Diesmal nehme ich den Zugang nach Monte Rey im Parque Nacional Ibera` aber schon die Anfahrt begeistert mich deutlich weniger. Bis kurz vor den Campingplatz gibt es intensive Rinderbeweidung und jede Menge tote Wasserschweine. Der Campingplatz darf nicht befahren werden und der kleine Parkplatz davor ist alles andere als schön. Auf meinem ausgedehnten Gang, gibt es wieder einiges an Wildlife zu beobachten.
Recht zügig begebe ich mich dann nach Norden zu den Iguazu Wasserfällen und schaue mir zunächst die argentinische Seite an.
Ein paar Tage später geht es über die Grenze, und auch die brasilianische Perspektive ist beeindruckend.
Weiter geht es nach Norden und dann nach Westen in den Bundesstaat Mato Grosso, zwei Tage Fahrerei. Zumindest vorerst, küre ich die Brasilianer zur besten Autofahrer Nation des Kontinents. Auch sonst bin ich sehr angenehm überrascht. Ich durchfahre lebenswerte, saubere Städtchen und die Menschen sind überaus freundlich und aufgeschlossen. Leider ist das mit dem Portugiesisch nicht ganz so einfach aber vielfach geht es auch mit Spanisch oder Englisch.
Ich erreiche meinen ersten anvisierten Punkt, Seu Assis, ein Campingplatz, wo ich gleich 10 Tage hängen bleibe und die ruhige Idylle genieße.
Jeden Tag ziehe ich meine Bahnen im herrlich kühlen, sauberen Fluss, der von hunderten Doraden bevölkert wird. Eine tolle Abkühlung bei gut 30 Grad Außentemperatur. Weiter geht es über Bonito zum Refugio Canaa`, welches über eine 20 Kilometer lange Piste erreichbar ist und in einem schmalen Tal liegt.
Das ein oder andere wilde Tier hat hier ein Refugium gefunden und auch eine kleine oder größere Meise, wie zum Beispiel das Wildhuhn, welches mir permanent auf den Füßen liegt, oder der Nandu, der dauernd ums Auto schleicht und mich beobachtet, von den Gelbbrust Aras die im Barbecue Grill leben, gar nicht zu reden.
Esmeralda, ein wunderschöner Hiazinth Ara, welche hier permanent mit ungefähr 7 weiteren Artgenossen lebt und das Maskottchen ist, hat auf jeden Fall einen guten Männergeschmack. Sie ist die einzig Zahme.
Die Aras, drei verschiedene Arten, plündern die Palmen, die reich bestückt sind mit einer Art Nüssen die sie lieben. Diese werden mit den scharfen Schnäbeln geknackt, bevor sie an das fressbare Innere gelangen.
Die Gelbbrust Aras sind die absoluten Freaks. Sie sind ganz schön frech und haben sich in einem der Barbecue Grills niedergelassen, welche hauptsächlich am Wochenende von Einheimischen genutzt werden, um naturnahen Familienausflug mit der angeborenen Grill Leidenschaft zu verbinden.
Das Revier wird dominant verteidigt, hier hat es sich ausgegrillt.
Es gibt auch hier einen schönen Fluss zum Runden drehen und die Toiletten Anlage ist hoher Standard, da will man nicht wirklich mehr weg.
Es ist einfach unglaublich unterhaltsam hier. Die Freaks drehen auch mit Vorliebe mal sämtliche Wasserhähne auf und ich muß aufpassen, dass sie keinen Gefallen an den diversen Autogummies finden.
Ich verabschiede mich nach einer tollen Woche und ziehe über Miranda weiter Richtung Pantanal. Nach 15 Kilometern auf der Estrada de Parque, bietet sich mir ein schlimmes Bild mit abgebrannter Natur. Die Flammen lodern teilweise noch direkt an der Straße, darauf habe ich keine Lust und drehe um.
