Schon irre wenn man ueberlegt, dass man mitten durch die geflutete Wueste schippert, leider haben wir Abu Simbel bei Nacht passiert und koennen keinen Blick drauf werfen.
Am naechsten Morgen verabschieden wir uns von allen, die Italiener wollen zum Roten Meer, wuerden wir auch gern aber Claudia geht es nicht gut und muss mit Antibiotikum anfangen, damit ist baden
erstmal gestrichen.
Wir fahren durch die Oasen am Nil entlang, der hier wieder ungehindert fliessen darf. Die Menschen sind freundlich und zurueckhaltend und halten sich schoen von der Strasse weg, wir sind nun
definitiv im tiefen, schwarzen Afrika angekommen.
An Weihnachten, dem Tag als wir uns alle trennten, suchen wir uns einen schoenen Wuestenplatz und geniessen ungeduscht und fern der Heimat den im Kuehlschrank mitgebrachten Gruenkohl.
Einige Tage gondeln wir so durch die Wueste und irgendwann heisst es in die naechste verhasste Grossstadt rein, naemlich Khartoum.
Dank fehlenden Karten auf dem GPS irren wir wieder einige Zeit herum. Der Hammer in dieser Stadt sind die fast ueberall fehlenden Gullydeckel, wer da rein geraet hat verloren.
Wir finden schliesslich den herunter gekommenen Campingplatz am Nil, der sich grossspurig Blue Nile Sailing Club nennt und wo die High Societey von Khartoum ein Bierchen geniesst.
Siehe da, Joachim ist auch grad angekommen. Wir verbringen eine unruhige Nacht. Fuer 15 Dollar funktioniert noch nicht mal die Dusche, ich will den Preis druecken am naechsten Morgen, doch der
Manager stellt sich quer. Joachim und Christel hauen ordentlich auf die Pauke, von wegen Lerneffekt und so, ist natuerlich witzlos bei einem Afrikaner. Die Sache wird unangenehm, Claudia drueckt
ihm das Geld in die Hand und wir folgen Joachim zu einem Gaestehaus wo er eine Nacht bleiben will, wir duerfen draussen campieren.
Am naechsten morgen machen wir uns vom Acker Richtung Grenze, es ist alles besiedelt und beackert und wir finden schwer einen Platz aber letzlich klappt es und wir verbringen 2 Naechte
dort, weil es Claudia so schlecht geht.
Die erste angenehme Ueberraschung erwartet uns am Grenzuebergang.... nix bezahlen, null! Das erste Mal seit Syrien werden wir nicht kraeftig zur Kasse gebeten und es geht schnell, in
irgendwelchen verrotteten Hinterhof Strohhuetten bekommen wir unsere Stempel innerhalb einer halben Stunde.
Wir haben ein Ziel: am grossen Lake Tana gibt es eine Campingmoeglichkeit bei Hollaendern, absoluter Supergeheimtipp, steht noch in keinem Fuehrer und geht nur ueber Mundpropaganda.
Erstmal passiert nichts, wenig Menschen auf der Strasse und wenn, winken alle wie verrueckt, wir sind sehr positiv ueberrascht.
Wir befinden uns auf dem Dach Afrikas, nirgendwo sonst faehrt man so lange auf solchen Hoehen, wir schrauben uns hoch und dann schaut Claudia auf den Temperatutanzeiger, der Wagen kocht.
Wir halten an am Berg, auch hier ueberrascht, wieviele Leute halten und fragen ob sie helfen koennen. Wir bekommen irgendwie die Kappe vom Kuehlwasser runter und fuellen neues Wasser ein, auf
allen weiteren Fahrten faehrt Claudia sehr, sehr langsam die Berge hoch und hypnotisiert den Temperaturanzeiger, keine Ahnung, unser Technikberater sagt, es duerfe nicht sein, zum Glueck macht
Wally nur noch einmal kurz Zicken und dann nie wieder.
Mit Einbruch der Dunkelheit erreichen wir tatsaechlich noch Tim und Kim, wir sind begeistert, sie liegen direkt am See und wir koennen wunderbar dort stehen. Das Klima ist toll hier auf 1800
Meter, tags warm, Nachts etwas kuehler.
Franzosen und Hollaender sind noch da, am naechsten Tag verziehen sich die Kaeskoeppe und jede Menge Schweizer, Franzosen und Spanier trudeln ein, der Platz ist gerappelt voll.
Tim und Kim machen am 31.12 ein BBQ und wir feiern mit 15 Europaern Sylvester.
