Ich lasse den Wagen in Cusco, Peru zurück und besteige den Flieger nach Lima und direkt im Anschluss nach Guayaquil im Süden Ecuadors, wo is meine Mutter, die am Vortag von Deutschland eingetroffen ist, begrüsse.
Wir schauen uns noch kurz in der Stadt um und bestaunen die vielen Iguanas und Koi Karpfen in einem kleinen Park.
Tags darauf nehmen wir einen fast leeren Flug nach Puerto Baquerizo, dem Ort und Hauptstädtchen auf der östlichsten Insel des Galapagos Archipels, Isla San Christobal. Eine gute Stunde später, blicken wir bereits vom Flugzeug auf das unter uns gelegene kleine Inselparadies, welches von insgesamt 25 Tausend Einwohnern bewohnt ist, verteilt auf 5 Inseln. Es gibt 13 Inseln und ca. weitere hundert Miniinseln wobei über 90 Prozent des Archipels unter Naturschutz steht. Jetzt, vor Weihnachten, hält sich der Tourismus in überschaubaren Grenzen, wir haben absolut nicht das Gefühl, dass es überlaufen ist.
Wir beziehen unser vorgebuchtes Hostel, welches mit einem einfachen aber sauberen Doppelzimmer mit Bad aufwartet, sowie über eine riesige Dachterrasse verfügt mit, für uns sehr wichtig, Küche, wo wir uns die folgenden Tage unser Frühstück selbst zubereiten und auch mehrfach unser Abendessen.
Es gibt genügend kleinere Läden mit ganz gutem Obst und Gemüseangebot, sodass Selbstversorgung kein Problem ist.
Wir erkunden die nächsten Tage die Insel auf eigene Faust, wobei sich der Radius mangels Straßen und Wanderwege in Grenzen hält, doch sehen tun wir trotzdem genug.
Dies ist die Insel der Seelöwen, genauer gesagt der Ohrenrobbe, welche eine Unterart der California Fur Seals sein soll und wie viele andere Arten auch, endemisch ist, also nur hier vorkommt. Fett und faul liegen sie an jeder denkbaren Ecke der Insel rum, wie die Straßenköter sonst überall in Lateinamerika, 50 Tausend Tiere soll es auf den Inseln geben.
Wir wandern an verschiedene Strände und ich pirsche mich immer näher ran. Ausser ein paar Müttern, zeigt keiner auch nur eine Reaktion gegenüber den dreisten Menschen. Klitzekleine Jungtiere liegen Zuhauf pennend am Strand, während ihre Mütter offensichtlich völlig sorglos den ganzen Tag auf Fischfang gehen. In den Tidepools tummelt sich das munterere Jungvolk stundenlang beim Spiel ohne die geringste Notiz von den anwesenden Menschen zu nehmen.
Ich setze mich auf einen Felsen nah am Wasser, kann die Kamera einfach nicht ruhen lassen obwohl ich in kurzer Zeit schon Fotos für mehrere Leben im Kasten habe.
Die klitzekleinen, von den Müttern zurückgelassenen Babys tollen ausgelassen im Wasser. Ich kann mich einfach nicht sattsehen. Irgendwann landen sie direkt an meinen Füssen, beschnuppern neugierig meine Schuhe und schauen mich aus grossen Augen neugierig und völlig arglos an. Am liebsten würde ich mir einen unter den Arm klemmen und mitnehmen aber natürlich ist jegliches Anfassen tabu, woran sich offensichtlich auch die Mehrzahl der Besucher hält. Dies sind einfach einmalige, unvergessliche Szenen.
Die Flüge hatte ich bereits im August gebucht, mich aber nicht weiter gross mit den Details befasst bis 2 Tage vor Abflug aus Cusco. Der Wunsch, neben etwas Individualität auch eine Cruise zu machen, um einfach mehr des Archipels zu sehen, war immer da, jedoch haben mich die exorbitanten Preise zurückschrecken lassen, ich war nicht bereit, 2000,- bis 3000,- Dollar für eine einwöchige Cruise auszugeben und auch nicht, mich auf ein fragwürdiges Billigschiff verfrachten zu lassen.
Noch von Cusco aus, finde ich diverse Last Minute Cruise Anbieter im Netz, die die letzten Tage vor Abfahrt des jeweiligen Schiffes versuchen, die Restplätze noch übers Internet loszuschlagen.
