Grand Canyon, Monument Valley, Petrified Forest, Death Valley

Wir begeben uns auf dem Highway nach Williams. Hier haben wir schon hoch aufgetürmten Schnee und Kälte erlebt. Glück, dass dieser Winter anscheinend mild ausfällt. Im angrenzenden National Forest finden wir ein herrlich ruhiges Plätzchen und nachts gibt es nur leichte Minus Grade.

Die letzten sechzig Meilen sind am Morgen schnell gemacht. Zum vierten Mal besuche ich nun bereits den Canyon aller Canyons und jedes Mal wieder gibt es den großen „Wow“ Effekt wenn man das erste Mal an den Rand tritt, es gibt nichts vergleichbares. Grand Canyon sehen und sterben, meint Mutter, wenn es denn schon sein muss.

Am nächsten Tag unternehmen wir eine herrliche Wanderung entlang des Canyon Rim ohne viele Menschen zu treffen, das Wetter ist fantastisch, der richtige Winter lässt hier auf 2100 Metern Mitte Januar auf sich warten, was uns sehr recht ist. An dem am stärksten frequentierten Teilstück des Rim Walk zwischen Visitor Centre und Hotels, hat man die verschiedenen Gesteinsschichten mit Altersangaben ausgestellt, sehr schön. Man nimmt an, dass die ältesten Schichten über 180 Billionen Jahre alt sind. Vom Rim bis zum runter zum Colorado River sind es 1500 Meter, der Canyon selbst wird auf sechs Millionen Jahre geschätzt und eigentlich weiß man nach wie vor nicht, wie es der Fluss geschafft hat, sich seinen Weg hier durch zu bahnen. Er entspringt in den Colorado Rockies, ist durch Dämme malträtiert und insgesamt 2300 km lang und verliert auf seiner Reise durch spektakuläre Landschaften 3700 Höhenmeter bis er in den Gulf of California fließt.

Die nächsten Nächte verbringen wir direkt außerhalb bei Tusayan im Kaibab National Forest, wo es reichlich Auswahl an guten, freien Stellplätzen gibt.

Ich möchte mich auf den Bright Angel Trail begeben und an einem Tag runter an den Colorado und wieder zurück laufen. Angeblich ist das nicht möglich, da zu weit und zu viele Höhenmeter für eine Tagestour. Ich rechne mir das durch und beschließe, dass es für eine geübte Bergziege durchaus machbar ist.

Der Wecker am Morgen versagt, wir kommen etwas zu spät los und nachdem ich fast durch das ganze Grand Canyon Village gefahren bin, verfolgt von einem Wagen der Ranger, beschließen diese mich kurz vor dem Parkplatz zu belästigen.

Wie auf einem Highway in Los Angeles führen sie sich auf. Auf Christels Seite sichert die Kollegin, falls Mutter auf die Idee kommen sollte, plötzlich die Knarre aus dem Handschuhfach zu reißen. Der Kollege wirft mir vor, zehn Meilen zu schnell durch die Schulzone gefahren zu sein, das war vor über zehn Minuten. Ich verkneife mir zu fragen, ob er dies beweisen kann und warum er mich erst jetzt anhält und gebe mich reumütig. Die netten Ranger von nebenan sehen definitiv anders aus. Sie ziehen sich mit meinem Pass zurück und brüten über dem Kennzeichen, dann möchte man noch meine Versicherung sehen und danach fällt ihnen nichts mehr ein. Mit einer mündlichen Verwarnung im Hinblick auf Schulzonen werde ich gnädig entlassen und kann endlich auf meinen Trail starten.

Dieser ist recht breit, da er auch von den geführten Maultier Touristen Gruppen, die sich hinunter und hinauf tragen lassen, benutzt wird, und ich kann richtig Tempo auf dem Weg abwärts machen. Nach insgesamt drei Stunden stehe ich am Colorado. Nun geht es noch über eine Brücke und etwas später bin ich an der Phantom Ranch und dem Campingplatz, wo wenige Zelte stehen, um diese Jahreszeit ist hier um vier Uhr Schluss mit Sonne und es wird kalt. Auf der Ranch kann man sich einmieten bei Vollverpflegung.

Der Weg zurück nach oben kostet mich fünf Stunden und die letzten zwei Stunden ziehen sich mehr als gedacht, die Rockies sind eben doch schon eine Weile her. Kurz vorm Dunkeln erreiche ich den Wagen und finde eine Nachricht, wie ich zum Zimmer finde, welches Christel für diese Nacht gemietet hat. Die Dusche und das warme Zimmer sind nach diesem langen Tag einfach köstlich.

Am nächsten Tag geht es weiter Richtung Osten auf den Desert View Drive. Der Ostwind ist heute schneidend kalt aber bei den Aussichten kann man nicht im Wagen sitzen bleiben.Über Tuba City geht es nach Kayenta und damit befinden wir uns nun in Land der Navajo Nation bzw. der Hopi Indianer. Mutter will schon wieder ins Hotel und wir mieten uns in einem der zwei Hotels des Ortes, dem Hampton Inn ein, welches sehr schön ist. Abends im warmen Bett hocken mit Internetzugang ist natürlich auch nicht zu verachten.