Ich nehme die Asphaltstraße nach Corumba, welches an der bolivianischen Grenze liegt und bleibe dort zwei Nächte. In der zweiten Nacht regnet es kräftig und dies löscht zu Glück auch die letzten Feuer im Pantanal. Nun rolle ich die Piste von dieser Seite kommend auf. Auf der Strecke bis zur Fähre sehe ich nicht viele Tiere aber dann wird es besser.
Dies ist trotz allgegenwärtiger Rinderbeweidung und obwohl ich durch nicht geschütztes Gebiet fahre, immer noch ein Tier und Vogelparadies.
Ich erreiche die Fazenda Sao Joao, eine der wenigen Möglichkeiten, an dieser Piste vernünftig zu stehen. Wildcamping ist zwar möglich, begeistert mich aber wahrlich nicht aufgrund der Nähe zur staubigen Piste mit sehr begrenzter Stellfläche.
Von hier aus kann man tolle Sonnenuntergänge beobachten und es gibt eine recht große Population Hiazinth Aras und noch so einiges mehr.
Als ich die Piste verlasse und auf die Hauptstraße abbiege, umfahre ich versehentlich einen Polizeiposten, was zur Folge hat, das man mir nachfährt, mich stoppt und mir plötzlich drei schwer bewaffnete, finster dreinblickende Polizisten gegenüber stehen.
Ich spiele wie immer die doofe Touristin und nach kurzem Blick in den Wagen befinden die Herren, dass ich kein Drogentransport bin.
Zurück in Bonito, stelle ich mich zwei Nächte auf den Platz der Posada de Peralta und schaue mir die Fütterung der bunten Gesellschaft an, diese leben aber frei.
Ich fahre zurück nach Seu Assis und begebe mich jeden Morgen sehr früh auf Ameisenbären Jagt, da diese beim letzten Besuch erfolglos war.
Die Umgebung ist wie üblich geprägt von Rinderweiden, jedoch scheint sie mir ideal für die Tiere, da es auch jede Menge Termitenhügel und Restbestände von Wald gibt, wohin sie sich zurückziehen können.
Eines Morgens treffe ich Jupp, den ich von Paraguay kenne und der mir meine Vermutung bestätigt, auch er ist auf der Jagd. Ein paar Tage später habe ich endlich Glück und entdecke gleich zwei Exemplare auf der Suche nach ihrer Leibspeise.
Ich klettere durch den Zaun und komme ganz nah ran ohne zu stören. Ihre Augen sind ziemlich schlecht, der Geruchssinn umso besser. Ein bis einen halben Meter Abstand ist möglich, dann fangen sie an den Rüssel in die Luft zu recken und merken, das sich was Fremdes in der Umgebung befindet.
Eine schöne Fellzeichnung haben diese kuriosen Viecher und irrsinnig viel Fell mit einem extrem haarigen Schwanz. Bis zu 40 kg werden sie schwer, stehen auf sehr kräftigen Beinen und um die 35 Tausend Ameisen und Termiten spüren sie mit ihrem guten Geruchssinn pro Tag auf. Diese lecken sie mit ihrer 40 Zentimeter langen schleimigen Zunge auf.
Ein total friedliches Tier. Gäbe es eine Nahrungs Konkurrenz zu den Rindern, wären sie längst ausgerottet. Aber natürlich stehen auch sie durch die rasante Umweltzerstörung auf der Liste der Gefährdeten, viele werden auch auf den Straßen überfahren.
Schön zu sehen, sind die großen Krallen, mit denen die Termitenhügel aufgerissen werden, um an die Ameisen Speise zu kommen. Diese Tiere lassen jedoch die Hügel unberührt und suchen nur den Boden ab.
Ich erwische sie mehrere Tage früh morgens an derselben Stelle und bin super glücklich über diese tollen Begegnungen, standen sie doch ganz oben auf meiner Wunschliste.
Am Ende sind es fast nochmal zwei Wochen, bis ich den Platz verlasse, sich die Runde schließt und ich mich aufmache zur paraguanischen Grenze nach Ponta Pora. Dort angekommen, sucht man vier verschiedene Büros auf, um Aus und Einreisestempel zu bekommen, sowie den Papierkram fürs Auto zu erledigen, denn Schranken und Grenzkontrollen im üblichen Sinne gibt es hier nicht. Nachdem das erledigt ist, rolle ich zum Cerro Cora Nationalpark, wo man nach Registrierung herrlich allein stehen kann. Über die Tage steigert es sich von sehr angenehm auf 40 Grad Hitze, so dass ich schließlich weiterziehe.
