Der Einkaufswagen den wir am Tag unserer Abreise aus dem Nakumat Supermarkt rausschieben, ist bis zum Rand gefuellt und satte 170,- Euro wert. Dafuer muss das Zeug nun auch einige Wochen bis Aquaba in Jordanien ausreichen, dort gibt es dann guten Nachschub, wie ich bereits von der Hinfahrt weiss. Nach zweieinhalb Wochen Zwangsaufenthalt wegen dem Aethiopien Visum, halten wir nun endlich wieder unsere Paesse in Haenden und es faellt uns nicht schwer, dieser Stadt ganz schnell den Ruecken zu kehren. Unsere Route fuehrt uns an den Mt. Kenia, dem hoechsten Berg des Landes und zweithoechsten Afrikas. Unterhalb auf 2200 Metern geniessen wir die frische aber kuehle Bergluft und sind froh, endlich mal wieder richtig durchatmen zu koennen. Zwei Pisten fuehren nach Aethiopien, die eine kenne ich bereits zur Genuege, bin ich sie doch mit Christel bereits gefahren. Die andere und schoenere Route geht ueber den abgelegenen Lake Turkana quasi ueber die gruene Grenze und ist nur in der Trockenzeit befahrbar. Wir stehen kurz vor der Regenzeit und somit ist es zwar sehr heiss aber noch weitestgehend trocken.
Ein Stueck muessen wir noch ueber die Horrorpiste rumpeln, natuerlich hat sich nichts an deren schlechten Zustand geaendert, bis wir in einem lausigen, staubigen Kaff endlich auf eine sehr viel bessere, jedoch zu Anfang mit extremen Fesch Fesch, also feinster Staub der bis zu den Fenstern hin aufgewirbelt wird und natuerlich mal wieder in jede Ritze eindringt kommen. Mein im Innenraum frisch geputztes Auto sieht nach wenigen Minuten wieder so aus, wie es immer aussah, alles ist wieder mit der obligatorischen Staubschicht die abends erst rausgefegt werden muss ueberzogen, was solls, das ist Offroad.
Am Nachmittag haben wir genug, wollen uns eigentlich irgendwo in die Buesche schlagen aber die Aussicht auf eine vernuenftige Dusche lockt uns auf den am Rande eines kleinen  Kaffs gelegenen Comunity Campsite, im Prinzip ein abgestecktes Stueck Land mit einem unappetitlichen Plumpsklo und einer Baracke die eine Dusche sein koennte.  Irgendwann erklaert sich ein Krieger als zustaendig und nachdem der Preis ausgehandelt und die Dusche tatsaechlich ins laufen gebracht wurde, meint der gute Mann, ob er uns nicht eine Massai Story erzaehlen soll, wieso, fragen wir ganz ueberrascht, sie waeren doch gar keine Massai sondern Samburu! Ja, stimmt, muss er zugeben aber er hat auch eine Samburu Story auf Lager, haha, wir verzichten und stellen uns unter die sehr gute Dusche. 2 Damen aus dem Dorf haben ihren Schmuck und von Holzwuermern zerfressene Kalebassen zum Verkauf ausgebreitet, sie sind hartnaeckig, wir auch aber ein paar Armreifen wird die eine doch noch an mich los. So viele Touristen kommen hier wirklich nicht vorbei und es ist allemal besser als in einem Laden zu kaufen. Nachdem die uebliche Kinderschar sich weitestgehend beruhigt hat, kommt unser Krieger im Schlepptau mit einem alten Krieger mal wieder an, doch diesmal hat er unser Wechselgeld dabei. Die beiden fangen an zu palavern, wir verstehen gar nichts, der Alte will die Campinggebuehr , der junge versucht ihn offenbar mit einem Tuetchen Zucker und Tabak abzuspeisen was munter zwischen den beiden auf unserem Plastiktisch hin und her geschoben wird. Nun reicht es wirklich, Martin gibt ihnen 5 Minuten die Sache zu regeln sonst knallts aber richtig, sie trollen sich, endlich Ruhe! Wir beschliessen am Abend, das dies die erste und letzte Erfahrung mit sogenannten Comunity Projekten sein wird und verlassen am fruehen Morgen das Gelaende, nicht ohne den beiden schon wieder da hockenden Damen zuzuwinken.