Am Morgen möchte eine gut gekleideter Herr der First Nation gerne fünf Dollar von mir, da er angeblich die ganze Nacht mein Auto bewacht hat, an der Tankstelle wollte man mir Schmuck andrehen. Mutter findet das gar nicht lustig, ich amüsiere mich köstlich, erinnert dies doch so an vergangene Afrika Zeiten.

Auch Monument Valley ist immer wieder einen Blick wert. Wir zahlen fünf Dollar pro Nase in die Kasse der Ureinwohner und begeben uns auf die holprige Piste hinunter ins Tal, wo wir vier Stunden versuchen, gute Fotos der monumentalen Landschaft zu schießen. Früher hat man hier am Rim campen können. Das kann man zwar immer noch, aber etwas abgeschlagener, da nun auf der Prime Location ein Hotel und Souvenir Shop steht, der eine fantastische Auswahl an Türkis/Silber Schmuck beherbergt. Der Campingplatz hat zurzeit geschlossen. Die Winterpreise im Hotel sind annehmbar und der Blick aus dem Zimmer unbezahlbar, daher bleiben wir und genießen die Abendstimmung bei im Wagen zubereitetem Sauerkraut mit Kartoffelpüree und einer Flasche Beringer Wein.

Am Morgen begeben wir uns nordwestlich und dann stramm südlich auf der 191 zum Canyon de Chelly National Monument. Dies ist ein vierfingeriger Canyon mit einigen Anazazi Stätten und alten, in den Fels gebauten Behausungen. Das Land im Canyon wird von jeher als Anbaufläche genutzt, auch heute noch werden viele Flächen über den Sommer beackert, ein Flüsschen sorgt für die nötige Bewässerung. Den Abstiegspunkt über den ich vor sechzehn Jahren in den Canyon lief, finde ich nicht mehr, es gibt viele streunende Hunde und Pferde und man muss sich in acht nehmen, dass niemand unterm Wagen landet. Christel will in Chinle ins Hotel, Auswahl gibt es nicht, sondern nur ein Holiday Inn mit super High Speed Internet, es gibt schlimmeres. Das einzige was mir nicht gefällt, sind die Warnschilder auf dem Hotelparkplatz, nichts wertvolles im Wagen zu lassen, an einem Hotel habe ich das noch nicht gesehen und schlafe daher im Wagen, nur für alle Fälle, überheizte Hotelzimmer kann ich sowieso nicht ausstehen.

Die Nacht ist ereignislos und wir begeben uns am Morgen weiter südlich und dann westlich zum Petrified Forest National Park, der durch die größte Ansammlung fantastisch versteinerter Bäume weltweit ein unerwartetes Highlight ist. Die Bäume lebten vor 200 Millionen Jahren und lang hat man massenhaft hinaus geschleppt um damit unter anderem Bahnschwellen zu bauen. Mit Leichtigkeit könnte man hier ein Stückchen als Souvenir einstecken was natürlich streng verboten ist und zudem Unglück bringt. Wozu auch, um irgendwo vor sich hin zu stauben?

Es wird langsam milder aber in Holbrook geht es noch einmal ins Motel, trotz herrlichen Internet Abenden und täglicher Dusche habe ich nun die Nase voll davon und Mutter verspricht Besserung.

Über Heber, Payson und Strawberry geht es bergauf und bergab über diverse 2000 Meter Pässe, Arizona liegt hoch, im Sommer findet man hier in den Bergen ein angenehmes Klima, im Winter oft viel Schnee und Kälte. Die Sommerhäuser und Campingplätze liegen verlassen da, es gibt unendliche, herrliche Wälder.

Bei Camp Verde sind wir den kalten Höhen entronnen und finden einen gemütlichen Forest Campsite wo wir den Nachmittag in der Sonne verbringen können.

Am nächsten Tag geht es nach Montezuma Castle National Monument, wo die Southern Sinagua zwischen 1100 und 1300 gelebt haben. Ein fünfstöckiges, dreißig Meter über dem Boden gebautes „Haus“ mit 20 Räumen ist noch ganz gut erhalten und man kann es von unten bestaunen. Irgendwann haben dann alle die Gegend verlassen, warum, weiß man nicht.

Im netten Flagstaff befinden wir uns schon wieder auf 2000 Metern, hinunter nach Sedona, das ziemlich spektakulär von roten Felsen umgeben liegt, wird es wieder recht mild. Das alte Bergbau Kaff Jerome erreichen wir auf der 89, mittlerweile ein beliebter Touristenort mit Galerien und Cafe`s. Wieder knacken wir die 2000 Meter Marke und winden uns nach Prescott wo wir auf der Höhe eine kalte Nacht im National Forest erwarten, es bleibt jedoch unter dem Gefrierpunkt.