Mit dem ein oder anderen Angebot kann ich mich durchaus anfreunden. Die meisten Anbieter sitzen in Quito und verlangen auf Anfrage, die ich erst direkt von der Insel starte, Zuschläge auf den genannten Preis für Kreditkartenzahlung die ich ja tätigen muss, von bis zu 10 Prozent, was für mich nicht Infrage kommt, ausserdem sitze ich nicht beim Anbieter im Büro und kann mir keinen Überblick verschaffen, ob er überhaupt seriös ist.
Ein Anbieter, der fast alle Schiffe Last Minute anbietet die verfügbar sind, sitzt auf der Nachbarinsel in Puerto Ayora. Ich nehme Kontakt auf und bekomme auf Nachfrage für ein bestimmtes Schiff welches auch terminlich passt, nochmals 150,- Dollar Nachlass pro Person. Da ich mir diese bestimmte Route in den Kopf gesetzt hatte, ist die Auswahl letztlich auf zwei Mittelkasse Schiffe beschränkt. Wir schlagen zu und ich zahle wie gewünscht völlig komplikationslos das Geld auf der Banco Pacifico auf deren Konto ein.
Einen Tag später nehmen wir das regelmässig verkehrende Schnellboot nach Puerto Ayora und gehen zu unserem Reisebüro, welches uns schon erwartet.
Wir erfahren, dass das Boot mit 16 Passagieren voll ausgebucht ist, was mich überrascht, und die Passagiere auf der Insel unterwegs sind. Wir bekommen ein Mittagessen in einem Restaurant und danach ein privates Taxi, welches uns hoch in Inselinnere bringt, wo wir einen Blick auf ein paar erloschene Vulkankrater werfen und anschließend eine private Zuchtstation mit massenhaft Riesenschildkröten besichtigen, die sich frei auf dem riesigen Gelände bewegen.
Die Inseln waren über die Jahrhunderte Piraten Schlupfwinkel und Seefahrer Zwischenstopp bis sie schliesslich besiedelt wurden. Alle haben sich reichlich an den Tieren als Nahrungsquelle bedient und massenhaft Schildkröten wurden lebend in den Bauch der Segler geschleppt. Dies führte zur Ausrottung mehrerer Arten. Berühmtestes Exemplar ist Lonesome George, ein alter Haudegen, der als letzter Überlebender seiner Art auf einer abgelegenen Insel gefunden wurde, nach Santa Cruz in die Darwin Station gebracht wurde, wo erfolgreich nachgezüchtet wird. Für George jedoch, gab es keine Partnerin mehr und irgendwann starb er. Wir besichtigen ihn nach der Kreuzfahrt im ausgestopften Zustand. Ein und Auslass zum heiligen Raum findet über eine Temperaturausgleichende Schleuse statt und George steht in einem Glaskasten, nun ja.
Dann geht es zurück in den Ort und um 18 Uhr dürfen wir endlich das Schiff, die Aida Maria betreten.
Wir beziehen unsere kleine Kabine im Unterdeck welches, wie wir später erfahren, mindestens zu 70 Prozent mit Last Minute Billigheimern wie wir gefüllt ist und nehmen ein Abendessen im kleinen Kreis ein, da ein Großteil der Passagiere den Abend in Puerto Ayora nutzt, weil viele schon seit 2 Tagen mit diesem Schiff unterwegs sind.
Gegen 21 Uhr lichtet die Aida ihren Anker, und tuckert die ganze Nacht Richtung Isabela, wo wir am kommenden Morgen von Puerto Villamil unseren ersten Landausflug ins beeindruckende Landesinnere mit einer riesigen Caldera unternehmen. Wir machen eine Wanderung und unser Führer, der nicht nur uns von Anfang an unsympathisch ist erlaubt uns, noch auf eigene Faust weiterzugehen aber um 12 Uhr zurück am Bus zu sein.
Die Weitergeher inklusive mir, unterschätzen die Länge des Rückweges und bis die Letzten am Bus angehechelt kommen, haben wir fast eine Stunde Verspätung was vom Guide richtig Mecker gibt und von den im Bus Wartenden lange Gesichter, so ist es eben organisiert.
Was die kommenden Tage folgt, ist eine Aneinanderreihung absoluter Highlights mit Land und Bootsausflügen und diversen Schnorchelgängen, die ich vermutlich ohne diese Cruise niemals unternommen hätte, welche aber letztlich so klasse und unvergesslich waren, dass sich allein dafür diese ganze Cruise gelohnt hat.