Witzigerweise treffen wir hier den Schweizer dessen Tour Claudia seit einem Jahr im Internet verfolgt. Der nette Mensch spielt ihr endlich die Karten aufs GPS wo alle mit rumfahren und welche die
besten sind, wir sind happy.
Alle verlassen die naechsten Tage den Platz, wir bleiben eine Woche bis Claudia wieder vollstaendig auf dem Damm ist.
Wir sind angetan beim weiterfahren, keine Steinewerfer, nur winkende, lachende Menschen.
Alles wirkt auf uns schoen, pittoresk, Afrika pur mit Strohrundhetten, Flaechen werden beackert, wenig Plastikmuell. Doch natuerlich steckt taeglicher, harter Ueberlebenskampf dahinter, die
Menschen sind wirklich bettelarm aber sie koennen irgendwie ueberleben, keiner verhungert hier mehr, troestlich.
Ja, wir sind begeistert, solch ein authentisches Afrika, eben wie wir uns das vorstellen, haben wir noch nicht gesehen, wir koennen uns nicht satt sehen.
Natuerlich sind wir immer und ueberall Gegenstand grossen Interesses, viele Privatautos ausser Tourveranstalter und Busse kommen hier nicht durch, jedes Auto loest Aufmerksamkeit aus und dann
noch mit 2 weissen Frauen... und natuerlich wird gebettelt, weisse Leute loesen vor allem bei den Kindern einen Bettelreflex aus, Hand aufhalten, schreien, hauptsache keine fliegenden Steine und
natuerlich darf man nichts geben, das erschwert das Fortkommen fuer alle nachfolgenden Reisenden.
Wir fahren weiter und erleben in den naechsten Tagen eine Abfolge von Horrorszenarien wie sie in der Dritten Welt alltaeglich sind aber nicht fuer uns.....
Wir verlassen Lake Tana, welches dank fehlender Industrie ein echtes Vogelparadies ist, auch das erste Nilpferd sichten wir im See.
Langsam wird das Fussgaenger und Tieraufkommen auf den Strassen dichter, man muss hoellisch aufpassen nicht irgendwen unter dem Auto liegen zu haben, wir schleichen im Schneckentempo voran. Die
Leute belegen die Strasse mit ihren Eselherden, Ziegen , Rinder und Schafherden mit Beschlag, kein Wunder bei der geringen Fahrzeugdichte. Nachmittags, wenn die ganzen Kinder aus der Schule
kommen und das Vieh zur Traenke latscht wird es extrem anstrengend. Wenn man hier 200 km am Tag macht, weiss man was man getan hat.
Dann, wir kommen einen kleinen Berg runter, kurz vor einer Bruecke, liegt eine ganze Eselherde tot auf der Strasse verteilt, auf einem sitzen schon riesige Geier. Es muss voll ein LKW rein gerast
sein. Diese Tiere sind die schlimmsten, sie latschen voellig kopflos, wie zu gedroehnt unerwartet quer ueber die Strasse und auch wenn man im Schneckentempo faehrt, knallen sie noch vors Auto.
Wenn die Huetejungen diese Tiere nicht im Griff halten sind Katastrophen vorprgrammiert, im uebrigen haben die Menschen selbst auch gar kein Verhaeltnis zu der Geschwindigkeit der Autos, man muss
staendig mit allem rechnen.
Uns ist ganz schlecht. Wir fahren wieder auf 3000 Meter Hoehe, stundenlang, die Landschaften sind gigantisch. Tief eingeschnittene Taeler, erste Blicke auf den Afrikanischen Grabenbruch,
langsames voran kommen, ueberall Baustellen, ueble Schotterpisten, viel Gewinke, alle sind friedlich.
Unser Ziel heisst Lalibela, der Touristenort schlechthin, jeder Tourist besucht diesen Ort mit seinen beruehmten quasi in der Erde stehenden Steinkirchen. Was wir nicht wissen, es ist
Aethiopsches Weihnachtsfest, die Strassen sind schwarz vor Menschen und Tieren. Wir kaempfen uns in den Ort und nach einiger Sucherei finden wir auch ein Hotel das uns im Hof campieren laest und
keinen Horrorpreis verlangt.
Die Nacht davor haben wir am Strassenrand campiert, abends hat uns niemand mehr entdeckt, am naechsten Morgen stehen aber schnell ein paar Bettler vor der Tuer, wir muessen doch tatsaechlich
unsere kleine Toilette einweihen aber fuer solche Situationen war sie ja gedacht.