Hier im Norden von Paraguay ist es ein wenig bergig, ansonsten ist das Land ja eher flach. Typisch im Land sind die handgeflasterten Straßen, auf die man immer wieder trifft. Als nächstes steuere ich das Naturreservat Mbaracayu an, welches eine hohe Biodiversität mit vielen Vögeln haben soll, leider sehe ich nicht viele.
Es ist immer noch brüllend heiß, so dass ich gar nicht mehr aus dem klimatisierten Wagen steigen mag. Ich fahre deshalb durch bis kurz vor Ciudad del Este, wo ich für umsonst im toll gelegenen Refugio Tata Yupi übernachte, direkt am Rio Parana` gelegen mit viel Natur drumherum.
Hier bekommt Wally plötzlich Startschwierigkeiten und ich lasse den letzten geplanten Zwischenstopp vor Hohenau ausfallen und düse direkt zum mir bereits bestens bekannten deutschsprachigen Elektriker. Zum Glück stellt es sich als Kleinigkeit heraus und schon startet Wally wieder wie eine Eins.
Ich ziehe zurück auf den mir bestens bekannten Platz, wo wie immer kaum was los ist. Ein paar coole Franzosen auf Langzeitreise sind da und auch das bekannte rollende (Sarg) Hotel taucht für eine Nacht auf.
Irgendwann trudelt auch Jupp wieder ein. Ein alter Haudegen, der bereits die Welt im eigenen Fahrzeug bereiste, als die meisten von uns noch keine Ahnung hatten, dass so etwas überhaupt möglich ist. Tolle Storys hat er zu erzählen und eine unglaubliche Energie mit seinen fast 80 Jahren. Einen Tag frage ich ihn um Rat wegen Wallys Schmiernippeln, mit denen ich Probleme habe. Kurzerhand liegen wir unter meinem Auto bei 35 Grad Hitze und das Ganze wird letztlich eine halbtägige Aktion. Sein toller selbstgebauter Rundhauber ist natürlich top gepflegt. Das sind einfach noch Autos mit Charakter.
Ende der ersten November Woche verabschiede ich mich hier endgültig. Zweimal sieben Wochen Auszeit habe ich mir hier gegönnt, ab und an unabdingbar auch für mich als Dauer Nomadin.
Ich nehme einen ganz kleinen Grenzübergang und erreiche nach einer kurzen Fährüberfahrt wieder argentinischen Boden.
Nun geht es meist schnurgerade auf recht guter Straße 1000 Kilometer westwärts.
Bevor ich Salta ansteure, mache ich einen Schlenker über eine Piste, an der ich einen schönen Platz am Fluss finde. Ich bleibe ein paar Tage und sortiere in Ruhe meine Sachen für den anstehenden Trip in die Antarktis.
Die Fahrt ist landschaftlich echt schön, und so geht es langsam Richtung Salta, vermutlich die hübscheste Stadt in Argentinien. Deshalb hat sie auch den Beinamen "La Linda", die Schöne.
Trotzdem hält es mich nur kurz in der Innenstadt, bevor ich auf dem städtischen Campingplatz die letzten zwei Nächte verbringe und mal so richtig am argentinischen Freizeitleben anteil nehmen kann. Der Pool ist riesig und nicht wirklich sauber aber Abhärtung ist ja immer gut, allerdings nicht für mich, da ich Pools grundsätzlich nicht betrete. Mit einsetzender Dunkelheit ist Schluss mit lustig und nur ein paar Camper bleiben übrig.
Ich fahre etwas außerhalb nach San Lorenzo und stelle Wally beim Deutschen Frank und seiner Familie ab. Anschließend mache mich auf zum Flughafen.
Antarktis ich komme!