Die Landschaft die wir gestern durchfuhren war traumhaft und heute ist es nicht anders. Herrliche Bergketten, mal weiter mal naeher bringen Abwechslung, die Piste ist ueberhaupt kein Vergleich zu der anderen, wesentlich besser, die Hitze ist gewaltig und der sturmartige Wuestenwind reisst uns fast das Mittagessen aus den Haenden. Der Siboloi National Park ist wohl einer der abgelegensten Parks Kenias, wir wollten ihn umfahren, doch irgendwas muss da schief gelaufen sein, wir stehen ploetzlich vor dem Eingangstor das dummerweise von 2 Rangern bewacht wird. Die Auskunft, dass der Eintritt pro Tag 43 Dollar kostet ueberrascht uns nicht und ist noch extrem preiswert fuer kenianische Parks. Viel zu sehen gibt es allerdings auch nicht. Wir wollen nur durchfahren, zurueck und aussen rum macht keinen Sinn, da wir zuviel Diesel verblasen wuerden. Wir machen den beiden klar, das wir nicht zahlen wollen und die naechste Dreiviertelstunde entbrennt eine schwere Verhandlung die die beiden auf ihrem abgelegenen Posten in schwere Konflikte stuerzt. Wir einigen uns schliesslich auf den Einheimischen Tarif mit den offiziellen Eintrittskarten dazu fuer einen Bruchteil des Geldes, die Differenz fliesst in deren Taschen und wir haben nur die Haelfte bezahlt. Gut finden wir das selbst nicht, da wir die beiden korumpiert haben, dabei ist die Korruption grad in Afrika wirklich stark auf dem Rueckmarsch, was wir ja nur begruessen koennen, doch andererseits zwingt uns die absolut abnormale Preisgestaltung mit der Touristen die in Parks wollen konfrontiert werden zu Schritten, die wir eigentlich nicht gehen wollen. Der Normalpreis fuer den Eintritt in einen der gaengigen kenianischen Parks betraegt heute 75 bis 80 US Dollar pro Person und Tag, ohne Campinggebuehr versteht sich!
 Am dritten Tag tut sich vor uns der traumhaft tuerkiese Lake Turkana auf, wir fahren am kahlen , windigen Ufer des Sees entlang, nicht zu glauben das auch hier noch ein paar Menschen in wirklich armseligen aus Plastikmuell zusammengehaltenen Behausungen leben und deren Schafe noch genuegend Futter finden. Ein Posten der Kenianer kurz vor der Aethiopischen Grenze traegt unsere Daten in ein grosses Buch, mehr wollen sie nicht. Kurz darauf schlagen wir uns in die Buesche und schuetten nach diesem mal wieder extrem heissen Tag literweise Tee und Suppe in uns rein, ein paar Kamele streifen durch den Busch, ansonsten ist Ruhe, die Sonne verschwindet glutrot am Horizont an diesem letzten Abend im wunderschoenen Kenia.

Wir passieren den Posten der Aethiopier ohne Probleme, was nicht immer so sein soll. Die kleinen Doerfer die folgen sind wahrhaft afrikanisch. Barbusige und in Lendenschurz gekleidete Menschen begegnen uns, wir muessen uns unseren Weg suchen, dank GPS nicht wirklich ein Problem. Wir stossen auf die Hautpiste und begeben uns schnurstracks nach Omorate, dem Kaff, wo man seine Paesse stempeln lassen muss wenn man ueber diese Route kommt. Nachdem der zustaendige Mensch aufgetrieben, die von mir gefuerchtete Frage wo denn unsere kenianischen Aureisestempel sind gestellt ist und zum Glueck das ganze locker genommen wird, haben wir unseren Stempel. Nichts wie weg, bevor noch jemand das Carnet de Passage sehen will. Hier, wo wir letztes Mal nicht weiter vorgedrungen sind, setzen wir nun unsere Fahrt in Richtung Jinka, ein abgelegenes Kaff in den Bergen fort. Durch wunderbare Berglandschaft schrauben wir uns aufwaerts in das kleine Bergdorf Key Afer, wo wir auf dem mit Kuhfladen und von Muell uebersaeten Parkplatz des einzigen Hotels naechtigen. Dusche gibt es leider nicht, das Loch im Boden stinkt zum Himmel, ich bin definitiv zurueck in Aethiopien! Erschoepft sinken wir um sieben ins Bett, nachdem es uns tatsaechlich noch gelungen ist, ein paar Dollar gegen Aethiopische Birr zu tauschen. Kaum liegt unser muedes Haupt auf den Kissen und die Dunkelheit senkt sich ueber uns, schreckt uns ein ohrenbeteubender Generator, der irgendwo in 2 Meter Entfernung stehen muss wieder hoch. Komischerweise liegen wir beide trotzdem 5 Minuten spaeter in tiefem Schlummer, sowas ist mir auch noch nicht passiert.
Die Aethiopischen Uhren und der Kalender ticken anders als im Rest der Welt, dass wissen wir, trotzdem dachten wir, unser Fuehrer der uns unbedingt meint auf den heutigen hier stattfindenden Markt begleiten zu muessen, habe die gaengige Zeit und nicht die Aethiopische genannt, die alles um 6 Stunden weiter nach hinten verschiebt, doch, hat er aber und somit sitzen wir viel zu frueh auf der Terasse unseres Luxushotels, ausgeschlafen und mit allen Sinnen beisammen beobachten wir das wie immer sehr interessante Treiben und versuchen uns langsam umzustellen auf eines der speziellsten Laender Afrikas. Unser 18 jaehriger Guide ist hier in die Schule gegangen und spricht erstaunlich gut Englisch. Wir duerfen auf das Schulgelaende, zum Glueck sind die Kids grad beim Unterricht! Der Markt ist authentisch und nicht fuer Touristen gemacht, die hier ansaessigen Bevoelkerungsgruppen der Hamer und Baner kommen von weit her aus den umliegenden Doerfern um einmal in der Woche Handel zu betreiben, sie sehen mit ihren vielen Zoepfen und dem Schmuck sehr exotisch aus. Anhand einer bestimmten Anordnung des Schmucks kann man erkennen, ob es sich um die Erst, Zweit, Dritt oder Viertfrau  handelt, wie uns unser Fuehrer erklaert. Portrait Aufnahmen muessen bezahlt werden, ich kann es ihnen nicht verdenken daraus ein Geschaeft zu machen, die Moeglichkeiten hier Geld zu verdienen sind gering.