Wir stuerzen uns ins Getuemmel, an die Kirchen, geschweige denn Innen ist kaum ranzukommen. Nach einigen Stunden reicht es dann aber, wir probieren die hochgelobte Aethiopische Kueche und muessen
zukuenftig leider passen, schmeckt uns nicht.
Am naechsten Morgen geht es den selben Weg zur Hauptstrasse zurueck. Nach ungefaehr 40 km liegen ploetzlich jede Menge Menschen auf der Strasse, ein offener LKW mit ca. 30 Leuten beladen ist eine
Boeschung runter, zum Glueck wohl nicht ueberschlagen, sonst waeren alle tot aber es gibt viele Verletzte und schaetzungsweise 3 Tote. Christel kriegt die Krise, reisst sich dann aber zusammen.
Claudia hat genau fuer solche Faelle extra Verbandszeug eingepackt, auch kramen wir noch Handschuhe raus und uebergeben es einer jungen Frau die sich kuemmert, mangels weiterer Handschuhe, die
Claudia nicht finden kann stehen wir dann dem ganzen relativ hilflos gegenueber, viele fahren auch einfach weiter, andere laden Verletzte ein, natuerlich kommt hier nicht mal eben eine Ambulanz
angebraust, die ganze Szene ist schwer zu ertragen, noch schwerer wenn man bedenkt ,das es bettelarme Leute sind die zum Pilgern nach Lalibela kamen und ihre einzigen Groschen wahrscheinlich fuer
diesen Truck ausgegeben haben. Viele sind verstoert, stehen total unter Schock, liegen einfach am Boden, Tote werden beklagt. Wir fahren weiter, mehr koennen wir hier nicht tun.
Wir versuchen das ganze irgendwie zu verdauen, geniessen die fantastische Landschaft, schrauben uns auf ueber 3500 Meter, hier leben noch viele Menschen, es gibt recht viel Vieh, wohl das
Haupteinkommen.
Wir stossen auf der anderen Seite in fantastische fruchtbare, gruene Taeler vor, den Menschen scheint es dank genug Regen recht gut zu gehen, wunderbare Bilder. Auf 3000 Meter werden uns frische
Moehren entgegen gehalten, muss man sich mal vorstellen, natuerlich schlagen wir zu.
Es ist bekannt, fast jede Strasse die man in Aethiopien faehrt ist atemberaubend. Claudias Horrorvorstellung ist allerdings irgendwo liegen zu bleiben, nicht wegen der Panne, das regelt sich
schon irgendwie aber man waere fast augenblicklich von Menschen, hauptsaechlich Kindern umringt und die bleiben und ruehren sich nicht mehr.
Einmal wagen wir eine Mittagspause, auch in der relativ Menschenleeren Gegend tauchen schnell Kinder auf die jede Bewegung verfolgen. Zukuenftig bereiten wir alles so vor, das wir im fahren essen
koennen.
Weiter geht es ueber fantastische Hoehenzuege, vollgepackte, fast nicht mehr zu passierende Doerfer und Staedte, reine Nervensache.
Wir machen es so wie alle die mit dem Auto unterwegs sind und suchen uns zum uebernachten Hotels, das beste am Ort ist meist grad ertraeglich was die sanitaeren Anlagen betrifft, nutzen diese und
schlafen natuerlich im Auto.
Doch selbst in den Innenhoefen muss Claudia meist noch ein Machtwort sprechen, weil irgendwer unbedingt jede Bewegung von uns dicht am Auto verfolgen muss.
Irgendwann kommen wir durch eine belebte Stadt, am Ortausgang liegt ein angefahrener im sterben begriffener Esel mitten auf der Strasse, die sonst so aufgeschlossenen Leute sind auf einmal sehr
zurueckhaltend.
Wir koennen nichts machen, weder haben wir Todesspritzen dabei, noch etwas um dem Tier eine Kugel zu verpassen, Claudia wuerde es machen. Hier sind massenhaft Knarren die offen getragen werden im
Umlauf aber wen interessiert ein Esel.
Wir naehern uns der Hauptstadt und dank GPS finden wir Wim den Hollaender auf Anhieb, was fuer ein Erfolgserlebnis. Hier ist wieder der Treff fuer Afrikafahrer und man soll es nicht glauben, ein
riesen Alkovenwohnmobil gesteuert von Franzosen hat es hier her geschafft. Sie verschiffen aber irgendwann und fahren nicht bis in den Sueden.