Wir sehen jede Menge Pinguine die pfeilschnell durchs Wasser schiessen, massenhaft Schildkröten, tauchende fluglose Kormorane, diverse Fische, Iguanas beim weiden unter Wasser und natürlich die neugierigen Seelöwen.
Dies ist wohlgemerkt nur unter Wasser, auch die Welt über Wasser ist natürlich faszinierend und ich lasse da einfach nur die Bilder sprechen!
Das Beste ist, dass sämtliche Tiere absolut keine Scheu zeigen und man aufpassen muss, nicht mit ihnen zusammenzustossen. Hier regiert noch die Tierwelt, hier ist alles noch ein Stück weit in Ordnung, fantastisch, anrührend und faszinierend!
Die Wassertemperatur ist zunächst, trotz Anzug, ein Schock, mehr als 16 bis 18 Grad sind es meist nicht. Da hilft nur ein beherzter Sprung aus dem Boot, wobei mir jedesmal die Luft weg bleibt und ich mich erst noch kurz ans Boot klammern muss. Eine halbe Stunde hält man es dann aber dank Anzug immer aus.
Ich habe auf dieser Cruise alles an Tieren gesehen, was ich mir wünschte, ausser den Albatross, der hier nicht lebt, sondern auf den südlicheren Inseln.
Eine Durchrechnung der Kosten ergab, dass es uns ca. 250,- Dollar teurer gekommen ist, da wir die Cruise gebucht hatten, als wenn wir alles komplett auf eigene Faust mit Tagesausflügen gemacht hätten. Das war uns das Ganze allemal wert. Die Zeit war gut gewählt, denn es gab viele Jungtiere zu sehen.
Am Ende der Cruise haben wir noch 3 Nächte auf der Hauptinsel Santa Cruz ins Puerto Ayora verbracht, welches Kleinstadtcharakter hat und uns ausser dem kleinen Fischmarkt, wo wir uns täglich mit fantastisch frischem und billigem Fisch eingedeckt haben, nicht so gefallen hat.
Es waren relativ wenig Touristen vor Weihnachten anwesend, jedoch auch deutlich weniger Tiere in der nahen Umgebung des Städtchens, weshalb uns San Christobal deutlich besser gefallen hat.
Infos:
Preise in Euro und Dollar (Landeswährung)
Flüge 4 Monate vor Reiseantritt gebucht, 313,- Euro pro Person, Hin und zurück nach Guayaquil. Fluggesellschaft: Latam Airlines, Hinflug durchgeführt von LAN, pünktlich und gut.
Ich rate im Allgemeinen aus eigener schlechter Erfahrung dringend davon ab, über einen Flugvermittler wie z.b. Opodo, E-Dreams u.s.w. zu buchen, sondern direkt über die Airline!
Hostel in Puerto Baquerizo über Booking.com, „Casa de Jeimy“ 4 Nächte im Doppelzimmer mit Bad, Küchenbenutzung für 160,- Euro gesamt, die Zimmer zur Straße sind nicht empfehlenswert wegen Lärm. Die Länge der Zeit dort, war für uns genau richtig. Der Flughafen liegt direkt am Ortsrand.
Hostel in Puerto Ayora mit schönem, sauberen Doppelzimmer kurzfristig auch über Booking.com, „Hostal White House“ mit Küchenbenutzung. 3 Nächte für 120,- Euro insgesamt. 10 Gehminuten ausserhalb in der Hoffnung auf mehr Ruhe, was sich aber nicht erfüllt hat. Wir waren die ganzen Tage nicht im Restaurant und haben uns für das Abendessen mit frischem Fisch versorgt der sehr günstig und unglaublich lecker war.
Hotel in Guayaquil: „Villa 64“ für ca. 50,- Euro pro Nacht/Zimmer mit gutem Frühstück. Laufdistanz zum Zentrum, sehr sauber und freundlich. Keine Parkplätze am Haus!
Schnellboot 2 Stunden von Puerto Baquerizo nach Puerto Ayora für 30,- US Dollar/Person, Discount über Hostel/Hotel möglich, verkehrt mehrmals täglich, Vorbuchung ein bis zwei Tage im Voraus wünschenswert.