Am nächsten Tag geht es weiter südwestlich bis wir auf den Joshua Forest Parkway stoßen, eine sehr belebte Strecke die uns zurück nach Kingman bringt.

Bei Laughlin sind wir wieder im Staat Nevada und der Casino Welt. Ich biege auf eine Piste ab und nach einigen Kilometern finden wir ein herrliches etabliertes, freies Campsite direkt am Wasser.

Einige weitere Nächte relaxen wir am Lake Mead, bevor wir in die sündige Stadt zurückkehren, wo wir für zwei Nächte im Excalibur Hotel absteigen, welches leicht in die Jahre gekommen ist und mal die Fenster gegen was schalldichteres austauschen könnte.

Diese vier Wochen vergingen wie im Flug und Christel verabschiedet sich ins warme Hawaii, um dort den Rest des Winters zu verbringen.

Ein weiteres Hotel Internetschnäppchen lässt John und mich für zwei Tage im interessanten Hard Rock Hotel absteigen. Wir sind begeistert von der enormen Sammlung an Gitarren und Klamotten von Bands und anderen Größen die im Foyer ausgestellt sind. Der originale Nachbau des Hofbräuhauses liegt direkt gegenüber, ich kann mir aber einen Besuch gut verkneifen.

John fliegt für zehn Tage nach Hause, ich begebe mich derweil ins Death Valley National Park. In Pahrump treffe ich nach ewigen Zeiten mal wieder Europäer. Die Schweizer mit zwei Kindern und Hund haben einen typisch amerikanischen Camper gekauft in dem sie das letzte halbe Jahr ihrer zweijährigen Reise verbringen, welche damit begann, dass sie ihr Segelboot über den Atlantik nach Südamerika segelten.

Im Death Valley, und somit Kalifornien, begebe ich mich direkt auf eine Nebenpiste, wo ich einen tollen Campingspot finde, der mich zwei Tage verweilen lässt. Death Valley verfügt über eine große Anzahl von Pisten, an denen man kostenlos campieren darf.

Das Wetter ist herrlich, ich cruise weiter zum Dantes View, wo sich von 1600 Metern Höhe ein spektakulärer Blick ins Tal ergibt. Ich hocke dort Stunden, weil ich am Nachmittag besseres Fotolicht erwarte, stattdessen wird es immer schlechter. Heute finde ich abseits der Teerstraße keine Camp Möglichkeit und begebe mich ein Stück auf der 190 aus dem Park um dort auf einem Plateau einen tollen Platz zu finden.

Der 20 Mule Drive und Zabriskie Point sind immer einen Besuch wert und auf dem Campingplatz in Furnace Creek kann ich Wasser auffüllen und die Shorts raus holen, es ist staubtrocken und satte dreißig Grad warm, der erste Hochsommertag und hoffentlich nicht der letzte in diesem Jahr.

Vorbei an alten Borax Minen und einem kleinen Flüsschen, dem Salt Creek, der extrem salzig ist und trotzdem Leben in Form von kleinen Fischen beherbergt, geht es über Stove Pipe Wells und den 1500 Meter hohen Emigrant Pass zum freien Wildrose Campingplatz.

Am nächsten Morgen fahre ich die sieben Meilen zum Parkplatz, um von dort die sechseinhalb Kilometer pro Weg auf den Wildrose Gipfel anzugehen. Der Weg schlängelt sich durch herrliche, duftende Kiefernwäldchen und erinnert eher an die Sierra Nevada als an eine der trockensten Wüsten der Welt, einige Schneereste erschweren den letzten großen Anstieg aber dann ist es geschafft und ich stehe auf dem zweithöchsten Gipfel des Todestals mit 2700 Metern. Der Rundblick ist grandios und schließt die schneebedeckte Sierra mit ein, die man in der Entfernung ausmachen kann.

Mein Blick schweift hinüber zum höchsten Gipfel, dem 3366 Meter hohen Telescope Peak. Den Aufstieg dorthin muss ich mir zähneknirschend verkneifen, da der Weg verschneit und vereist ist.

„Deutsche auf 3000 Metern bei Eisglätte im Death Valley abgestürzt“ Die Schlagzeile muss ja nicht sein, zumal viele das auch noch für eine Ente halten würden.

Ich schlafe wieder auf dem Wildrose Camping und suche mir dann gegenüber des tiefsten Punktes, der 86 Meter unter dem Meeresspiegel gelegen ist, einen gemütlichen Platz, wo ich die nächsten Tage die Wärme absorbiere, hier gibt es sogar Gras und Bäume.

Über den Jubilee Pass und Pahrump geht es zurück nach Vegas. John landet pünktlich und wir fahren die kurze Strecke zum Lake Mead, wo wir wieder mal ein tolles Plätzchen am Wasser finden und in Ruhe das Wageninnere sortieren. Ein weiteres Mal geht es zum Valley of Fire State Park und dann endlich, bin ich nach all den Jahren zurück in einer der spektakulärsten Gegenden der Welt, Utah