Lutz, auf den Claudia all ihre Hoffnung gesetzt hat, er waere der ideale Partner mit Zweitfahrzeug gewesen fuer eine kleine Expedition, ist leider der Totalausfall, er musste von Khartoum wegen
Familienangelegenheiten Hause fliegen. Auch hier die ueblichen Verdaechtigen, wo sind bloss die Berliner mit Toyota geblieben die wir unterwegs getroffen haben, Claudia sucht im Moment noch
vergeblich nach einem weiteren Wagen. Joachim kommt abends an, er war schon weit im Sueden und musste dann auf einen Truck verladen, die Koreakiste qualmt derartig, dass alle anderen
Strassenbenutzer voellig im dunkeln stehen.
Abends sitzen wir bei Wim zusammen, als es Christel immer schlechter geht, der wenige Mageninhalt kommt raus aber es hoert auch danach nicht auf. Claudia weiss sofort was die Stunde geschlagen
hat, die letzten Tage waren viel zuviel, sie hat die Negativerlebnisse nicht verkraftet.
Im Moment geht es etwas besser, wir muessen abwarten, hier gibt es ja einen Internationalen Flughafen. Die Strecke die kommt wird einsam und absolut abseits jeder Zivilisation, kein Thema in dem
Zustand.
Wally unterzieht sich heute ein paar Servicearbeiten, Claudia hofft auf neue Afrikafahrer mit vernuenftigem Gelaendewagen und Christel hofft hier nicht abbrechen zu muessen.
In Kenia bekommt Claudia auf jeden Fall wieder einen Beifahrer aber sie hofft, das Christel es bis dorthin auch schafft.
Christel geht es wieder einigermassen, Claudia bekommt jetzt Probleme wegen der schlechten Luft und bellender Hunde nachts, also nix wie weg aufs Land.
Christel will nur eins.. nach Kenia, Claudia wuerde gern noch was machen aber es ist ohnehin kein weiterer Gelaendewagen aufgetaucht.
Wir tauchen nun wieder ins laendliche Chaos ab und werden noch einige Tage zur Grenze brauchen, auch Nordkenia ist einsam.
wir verlassen addis mit einer tollen campingplatzempfehlung an einem see wo wir 2 naechte verweilen, dann geht es richtung sueden. christel hat es ploetzlich doch nicht mehr so eilig und wir
machen noch einen kleinen abstecher in die berge auf ueberraschend guter piste. leider liegen die markttage unguenstig, auf diesen tauchen in den abgelegeneren gegenden immer vertreter
verschiedenster staemme auf, wo man dann mal einen blick drauf werfen kann. wir koennen uns nicht durchringen zu den mursi zu fahren, die mit den riesigen tellern in den lippen, weil hier schon
eine art zootourismus herrscht und wir uns ausserdem einen fuehrer ins auto setzen muessten wofuer wir keinen platz haben und der uns dann die ganze zeit zulabert.
die strasse zur grenze ist erstaunlich gut und geteert.
aethiopien war das aufregendste und interressaNTESTE LAND DER REISE UND DAS WIRD AUCH nicht zu toppen sein. afrika pur wie man es sich vorstellt, eingebetteet in eine gigantische landschaft. fuer
selbstfahrer eine echte herausforderung und nur fuer erfahrene mit guten nerven zu empfehlen. das land hat uns beiden sehr gefallen und claudia moechte unbedingt nochmal hin aber mehr in die
abgelegeneren teile. einen stockschlag hat wally abbekommen, einige steinwerfversuche die nicht getroffen haben. es sind immer die huetejungen zwischen 4 und 15 jahren, die bevoelkerung ist im
grossen und ganzen sehr nett aber oft sehr aufdringlich, was natuerlich nicht nur in aethiopien der fall ist.
die durchschnittliche lebenserwartung betraegt gut 40 jahre, abseits der recht wenigen strassen ist die situation was gute wasserversorgung und anderes angeht sicherlich mehr als mager.
solange keine duerreperiode kommt, wie zuletzt 01, mag es alles einigermassen gehen, doch richtig auf die beine kommt dieses land nie. aethiopien hat 300 mio us dollar fuer den sinnlosen krieg
gegen eritrea verpulvert.
wir koennen nur jedem, den afrika und dort das besondere interessiert empfehlen, sich einer gut organisierten gruppenreise anzuschliessen, es lohnt sich.
und eine erkenntnis haben wir wieder mal mitgenommen die nicht neu ist aber immer wieder verbluefft und uns manchmal beschaemt mit unseren kleinen unbedeutenden sorgen:
DIE AERMSTEN SIND DIE FROEHLICHSTEN!