Genereller Eintritt für die Inseln: 100.- US Dollar pro Person
Flughafensteuer Guayaquil: 20,- US Dollar pro Person
Last Minute Cruise: Es gibt diverse Webseiten mit entsprechenden Anbietern über Suchmaschine zu finden.
Wir haben 2 Tage vor Abfahrt des Schiffes gebucht
bei: www.galapagosparadise-dreams.com Preis: 6 Tage, 5 Nächte, wobei es sich dabei nur um 4 volle Tage handelt, da man erst abends das Boot betreten hat und am letzten Morgen um 8 Uhr von Bord komplementiert wurde. 1250,- US Dollar pro Person auf der Aida Maria, Neoprenanzug wurde vom Reisebüro kostenlos gestellt, Schnorchelmaske vom Boot. Superior Tourist Class inklusive aller Mahlzeiten und Getränke ohne Alkohol. Flasche Bier klein: 4,- US Dollar, Glas Wein: 5,- US Dollar. Die Mahlzeiten waren gut, die Crew sehr freundlich. Das uns der Guide (Englischsprachig), der dem Boot zugeteilt war nicht gepasst hat, war halt unser Problem und auch nicht weiter tragisch. Man durfte ihn einfach nicht mit den Guides auf meiner Amazonastour vergleichen.
Das Publikum war international, eine gute Mischung aus Amis, Aussies, Engländern, Deutsche, Kanadier zwischen 20 und 77 Jahre. Auch zwei weibliche Singles, die unabhängig voneinander gebucht, und sich die Kabine geteilt haben, ohne zusätzliche Gebühr.
Für uns war es von der Länge der Zeit genau richtig, nicht zu kurz, nicht zu lang. Wir waren den ganzen Tag gut beschäftigt. Es war insofern anstrengend, weil das Boot oft nachts gefahren ist und die See teils sehr rau war und man dadurch schlecht schlief, in den Morgenstunden donnerte dann die Ankerkette ins Wasser. Vor allem in den „Billigkabinen“ im unteren vorderen Bug, bekommt man das alles sehr intensiv mit. Empfindliche sollten also darauf achten, eine Oberkabine zu nehmen, was auf jeden Fall schonmal hilft.
Wer den besten Preis für eine Cruise rausschlagen will, sollte nicht die Hauptferienzeiten wählen wie Weihnachtsferien, Ostern, Sommerferien USA und Europa und sich nicht auf eine bestimmte Route festlegen. Grundsätzlich sind die Inseln ganzjährig bereisbar. Am besten ist es, zuerst nach Puerto Ayora zu fliegen und dort die unzähligen Touranbieter persönlich abzuklappern, um den einen gegen den anderen auszuspielen. Unsere anderen Last Minute Mitreisenden haben dies gemacht, und sind dabei noch 200,- US Dollar billiger pro Person gefahren, es lohnt sich also! Wenn man die Zeit und Nerven dafür investieren will, gibt es meiner Meinung nach keine günstigere Möglichkeit an eine Cruise zu kommen.
Sollte es wider Erwarten nicht klappen, was in der Nebensaison unwahrscheinlich ist, kann man immer noch bei den unzähligen Veranstaltern Tagesausflüge buchen.
Es gibt genügend Geldmaschinen in Puerto Ayora. Man sollte jedoch darauf achten, speziell wenn man eine Cruise buchen will, dass man sich im Vorfeld genügend grosse Dollarreserven (Landeswährung) zulegt, um das Reisebüro bar bezahlen zu können, da ein teils exorbitanter Aufschlag für Kreditkartenzahlung verlangt wird.
Fazit: Ein Höhepunkt in über 30 Jahren Reisen, es ärgert mich, nicht früher dorthin gereist zu sein. Ein Traum für jeden Tierfreund und Fotografen. Es ist jeden Dollar wert und man kann nur hoffen, dass es so erhalten bleibt und weiterer Besiedelung und ausuferndem Tourismus ein Riegel vorgeschoben wird. Schon jetzt hat man massive Probleme mit der Süßwasserversorgung auf den besiedelten Inseln und es gibt viele Neubauten und reichlich eingeführte Tiere, die hier nichts zu suchen haben und die einmalige heimische Tierwelt bedrohen.
Die Ecuadorianer machen sicher keinen schlechten Job doch letztlich ist es wie überall, Geld regiert die Welt.