Nichts desto trotz, wir naehern uns nun einem der Hauptgruende weshalb ich nochmals nach Zambia wollte, Chimfunchi. Chimfunchi, im aeussersten Norden, nur ein paar Kilometer von der Grenze zur Demokratischen Republic of Kongo gelegen, wo, anders als der Name vermuten laesst, seit vielen Jahren Anarchie herrscht und Auslaender nur hinfahren wenn sie wirklich einen guten Grund haben, dort existiert seit 1995 ein Projekt , welches Schimpansen aus aller Welt die z.b. in Privathaushalten als Haustiere gelebt haben, Tierversuchen und sonstigen abartigen Quaelereien wozu Menschen eben so zu in der Lage sind zum Opfer gefallen sind, aufnimmt und ihnen ein groesstmoeglich Tiergerechtes neues Zuhause gibt.
Die beiden Damen, Mutter und Tochter, gebuertige Englaenderinnen und geschaetzte 80 bzw. 55 Jahre halten den Laden ( die Maenner sind zwischenzeitlich verblichen) am laufen. Mittlerweile haben sich 120 Schimpansen auf der Farm, die die alte Dame mit ihrem Mann vor 40 Jahren gegruendet hat angesammelt und damit sind sie am Anschlag was die Aufnahme von Tieren angeht. Privat finanziert mit mittlerweile einigen guten Sponsoren leisten sie hier tagtaeglich mit ihren Helfern ganze Arbeit. Da die Farm soweit abseits liegt, stroemen die Touristen nicht allzu zahlreich um die Kassen zusaetzlich aufzubessern. Die Tiere werden in grossen Freigehegen in Gruppen gehalten und kommen meist zur Fuetterung, damit es keinen Streit gibt, nach Geschlechtern getrennt in Kaefige. Im Prinzip koennte der ein oder andere Schimpanse sicher wieder in die Wildnis integriert werden, gaebe es dann eine wo sie unbehelligt leben koennten. Im Kongo nebenan, wo viele gefangen wurden, werden sie entweder verscherbelt oder gleich vor Ort gegessen wenn man ihrer  habaft werden kann. In Tansania gibt es noch ein kleines Gebiet und das war es auch schon im grossen und ganzen. Wir duerfen uns die verschiedenen Affenfamilien durch den Zaun anschauen und sind beeindruckt wie gross die Maennchen teilweise sind. Eine Affendame, sie ist 40 Jahre und damit die aelteste ( Schimpansen leben so lang wie Menschen), ist so gestoert von der 20 jaehrigen “Menschenbehandlung”, dass sie nur stundenweise mit ihren Kollegen ins Freigehege will und dann in den Kaefig zurueck muss. Wir sind erstaunt von dem was uns erzaehlt wird und was sich die Chimps so alles ausdenken, z.B. am Zaun entlang fahrende Autos mit Steinen  bewerfen oder sich Stangen aus dem Wald holen um den hohen Zaun zu ueberwinden.
Nachdem wir eine Nacht auf dem schoen gelegenen aber maroden Campingplatz der Farm verbracht haben, fahren wir frueh am naechsten Morgen zurueck zum Wohnhaus der beiden Damen, wo wir einer ganz einmaligen Kuriositaet beiwohnen duerfen. Vor 20 Jahren brachte man ein kleines Flusspferdebaby auf die Farm welches man in der Naehe an einem Fluss fand. Die Mutter war getoetet worden, das Baby hilflos zurueckgelassen. Mrs. Siddle Senior nahm die Hippodame die auf den Namen Billy hoert auf und zog sie mit der Flasche gross. Sie durfte ins Wohnzimmer und ueberall ins Haus bis sie so schwer wurde das ihr Lieblingssofa unter ihr zusammenbrach. Ab dem Zeitpunkt hatte sie Hausverbot und musste leider draussen bleiben, doch es hat sich eine einmalige Beziehung zwischen den beiden entwickelt. Billy , die inzwischen 1,5 Tonnen wiegt schlaeft tagsueber in der unteren Etage eines der Affenhaeuser wo sie sich durch die Tuer quetscht oder haelt sich im Fischteich auf der allerdings viel zu klein fuer sie ist und marschiert abends zum nahe gelegenen Fluss um dort nachts zu grasen und zu baden. Morgens erhaelt sie dann 2 Flaschen warme Milch von Mrs. Siddle und wir duerfen heute dabei zuschauen. Flusspferde gelten als die gefaehrlichsten und agressivsten Tiere in Afrika, kein Tier hat mehr Menschen auf diesem Kontinent auf dem Gewissen. Sie sehen friedlich aus und sind es auch solange man ihnen nicht zu nahe kommt aber sie verteidigen ihr Revier extrem aggressiv. Als naechstes bekommen wir “Blaumaenner” verpasst, hoeren uns noch einige Anweisungen der Juniorchefin an und muessen noch einen Haftungsausschluss unterschreiben, dann ist es endlich soweit, wir duerfen in das Chimpansengehege, wo, als die Tore aufgemacht werden 5 Schimpansen auf uns losstuermen und die Trinkflaschen mit dem suessen Saft packen die wir in den Haenden halten. Ausserdem sind die Taschen unserer Anzuege voll gestopft mit Knabberzeug woven sie sich natuerlich gern bedienen. Wir haben beide ganz schnell neue Freunde gefunden die uns vorerst nicht mehr von der Seite weichen. Mit unserem Fuehrer gehen wir in den Busch, jeder einen schweren Affen auf dem Arm tragend.
So vergehen die naechsten 2 Stunden. Nachdem aller Knabberkram aus unseren Taschen verschwunden ist, begibt sich die kleine Bande auf die Baeume, bleibt aber immer in unserer Naehe. Wir laufen hier hin und dort hin und immer wieder kommen sie an und nehmen engen Kontakt zu uns auf, lassen sich tragen oder machen sonst welchen Unsinn. Dominik, ein Halbwuechsiger stuerzt sich zweimal auf meine zusammen gebundenen Haare und reisst sie mir Bueschelweise aus, zum Glueck habe ich meine Ohrringe raus genommen. Wir koennen sie in aller Ruhe betrachten, sie beruehren und ihnen ganz nahe sein, sie koennen gehen wenn sie wollen, alles ist freiwillig. Niemals wuerde ich irgendwo einen Koala oder sonst ein exotisches Tier fuer ein Foto auf den Arm nehmen wollen, so etwas lehene ich ab, aber dies ist etwas anderes, die Tiere werden zu nichts gezwungen. Dies ist natuerlich der grosse Anreiz diese abgelegene Gegend zu besuchen. Das Erlebnis,welches fuer uns dahinter steht, ist einmalig und mit den 70 Euro die wir pro Person dafuer zahlen, haben wir ein wenig zum weiteren Erfolg des Projektes beigetragen. Lange klingt das Erlebte in uns nach…….