Wir begeben uns weiter nach Jinka, welches ein recht hohes Touristenaufkommen hat, da hier in der Naehe die Mursi ansaessig sind. Ein Volksstamm der sich extremst die Lippen und Ohrlaeppchen dehnt um dann grosse Teller darin zu tragen, auch bekannt unter dem Namen Tellerlippen. Die Aussicht solch exotische Fotos zu schiessen lockt die Touristen in Scharen. Wir beteiligen uns nicht daran, da bekannt ist, das viele bereits durch die Touristendollars ihrem traditionellen Leben untreu geworden und dem Alkohol verfallen sind. Wir besuchen den Markt in Jinka und sehen auch dort Tellerlippen, zwar ohne Lippenteller aber das macht ja auch nichts.
Die Fahrt ins wunderschoen am See und afrikanischen Grabenbruch gelegenen Arba Minch gestaltet sich sehr zwiespaeltig. Die Jungs zwischen 5 und 15 Jahren benehmen sich teils aggressiv, heben Steine auf, wollen sie  aufs Auto werfen, einmal fliegt ein Kindskopf grosser Stein vors Auto, meine Nerven sind extrem gespannt, so ist mir Aethiopien nicht in Erinnerung. Martin bremst oft ab, weil er beobachtet wie Steine aufgehoben wurden, faehrt ganz langsam und zeigt mit duesterem Gesicht und ausgestrecktem Finger auf den potentiellen Werfer, das hilft. Sobald sie weisse Gesichter erkennen, loest dies ausserdem einen Schreireflex aus und natuerlich das uebliche You You You oder Give me. Generationen von Reisenden haben sich schon gefragt, wie so etwas zustande kommt und viele wollen dieses Land nie wieder betreten. Wir sehen die ganze Angelegenheit nach eineinhalb Jahren “on thr road’ sehr gelassen. Entweder man kommt damit klar oder man bleibt weg. Die Menschen an sich sind nicht unfreundlich aber extrem neugierig. Gleich mache ich Martin klar, dass mit mir keine Mittagspause im Freien stattfindet, man findet einfach keine 2 Minuten einen Platz ohne das sie herbeistroemen und gaffen. Er aktzeptiert und es wird beim fahren gemampft. Der Pinkelstop gestaltet sich grad fuer mich natuerlich aehnlich problematisch, dort wo es mir guenstig erscheint, reisse ich noch waehrend wir rollen die Hose auf , dann muss alles ganz schnell gehen, denn irgendwo hocken immer welche oder kommen angerannt, ich bin einfach noch nicht abgebrueht genug, dies einfach zu ignorieren, haha.
Eine schoene Strecke habe ich mir ausgedacht, hoch in die Berge und ueber Pisten zu einem uralten Handelsposten, dann nach Addis Abeba, die Hauptstadt. Als wir uns am ersten Tag die Piste hochschrauben, faengt der Wagen an zu stottern, auf 3300 Meter ist Schluss. Wally kotzt regelrecht und wir glauben das jeden Moment der Motor verrecken koennte, das waere sehr schlecht in dieser abgelegenen Gegend. Ich aergere mich nicht wenig, als wir den Wagen wenden und dieselbe Strecke zurueck fahren muessen. Vermutlich ist die Einspritzpumpe nicht gut genug auf diese Hoehe eingestellt, was sich spaeter in Deutschland bestaetigen wird.
Schneller als erwartet landen wir leider in der mit Abgasen geschwaengerten Hauptstadt. Man wagt kaum zu atmen, unsere Kohlenmonoxydvergiftung haben wir damit fuers Leben intus. Wir steigen natuerlich bei meinem alten Freund Wim ab, der sich an die beiden Weiber nur allzu gut erinnert und ich erinnere mich an seine hervorragende Pizza! Auch andere Bekannte treffen ein oder sind schon da.
Das Motto unseres Addis Aufenthalts lautet: Heiratsurkunde!
Unser weiterer Weg nach Norden fuehrt uns an der westlichen Seite des fantastischen Aethiopischen Hochlandes entlang, zum Gluek muessen wir nicht nochmal ueber 3000 Meter steigen. Ein Aufenthalt bei den mir bereits bekannten Hollaendern Tim und Kim, die sich sofort an die beiden Weiber erinnern, wobei eine ja zwischenzeitlich abhanden gekommen ist… und der Besuch der alten Kaiserstadt Gondar sind weitere Stationen bis zur sudanesischen Grenze, die wir relativ unproblematisch an einem, wie kann es anders sein, sehr heissen Tag passieren.