhalb Tage unseren Technikproblemen und findet und repariert alles, ausserdem ist er ein netter Typ, mit dem man sich prima unterhalten kann.
Nachdem wir Philadelphia und Spinat sowie einige andere Kleinigkeiten aufgestockt haben, verabschieden wir uns nach 6 Tagen von Aquaba und dem Rotem Meer, um von hinten ueber einen Schleichweg ins Wadi Rum einzufahren. Zum zweiten mal betrete ich diese einmalige , atemberaubende Wuestenlandschaft und auch Martin, der hier noch nie einen Stopp eingelegt hat, ist sofort begeistert. Wir fahren weit nach Sueden bis fast an die saudische Grenze und sehen so gut wie keine anderen Autos. Kreuzen hier hin und dort hin, koennen uns nicht satt sehen und finden am zweiten Tag einen grandiosen Platz hoch ueber der Wueste auf einem Plataeu mit Rundumsicht die einem den Atem verschlaegt. Wir klettern hoeher in die Felsen und die Aussicht dort ist noch unglaublicher. Keine Frage, wir befinden uns hier in einer der fantastischsten Gegenden der Welt und ich habe wirklich schon einige gesehen.
Nach 5 Tagen reissen wir uns los und schleichen uns so leise wie wir gekommen sind wieder hinaus, nicht ohne wieder mal dankbar fuer diesen tollen Tage zu sein.
Das einmalige Petra, welches wir sehr gern nochmal besucht haetten und wo Christel und ich noch fuer 25 Euro pro Person hinein gekommen sind, hat die Preise erhoeht und liegt nun mit 90 Euro pro Person jenseits von Gut und Boese, jedenfalls fuer uns. Es ist damit einer der teuersten Eintrittspreise dieser Welt!
Wir cruisen weiter an den tiefsten Punkt der Erde, ueber 400 Meter unter dem Meeresspiegel liegt das Tote Meer. Wir haetten gern ein bisschen rumgepaddelt, doch es ist einfach zu kalt und wir wollen beide keine Grippe riskieren. Auch Amman , die Hauptstadt praesentiert sich kuehl und windig, so dass wir schnell das weite suchen, doch dort wo wir hinfahren ist es noch hoeher und kaelter, trotzdem, wir bleiben 2 Naechte um noch ein bisschen Historie und alte Ruinen zu besichtigen und die Dusche des Camping ist wirklich heiss.
Die aktuelle Lage in Syrien haben wir mangels Internet seit einer Woche nicht mehr gescheckt, doch das Gefuehl sagt uns, das alles o.k ist und so machen wir uns auf zur Syrischen Grenze, wo man uns bzw. das Auto nochmal richtig heftig abkassiert. Dieselsteuer, Versicherung und so weiter und sofort, wir sind es leid und froh das dies nun bald ein Ende hat.
Kurz nach der Grenzquerung biegen wir nach Osten zur alten Roemerstadt Bosra ab. Hier in der Naehe gab es Unruhen, sichtbares Zeichen dafuer ist das  in Stein gemeisselte Portrait des Praesidenten welches heraus gerissen wurde und die wenigen Touristen die sich zur Zeit her verirren.
Eine Nacht verbringen wir bei Damaskus und zwei weitere in Aleppo, wo es die schoensten Suks (Maerkte) des ganzen vorderen Orient zu bestaunen gibt, einfach wunderbar.
Die Tuerkei empfaengt uns mit professioneller Abfertigung, wo man noch nicht mal mehr austeigen muss und alles, man glaubt es kaum, kostenlos ist. Es ist sehr kuehl und wir fahren ein paar Tage der Kueste folgend Richtung Westen um dann bei Antalya nach Norden zu den grossartigen weissen Sinterterassen von Pamukale abzubiegen. Sehr sehenswert.
Ein letztes Mal reisst uns hier der sehr untalentierte aber dafuer extrem laute Muezzin frueh morgens aus dem Schlaf, wie halten die Menschen das nur aus? Da der Diesel hier bei ueber 1 Euro 60 liegt, verkneifen wir uns weitere Abstecher und kommen nun an die EU Aussengrenze, wie uns der Beamte dann auch mitteilt. So ganz kann er es nicht fassen, das es Leute gibt die so lang am Stueck unterwegs sind, doch trotzdem wir aus Afrika kommen, wirft er nur einen ganz kurzen Blick ins Auto und wir duerfen abziehen. Auf den ersten LIDL treffen wir unvorbereitet im ersten groessern Ort Griechenlands. Wie die Kinder im Bombonladen schlendern wir langsam durch und Martin goennt sich den ersten Wurstsalat nach 5 Jahren, komisch, was einen so alles in Hochstimmung bringen kann!
Die Meteor Kloester, die wie Vogelnester im dreizehneten Jahrhundert in einer gigantischen Felslandschaft hoch oben auf deren Spitzen gebaut wurden, sind wirklich eine Reise wert und belegt wieder mal, dass man nicht immer sehr weit weg fahren muss um aussergewoehnliche Dinge anzuschauen.
Die riesige Faehre startet in Igoumenitsa im Nordosten Griechenlands und bringt uns sehr preiswert in 24 Sunden quer ueber das Mittelmeer nach Venedig. Das einlaufen in die Lagunenstadt ist spektakulaer und wir suchen uns einen Campingplatz direkt gegenueber , so dass wir morgens in wenigen Schritten auf der Faehre und in 20 Minuten drueben sind. Am Campingplatz laufen grosse Frachtpoette ein und aus, nur ein paar Meter entfernt von unserem Stellplatz.
2 Tage und bei Traumwetter latschen wir dieses ganz besondere Fleckchen ab, was fuer ein kroenender Abschluss dieser Reise.
Der Rest ist Heimspiel und das wunderbare Wetter in Bayern gibt uns Gelegenheit wieder ein wenig anzukommen in der deutschen Realitaet.


Kleine Statistik:

Gefahrene km insgesamt:   68 Tausend
Laender insgesamt:             27
Dauer der Reise:                 1 Jahr 6 Monate und 5 Tage
Reifenplattfuesse:               1 auf dem Rueckweg in Aethiopien